Three

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Meine kleine Schuhschachtel liegt im zweitobersten Stockwerk und hat sogar einen kleinen Balkon, den ich aber selten benutze. Als ich den Schlüssel ins Schloss stecke und herumdrehe, frage ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn er mitgekommen wäre. Doch er ist es nicht, er ist gegangen und damit hat sich die Sache erledigt. 

Seufzend betrete ich die vom trüben Dämmerlicht getauchte Wohnung und ziehe Jacke und Schuhe aus, verräume und hänge alles auf und gehe, als nächstes in die ebenfalls kleine Küche. Die modern eingerichtet ist, helle Fronten und metallene Griffe an den Hängeschränken, vermitteln ein eher steriles Umfeld. Was durch meine spartanische Einrichtung noch verstärkt wird.

Ich schnappe mir eine Tiefkühlpizza, reisse die Verpackung auf und lege die gefrorene Scheibe in den Backofen. Anschliessend geht es ins Badezimmer, das genauso klein, aber modern eingerichtet ist. 

Neben einer Toilette und einem quadratischen Waschbecken, hat es auch noch eine ebenerdige Dusche, die für meine Ansprüche geeignet ist. Manchmal ist es nervig auf so viele Sachen wie Barrierefreiheit oder sonstiges zu achten, aber es ist zu meinem Alltag geworden.

Nachdem ich mir den Dreck des Tages und meine Mascara - denn mehr Make-up trage ich nicht – wegwaschen habe, tupfe ich mir mit einem weichen Handtuch über das Gesicht und creme es anschliessend ein.

Als nächstes folgen bequemere Klamotten, in die ich mich kuschle und die zum Teil ihm gehört haben. Ich rieche noch immer an dem viel zu grossen Norwegerpullover, obwohl ich ihn schon hunderte Male gewaschen habe. 

Er riecht also mehr nach Waschmittel und Weichspüler, als nach ihm. Doch in meinem Hirn, ist der Geruch noch immer eingespeichert. Und das hat etwas tröstliches an sich.

Der Regen hat wieder eingesetzt und trommelt gegen die Scheiben meines Fensters und unterstreicht damit noch einmal, wie einsam ich bin. Als würde der Mond auf mich herunterschauen und sein Schein auf den Boden unter meinen Füssen fallen. 

Wie gerne würde ich zu ihm hochfliegen, um ihn zu sehen, doch der einzige Schatten, der auf den Boden fällt, bin ich. 

Ich will gerade nach der Pizza schauen, als es klingelt. Ich weiss automatisch wer es ist, denn sonst besucht mich eigentlich niemand. 

Was sich übertrieben traurig und einsam anhört, aber für mich ist es Alltag geworden. Mit zittriger Hand öffne ich die Tür und stehe dem durchnässten Kapuzenpulli Typen gegenüber. 

Wasser tropft ihm von seinem roten Haar, das jetzt platt an seinem Kopf klebt. Mein Blick wandert einmal von oben nach unten und auch wenn ich im Warmen bin, so fröstelt mich sein Anblick trotzdem. 

Er sieht aus, wie der sprichwörtliche begossene Pudel und das schmerzt mich mehr, als es sollte. Mit einem schwachen Lächeln lasse ich ihn rein und seine Chucks erzeugen Geräusche, die an Saugnäpfe erinnern.

Er streicht sich die Kapuze aus dem Gesicht und zum ersten Mal kann ich sein Profil studieren. Das kantige Gesicht wirkt durch die ausgeprägte Kieferpartie ausdrucksstark und ich weiss jetzt wieso einige ihn wirklich attraktiv finden. 

Denn das ist er, durch und durch. Wieder begegne ich seinem Blick und senke ihn kurz, um mich zusammeln. Denn da ist ein Kribbeln, was mich seit einer langen Zeit nicht mehr befallen hat und es jetzt nach all der Zeit wieder zu fühlen, bringt mich aus der Bahn.

„Wenn du willst, kannst du dich unter der Dusche aufwärmen", schlage ich vor, als wir uns schweigend gegenüber gestanden haben. Ein Nicken seinerseits und ich zeige ihm den recht kurzen und übersichtlichen Weg. 

„Einfach den Gang runter und dann die erste Tür rechts", sage ich und füge hinzu: „Ich würde die Sachen waschen und in den Trockner geben, wenn das okay für dich ist?" 

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⏰ Last updated: Apr 01, 2019 ⏰

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