Kapitel 20 - Killian

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Helios kommt auf mich zu und fragt: »Wo ist Toni?«

»In unser Zimmer gegangen«, antworte ich, wobei ich es mir nicht verkneifen kann, die Betonung auf »unser« zu legen.

»Du bist so ein Idiot«, gibt Helios ungerührt zurück und meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. »Wenn man mich gezwungen hätte Toni zu heiraten und sie mich so anschauen würde, wie sie dich ansieht, würde ich nicht so bescheuert sein und sie von mir stoßen. Ich würde ihr den Himmel auf Erden schenken. Diese Frau ist etwas ganz besonderes. Und aus irgendeinem Grund hat sie nur Augen für dich. Und du Idiot verletzt sie mit Worten, wie man das schlimmer kaum kann.« Helios Stimme ist immer lauter geworden und im Raum herrscht jetzt stille. Er schüttelt den Kopf und sieht mich fassungslos an, während ich genauso fassungslos zurück starre, nicht fähig etwas darauf zu erwidern. Wie kann er es überhaupt wagen, so mit mir zu sprechen? Er ist überhaupt nicht in meiner Situation. Auf seinen Schultern, lastet nicht so viel wie auf meinen. »Irgendwann wirst du das bereuen«, sagt er noch und geht dann aus dem Raum. Plötzlich überkommt mich eine ungeahnte Müdigkeit. Er hat Recht, aber das hätte ich niemals vor ihm zugegeben. Ich weiß, dass ich Toni unfair behandele, aber es gibt so viel um das ich mir Gedanken machen muss.

Zum weiter grübeln bleibt mir keine Zeit, denn Lope schnappt meinen Arm und zieht mich hinter sich her. Vor der Tür bleibt sie stehen.

»Was hast du getan?«, kommt sie sofort zum Punkt. Ich verdrehe die Augen, erzähle ihr dann aber was sich zugetragen hat.

»Ich wollte nur, dass sie geht und sich in Sicherheit bringt«, rechtfertige ich mich.

Lope schüttelt nur den Kopf bevor sie sagt: »Helios hat Recht. Du bist ein Idiot.« Erneut verdrehe ich die Augen. Warum müssen mich alle als Idioten bezeichnen?

»Geh zu ihr und entschuldige dich, Kilian. Bevor du es wirklich bereust. Warum müsst ihr beide eigentlich so stur sein?«

»Wir sind nicht stur«, streite ich ab. »Wir beenden diese Mission und dann geht sie zurück an die Oberfläche und alle sind glücklich.«

Penelope schnaubt. »Das glaubst du doch selbst nicht. Ich kenne zwei Menschen die dann sehr unglücklich sein werden«, erwidert sie und verschwindet dann wieder im Wohnzimmer. Und warum hauen immer alle ab, bevor ich etwas erwidern kann?

Unentschlossen schaue ich zwischen der Wohnzimmertür und unserer Zimmertür hin und her. Ich bin einfach nicht der Typ für Entschuldigungen. Der Heiratsantrag den ich Toni gemacht habe, hat mich damals unendlich viel Überwindung gekostet. Niemals hätte ich geglaubt wieder so über meinen Schatten springen zu müssen, doch im Moment sieht es ganz danach aus.

Fluchend raufe ich mir die Haare und mache mich dann auf den Weg in unser Zimmer. Toni liegt auf dem großen Doppelbett und tut so als würde sie schlafen, doch ihr unregelmäßiger Atem verrät sie. Ich lasse mich auf meiner Seite nieder und sage: »Ich weiß, dass du nicht schläfst.« Sie seufzt leise, bevor sie antwortet: »Und? Willst du jetzt einen Orden dafür?« Ich muss lächeln. Typisch Toni, immer eine scharfe Antwort auf der Zunge. Tief einatmend, sage ich die Worte die mich immer noch eine Menge Überwindung kosten: »Es tut mir Leid, Toni. Ich wollte nur, dass du in Sicherheit bist. Das musst du doch verstehen oder?«

»Das ändert nichts, Kilian.« Nun dreht sie sich zu mir um und ich kann in ihr Gesicht schauen, was mir sofort einen Stich versetzt. Ihre Augen sind rot umrandet, sie hat geweint. Zu wissen, dass ich es war der sie zum Weinen gebracht hat, fühlt sich scheiße an. Ich will sie doch eigentlich zum Lachen bringen, so wie Helios das immer schafft.

»So geht das einfach nicht«, fährt sie fort. »Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich zulasse, dass du mich beschützt und dann selbst daneben stehe und zuschaue, wenn du Schutz brauchst. Das funktioniert nicht. Egal was wir für einander empfinden oder auch nicht empfinden, wir sind noch verheiratet, wir sind ein Team und müssen zusammenarbeiten und dazu müssen wir ebenbürtig sein.«

Ich weiß, dass sie Recht hat, doch es geht mir tierisch gegen den Strich. Sie soll sich meinetwegen nicht in Gefahr bringen. Es war schon meine Schuld, dass sie in diese vermaledeite Situation geraten ist, da soll es nicht auch noch meine Schuld sein, wenn ihr etwas passiert. Außerdem bin ich so erzogen worden, dass die Frauen unter den Männern stehen. Wir sind dazu da sie zu beschützen und im Gegenzug machen sie was man ihnen sagt. Leider ist Toni nicht so erzogen worden. Aber wenn es so wäre, würde ich sie dann genauso sehr mögen, wie es jetzt der Fall ist?

Tonis Blick ist so stechend und selbstbewusst, dass ich gar nicht anders kann, als ihr Recht zu geben. Resigniert lasse ich die Schulten hängen. »Okay«, antworte ich dann leise, was sie sichtlich zu verblüffen scheint. »Dann sind wir ab jetzt ebenbürtig.«

»Wirklich?«, hakt sie nach und die Wut ist der Überraschung gewichen. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen als ich nachdrücklich nicke. »Wirklich.«

»Oh«, antwortet Toni und räuspert sich. »Na dann... Gut.« Dann dreht sie sich um und gibt mir somit zu verstehen, dass das Gespräch beendet ist. Trotz allem muss ich lächeln

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