1. Amber

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Am 01.01.2020 werden alle Kapitel bis auf die ersten drei gelöscht!

»Ja, Dad, das Bett haben wir durch die Tür bekommen und nein, ich habe mir keine lebensbedrohlichen Verletzungen zugezogen, als ich den Schrank zusammengebaut habe«, seufze ich und greife in den Karton, der auf der Arbeitsplatte steht, um einen weiteren bunten Teller herauszunehmen.

»Ich wollte doch nur wissen, ob alles geklappt hat«, kommt es mürrisch vom anderen Ende der Leitung und meine Mundwinkel zucken im untergehenden Sonnenlicht, das durch das Küchenfenster dringt.

»Und ich erinnere dich nur daran, dass ich mir ein einziges Mal einen Nagel in den Finger gehauen habe. Da war ich Sieben.«

»Ja, es war das erste Mal. Das bedeutet nicht, dass es das letzte Mal ist. Weißt du wie oft Will und ich uns bei der Arbeit schon verletzt haben?«

»Wir haben nur gestrichen und Möbel aufgebaut. Dabei stand ich unter dauerhafter Aufsicht. Es wäre also jemand da gewesen, der mich in die Notaufnahme hätte bringen können«, sage ich grinsend, als ich klirrend die Teller in dem Schrank staple und mich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte lehne. Ich betrachte den bunten Himmel von San Diego und die Kisten, die sich noch in den Ecken stapeln.

»Ich weiß doch, dass du das alles hinbekommst. Bist schließlich meine Tochter«, brummt Dad und seine Stimme mischt sich mit den lauten Geräuschen der Baustelle, auf der er sich befindet. Im Hintergrund wird nach ihm gerufen und es klingt so, als würde eine schwere Maschine losrattern. Wenn meine Ohren sich nicht täuschen, ist es ein Rüttler.

»Und genau aus diesem Grund brauchst du dir keine Sorgen machen und kannst dich wieder auf die Arbeit konzentrieren, damit du heute nicht in der Notaufnahme landest.«

»Ist ja gut.« Mein Dad stößt hart Luft aus. »Grüß Dean von mir und pass auf dich auf.«

»Wird erledigt.«

»Hab dich lieb, Kleines«, murmelt er ein wenig unverständlich, was das Lächeln in meinem Gesicht breiter werden lässt. Gefühle auszudrücken, ist für meinen Vater nicht ganz einfach und manchmal wirkt er dabei wirklich unbeholfen. Aber er gibt sich größte Mühe mir zu zeigen, dass ich ihm wichtig bin – wie zum Beispiel zum neunten Mal an einem Tag anzurufen und nachzufragen, ob ich noch lebe.

»Ich dich auch«, erwidere ich, als ein leiser Fluch aus dem Flur ertönt, gefolgt von einer bissigen Antwort, die ich nicht verstehe. Ich schiebe das Smartphone in die Hosentasche, als ich die kleine Küche durchquere und zur Haustür spähe in der zwei Gestalten stehen. Eine von ihnen – die mit den knallpinken, kurzen Haaren – sitzt dabei auf dem Boden und hält das Bücherregal fest, das in ihrem Schoß liegt.

»Stopp bedeutet nicht, dass du weitergehen sollst, Jase!«

»Ich habe hopp verstanden!«, rechtfertigt sich der Mann mit den dunklen Locken, die ihm leicht in die Stirn fallen und zuckt mit den Schultern.

»Hopp? Hopp, lass uns über die Türschwelle springen oder wolltest du das Regal auf einem Bein hüpfend ins Wohnzimmer tragen?«, echauffiert sich die Frau mit dem pinken Kopf, der ihre schokoladenbraune Haut noch dunkler erscheinen lässt.

»Ich dachte eigentlich, dass du ab hier alleine übernimmst.«

»Alleine? Alleine?! Jase, ich...«

»Kann man euch helfen?«, mische ich mich ein, ehe Piper – die mit den bunten Haaren – einen Wutanfall kriegt und das Bücherregal doch alleine hochhebt, um sich auf Jase zu stürzen.

»Dem ist nicht mehr zu helfen. Höchstens mit ein paar frischen Gehirnzellen«, murrt Piper, als ich zu ihr gehe.

»Ich schätze, ein paar von meinen Zellen sind für die Prüfung draufgegangen. Die bei der du durchgefallen bist.« Ein hämisches Grinsen tritt auf seine Lippen und ich glaube Dampf aus Pipers Ohren zischen zu sehen.

The Things I Never SaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt