»Ja, das hat mir die letzten Wochen gefehlt«, stimmt Piper zu, die alle Viere von sich gestreckt auf dem Boden liegt und sich eine Portion rohen Fisch vom Teller nimmt, den Jase ihr hinhält.

»Du hast kein Sushi gegessen, während du Zuhause warst?«, fragt Jase und lehnt sich gegen das Sofa.

»In dem Kaff, aus dem ich stamme, kann ich froh sein, wenn ich überhaupt, was Fast Food mäßiges bekomme.«

»Also waren die Ferien für dich schrecklich?«

»Naja. Das Essen von Mum ist wirklich gut. Es wurde schlimm, als Mum beschlossen hat eine Familienwoche einzulegen. Dreizehn Leute im Haus und man konnte nicht mal mehr in Ruhe die Post aus dem Briefkasten holen.«

»Klingt nach einer Menge Trubel«, lacht Jase und greift sich das vorletzte Sushistück von dem fast leeren Teller.

»Ja und jetzt erzähl mir bitte nicht von deinem Urlaub. Die Bilder auf Instagram und das was du uns geschickt hast, hat mir gereicht«, stöhnt Piper und rollt sich herum, sodass sie auf dem Bauch liegt und Jase ansehen kann, der über das ganze Gesicht strahlt.

»Dann erzähle ich euch halt nicht vom Surfen und dem fünf Sterne Hotel, das Dad gebucht hat.«

»Ich hasse dich«, murrt Piper, was mich lächeln lässt.

»Wir wissen beide, dass das gelogen ist«, grinst Jase und reicht ihr das letzte Stück Sushi, so wie die Zwei es immer machen. »Wie waren denn deine Ferien, Am? Du bist ja direkt nach den Prüfungen abgehauen?«

Meine Ferien.

Ich schlucke schwer, greife behutsam ein Pizzastück und betrachte die Fäden, die der Käse zieht. Ihre Blicke ruhen auf mir, sie warten auf eine Antwort, eine Geschichte. Doch ich habe keine, die ich ihnen erzählen kann.

Wahrscheinlich würden sie einen Herzinfarkt erleiden, wenn ich ihnen die Wahrheit sage: Dass ich mit Dean zusammenziehe, weil er gerade einen Entzug hinter sich hat und seine Mutter mich um Hilfe gebeten hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich wahnsinnig in ihn verknallt war..

Sie würden mich jeden Tag mit Popcorn in den Vorlesungen empfangen und auf eine filmreife Romanze hoffen, die ich ihnen nie erzählen könnte. Denn so wie ich Dean kenne, ist er nicht besonders erfreut über die neue Wohnsituation. Er ist es gewohnt von den coolen Leuten umgeben zu sein, wie Miles Cooper, Ryan Paxton und seiner Freundin Evelyn Jones – das Traumpaar schlechthin. Eine WG mit seiner ehemaligen Kindheitsfreundin, mit der er schon seit Monaten nicht gesprochen hat, passt nicht zu diesem Lebensstil. Und wenn ich ehrlich bin auch nicht zu meinem.

Ich hatte mich damit abgefunden, dass wir getrennte Wege gehen und mich aufs Studium konzentriert. Die Einzigen mit denen ich meine Freizeit verbringe, sind Piper und Jase. Leider muss ich gestehen, dass Jase derjenige ist, der auf Partys am besten ankommt und sich wohl fühlt. Während Piper anfängt, wie ein Wasserfall zu reden, und so alle vertreibt, verziehe ich mich für eine kurze Zeit in eine Ecke und verschwinde danach so schnell es geht.

Das sind nicht gerade gute Voraussetzungen um mit Dean Carter zusammen zu wohnen, und ich habe bis jetzt keine Idee, wie ich das überstehen soll.

Aber keine Panik – Dean kommt erst morgen Abend. Ich habe also noch fast zweiundzwanzig Stunden, um mir einen Plan zurechtzulegen und mir zu überlegen, wie ich ihn begrüße.

»So schlimm?«, vernehme ich Jase leise.

»Könnte auch besonders gut gewesen sein«, murmelt Piper, als ich den Blick von den Käsefäden nehme.

»Ich muss euch enttäuschen. Es war weder das eine noch das andere. Meine Ferien waren absolut langweilig.«

»Keine Ferien sind langweilig«, schnaubt Jase empört.

The Things I Never SaidWhere stories live. Discover now