FAKT 67

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Es ist Februar 1785. Mehrere Kinder in dem kleinen Örtchen Blair klagen Elly Kedward, eine in Irland geborene ältere Frau, an, ihnen mit einer Nähnadel Blut entnommen zu haben, nachdem sie sie unter einem Vorwand in ihr Haus gelockt hatte. Ellys Schicksal ist schnell besiegelt: sie wird der Hexerei schuldig befunden, nach langen Misshandlungen auf einen Schlitten gebunden und in den umliegendenWald gebracht, in dem einer der härtesten Winter seit Jahren regiert. Mit verbundenen Augen wird Elly an einen Baum gefesselt und weiter gefoltert, dann schließlich sich selbst und den Hunden der Bürger überlassen. Nachdem sie auch diese Qualen überlebt hat, wird der Baum zu ihrem Galgen und Elly mit einem Strick daran aufgehängt. Die Dorfbewohner nehmen an, sie sei tot, und lassen sie im Wald zurück.

Im November 1786 holt sie die Vergangenheit wieder ein. Alle Menschen, die mit Ellys Verderben in Verbindung stehen, verschwinden. Besonders groß ist das Leid der Bürger, als es auch ihre Kinder trifft: die Hälfte von ihnen geht verloren und bleibt unauffindbar. Die übrigen Bewohner von Blair werden von Angst gepackt und verlassen den Ort mit dem Schwur, Elly Kedwards Namen nie wieder auszusprechen.

Doch die Geschichte verschwindet nicht in der Versenkung. Wieder ist es November, 23 Jahre später. Im Jahr 1809 erscheint das Buch „The Blair Witch Cult“ anonym, das die Geschehnisse im Wald von Blair aufgreift und detailliert nacherzählt. Von den gruseligen Ereignissen und dem beginnenden Kult um die vermeintliche Hexe lassen sich die  Grundeigentümer Joshua Harley und Henry Burkitt allerdings nicht abschrecken. 1824 gründen sie die Stadt Burkittsville an jenem Ort, wo Elly Kedward angeblich ihr Unwesen treibt. Schon im August 1825 kommt es zu Augenzeugenberichten, dass eine bleiche Frau das Mädchen Eileen Tracle in den Tappy East Creek, ein Gewässer im Wald, gezerrt habe. Eine Leiche wird nie gefunden, das Wasser im Tappy East Creek jedoch ist 13 Tage lang mit Holz verstopft und schmutzig.

Nachdem es über ein halbes Jahrhundert ruhig geblieben ist, verschwindet der 8-jährige Robin Weaver im März 1886. Zwar kehrt er nach Burkittsville zurück, seine Sucher hingegen nicht. Einige Zeit später werden ihre Leichen am Coffin Rock, nahe der Stadt, grausam zugerichtet gefunden.

Mitte des 20. Jahrhunderts, von November 1940 bis Mai 1941, verschwinden weitere sieben Kinder aus der Gegend. Ihre stark verstümmelten und ausgeweideten Körper werden am 25. Mai 1941 im Haus des Einsiedlers Rustin Parr von der Polizei gefunden. Parr erklärt, er habe so gehandelt, weil der Geist einer alten Frau es ihm befohlen habe. Wie Elly Kedward wird auch er am 22. November des Jahres gehängt.

Drei Studenten, Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael Williams, kommen im Oktober 1994 nach Burkittsville, um für eine Semesterarbeit in Form eines Dokumentarfilms über die Hexe von Blair zu recherchieren. Mehrere Bürger bestätigen, den Geist gesehen zu haben. Die drei brechen nach Coffin Rock auf und kehren nie wieder zurück. Nach ausgedehnten, aber erfolglosen Suchaktionen wird die Akte am 19. Juni 1995 unaufgeklärt geschlossen.

Am 16. Oktober 1995 wird der Grundstein für den 1998 erschienenen Film „The Blair Witch Project“ gelegt: Studenten der University of Maryland finden das Filmmaterial ihrer vermissten Kommilitonen unter einer alten Hütte. Zwar dürfen die Familien der Verschwundenen die Sequenzen teilweise sichten und erkennen paranormale Vorgänge darin, doch die Polizei hält einige Ausschnitte für gefälscht. Die Mutter von Heather Donahue geht mit der Geschichte an die Öffentlichkeit und Haxan Entertainment beginnt mit den Dreharbeiten zu einem der wohl bekanntesten Pseudo-Dokumentarfilme überhaupt.

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