Kapitel 1 - Toni

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Dennoch, ich kann einfach nicht aufhören in diese unglaublichen Augen zu blicken, als würden sie mich gefangen halten. In meinem Bauch startet eine ganze Armee von Schmetterlingen und sorgt dafür, dass sich in meinem ganzen Körper eine wohlige Wärme ausbreitet. Er bricht den Blickkontakt ab und zieht sich aus meinem Gesichtsfeld zurück, sofort fühle ich mich, als hätte man mir mein Lieblingskuscheltier weggenommen. Ich folge seiner Bewegung, indem ich langsam den Kopf drehe. Seine schulterlangen, schwarzen Locken, fallen ihm widerspenstig ins Gesicht. Als nächstes fällt mir auf, dass seine Haut unheimlich blass ist und einen leichten Perlschimmer aufweist, was dem schwarz der Haare einen leichten Blaustich verleiht. Als hätte er nie die Sonne gesehen. Der dunkle drei Tage Bart, wirkt wie ein Schatten auf seinem Kinn. Das Gesicht entfernt sich, doch die Falten zwischen seinen Augenbrauen verschwinden nicht. »Du hast dir wirklich den schlechtesten Zeitpunkt, für ein Bad im Meer ausgesucht. Oder den Besten, je nachdem welchen Standpunkt man vertritt«, sagt er, mit einer sexy tiefen Stimme, die allerdings ziemlich mürrisch klingt. Die Schmetterlinge stürzen ab und der unterschwellige Ton bringt mich sofort dazu, zum Angriff überzugehen. »Ich habe dich nicht gebeten mich zu retten.« Meine Stimme klingt rau und das sprechen kratzt im Hals wie Schleifpapier. Ein raues Lachen dringt aus seiner Kehle, doch es ist freudlos. »Hätte ich gewusst, dass die Prinzessin gar nicht gerettet werden will, hätte ich Eure Hoheit ertrinken lassen.« Seine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus und ich bin sprachlos. Was soll man darauf auch antworten?

»Wo bin ich?«, stelle ich die offensichtliche Frage und schaue mich in dem seltsamen Raum um, wobei mein Kopf zu zerplatzen droht und ich noch einmal kurz meine Augen schließen muss. Nur langsam nehme ich meine Umgebung wahr. Es kommt mir vor, als hätte ich einen Sprung durch die Zeit gemacht und wäre irgendwo in der Renaissance gelandet. Der Raum ist hoch und die Wände wirken, als seien sie aus Marmor. Das Bett in dem ich liege ist groß, so groß, dass locker drei weitere Menschen darin Platz gefunden hätten. Es gibt decken hohe Fenster, die mit glänzenden, roten Vorhängen verhüllt sind und mir den Blick nach draußen verwehren. In einem Kamin, gegenüber dem Bett, knistert ein prasselndes Feuer. Der Kamin sieht aus, als würde er aus grauem Perlmutt oder ähnlichem bestehen. Auch der Stuhl auf dem der Fremde sich mit vor der Brust verschränkten Armen zurücklehnt und mich aus zu Schlitzen verengten Augen mustert, irisiert wie Perlmutt. Rechts von mir, schräg hinter dem Fremden, erstreckt sich eine Flügeltür über die gesamte Höhe der Wand. Unter dem Fenster steht eine Chaiselongue und der Boden ist mit einem grauen Teppich belegt, dessen Stoff ich nicht benennen kann. Genauso kann ich die Vertäfelung der Wände nicht einordnen. Alles sieht so pompös aus, wie aus einem Theaterstück über Kaiserin Sissi. »Hast du genug gestaunt? Dann kannst du deinen Mund jetzt wieder schließen«, sagt der Fremde neben mir bissig und mein Blick schnellt zurück zu ihm. Doch meine patzige Antwort vergeht mir, als ich

in sein Göttergleiches Gesicht schaue. Verdammt! Ich bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Missmutig ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und wiederhole meine Frage von vorhin: »Wo bin ich hier?« Das Gesicht des Fremden verdüstert sich. »Das hier ist Atlantis«, antwortet er und scheint meine Reaktion abzuwarten, denn sein Blick huscht über mein Gesicht.

Ich lache über seinen schlechten Scherz. »Wirklich witzig«, antworte ich sarkastisch. »Und wo bin ich wirklich?« Der Typ verdreht genervt seine Augen und ändert seine Sitzposition so, dass er mir direkt in die Augen schauen kann. Seine Unterarme hat er auf seine Knie gestützt und sein Gesicht sieht keinesfalls belustigt aus als er sagt: »Du bist hier in Atlantis.« Ich warte darauf, dass der Typ über mein geschocktes Gesicht lacht und mir sagt, dass er mich reingelegt hat, aber das tut er nicht und ich überlege fieberhaft ob es irgendwo noch eine Stadt mit diesem Namen gibt, um die sich nicht tausende Legenden ranken. Doch mir fällt einfach nichts ein. Dabei gibt es niemanden der so gut über Geografie Bescheid weiß wie ich, denn ich habe mich schon immer für ferne Länder und Städte interessiert. Nach Sekunden des Schreckens lache ich erneut auf: »Alles klar, das hier ist sowas wie die versteckte Kamera. Ich habe euch durchschaut. Also wo sind die Kameras? Hat Gia das alles eingefädelt?« Suchend schaue ich mich im Raum um und rechne damit, dass Gia jeden Moment durch eine der drei Türen gehüpft kommt, aber auch das passiert nicht. Verwirrt halte ich inne. Tausend Gedanken jagen durch meinen Kopf, doch nicht einen kann ich wirklich fassen.

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