Teil 6 ~ 12.04.2013

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P.O.V. Lina

Er steigt aus und fängt an, auf Ariana einzureden. Florian und Tom setzen sich schnell in das Auto und wir schweigen einfach vor uns hin. Ich lehne mich nach vorne, um die Musik anzumachen, denn ich höre etwas zu deutlich, wie sich die beiden draußen streiten. Die 'Toten Hosen' fangen an aus voller Brust 'Alles aus Liebe' zu singen. Die Musik macht die Situation nicht angenehmer, weshalb Flo sie wieder ausschaltet und sich umdreht: "Was ist passiert? Wir haben nur gesehen, wie ihr euch fast geküsst hättet -" An diesem Punkt muss ich ihn unterbrechen: "Wir haben uns nicht geküsst! Wir haben nur Spaß gemacht. Also, dass ist so ein Ding zwischen uns, wenn wir die anderen verwirren wollen. Total harmlos", füge ich hinzu und verschränke die Arme. "Ok, Ok... Es sah halt so aus", sagt Tom und dreht sich nun auch um, "Ich finde auch, dass die beiden nicht zusammen passen." 

Ich schaue Florian entsetzt an, worauf dieser nur mit einem ruhigen Schulterzucken reagieren kann und antwortet: "Es ist mir rausgerutscht. Und es ist ja nicht so, als hätten Tom und Ari das gleiche Verhältnis wie wir beiden." Er grinst mich an und ich lasse resigniert den Kopf nach hinten fallen. "Sollen wir auf Nico warten?", fragt Flo nach einer Weile Stille. "Ja, er meinte, er hat es praktisch gleich erledigt.", antworte ich und genau in dem Moment macht Nico die Tür auf, setzt sich rein und sagt einfach nur: "Können wir los?"

Die gesamte Fahrt verbringen wir in vollkommener Stille. Wir haben nicht einmal die Musik an, die normalerweise Pflicht in unserem Auto ist. Erst als wir ankommen, die Türen öffnen und aussteigen, kann ich wieder tief durchatmen. "Ich fahr nochmal los. Tom kommt mit und wir gehen einkaufen.", sagt Flo und küsst mich auf die Wange und flüstert in mein Ohr, "Macht keine Dummheiten." Ich haue gegen seinen Arm, zu halbherzig, um es ernst zu meinen. "Hab dich auch lieb", antworte ich und winke Tom nochmal zu. 

"Dann wollen wir mal", sage ich leicht beklommen, "Was war jetzt mit Ariana? Alles gut? Kann ich irgendwas machen?" Er grinst mich an und antwortet: "Alles gut. Ich habe mit ihr geredet und erklärt, dass du nichts gemacht hast. Jetzt will sie mich heute Abend auf der Peißnitz treffen. Mal schauen, ob ich es dahin schaffe.", wieder grinst er mich an und ich muss zurück lächeln, "Naja, aber ich würde trotzdem bei dir pennen. Wenn das in Ordnung ist?" Er schaut mich an und ich antworte einfach: "Klar. Wollen wir eine rauchen, bevor wir irgendwas anderes machen?" Er nickt und wir laufen die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Ich mach die Zimmertür auf und gehe direkt auf mein Fenster zu. Dieses öffne ich zuerst, um dann meine Kissen auf das Fensterbrett zu legen. Ich nehme mein Drehzeug raus, drehe erst mir eine und biete dann mein Tabakzeug Nico an. Der schüttelt den Kopf und holt sich seine eigene Zigarette raus. Wir setzen uns nebeneinander und schauen auf die Hortensien meiner Nachbarn.

Ich zünde die Zigarette an und merke, wie der Rauch in meine Lunge kommt. Ich entspanne mich und beobachte Nico, der sich ebenfalls die Zigarette anzündet und dann einfach entspannt den Rauch durch die Nase ausatmet. 

"Und bei dir so? Wie geht es dir?", fragt Nico, nach einer kurzen Pause, "Wir reden ja kaum noch miteinander. Also du bist irgendwie seltsam zu mir." Unauffälig weiche ich seinen Blicken aus, ziehe noch zweimal an der Zigarette und nach kurzem Überlegen antworte ich: "Ja, soweit alles in Ordnung. Ein bisschen stressig gerade wegen Florian, der jetzt gerade aus Kanada gekommen ist und gleich wieder los will." Kurz stocke ich und muss schlucken.

So wirklich habe ich noch niemandem erzählt, warum ich nicht über meine Mutter rede oder immer recht sensibel bin, wenn es darum geht, dass mein Bruder in Kanada ist. Auch nicht Lilli oder Lena. Allgemein bin ich eher der Kummerkasten als jemand, der sich beschwert. Ich möchte nicht, dass sich jemand Gedanken macht. 

"Was ist los? Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst", sagt Nico und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich schaue ihn an und muss den Frosch in meinem Hals runterschlucken. Verdammt, wie kann er nur so gut aussehen und dazu noch der mitleidige Blick. Ich beiße mir auf die Lippe und schaue ihm direkt in die Augen, während ich fortfahre: "Ich habe einfach ein bisschen Angst, ich weiß nicht... wieder allein zu sein?", sofort nachdem ich seinen empörten Gesichtsausdruck sehe, füge ich schnell hinzu, "Ich weiß, ich habe ja euch. Aber zu Florian habe ich einfach 'ne ganz andere Beziehung. Verstehst du?" Er nickt kurz und ich rede weiter: "Außerdem habe ich ein bisschen Liebeskummer. So ein Typ, kennst du nicht. Er hat ne Freundin und ich hasse das Gefühl, verknallt zu sein. Mein Herz fängt an, zu schnell zu schlagen, ich kriege eine Gänsehaut, wenn er mich berührt und will ihn einfach nur noch küssen." 

Kurz schaue ich auf Nico seine Lippen, die so weich sind. Er bläst gerade den Rauch in meine Richtung und ich muss kurz kichern. Ich schaue in seine Augen, runter zu seinen Lippen, um mich sofort wieder zusammenzureißen und wieder zu den Nachbarn zu gucken. Seine Hand fängt an, langsam über meinen Schenkel zu streicheln und er fragt mit einem Lächeln im Gesicht: "Und der Idiot merkt nicht mal, dass du ihn gut findest" "Exakt. Und du? Wie läuft es, abgesehen von heute, mit Ariana?", frage ich schnell, um nicht noch mehr dummes Zeug zu labern. "Sie ist in Ordnung. Ich mag sie wirklich, wenn wir allein sind. Aber sobald wir unter Menschen sind, vor allem unseren kleinen Truppe, wird sie seltsam. Sie hatte sich beschwert, dass ich sie nicht zum Klettern mitnehme. Das letzte Mal hat sie mir drei, drei ganze, Knutschflecke verpasst. Nur weil sie, aus unerfindlichen Gründen, sagt, du würdest was von mir wollen." Ich muss nervös kichern und denke mir nur, wie einfach Männer doch denken.

Sie gehen nicht davon aus, dass sich Frauen auch nur ansatzweise für jemand vergebenen interessieren könnten, die meisten jedenfalls.

Ich lache gespielt auf, schiebe seine Hand von meinem Oberschenkel und sage: "Sie muss sich wirklich keine Gedanken machen. Ich möchte wirklich nichts von dir" Ich lache noch einmal, drücke die Zigarette aus und stehe auf. "Und wenn es dem Herren nichts ausmacht, gehe ich jetzt duschen", sage ich und drehe mich um. "Da würde ich gerne mitkommen", sagt er lachend und zieht nocheinmal genüsslich an seiner Zigarette. Ich drehe mich zu ihm um und grinse ihn schelmisch an.

Nachdem ich mich zum Schrank gedreht habe, fange ich an, mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Ich spüre seine Blicke in meinem Rücken. Wir haben uns schon öfter nackt gesehen, da wir auch schon zusammen Nacktbaden waren.

Doch als ich mich wieder aufrichte, merkte ich seine Hände an meiner Hüfte. "Aber vielleicht sollte sie sich ja Sorgen um mich machen."

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⏰ Last updated: Dec 27, 2019 ⏰

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Mein Leben ist ein ArschlochWhere stories live. Discover now