»Jase, benimm dich«, ermahne ich den Typen, als ich das Regal abnehme und Piper sich schnaubend aufrichtet.

»Ich sage nur, wie es ist.« Jase wirft einen belustigten Blick zu Piper, die mit dem Kiefer mahlt.

»Schade, dass du nicht das Köpfchen von Am hast. Ihr IQ scheint durch die Prüfung nicht gesunken zu sein.« Piper drängt sich an die Seite und lässt mich und Jase mit dem Bücherregal passieren.

»Wisst ihr eigentlich, dass ihr anstrengend seid?«, brumme ich, als Jase und ich das Regal im Wohnzimmer aufrichten und an die Wand stellen. Piper lässt sich währenddessen auf das Sofa fallen, das mit Decken überzogen ist und klopft ihre knallblaue Hose ab, die mit Staub und Farbspritzern verziert wurde.

»Du liebst uns trotzdem«, lacht Jase und fährt sich mit der Hand durch das zerzauste Haar, als er sich neben Piper setzte.

»Ohne uns wäre dein Leben auch nur halb so amüsant«, wirft Piper ein und wechselt einen wissenden Blick mit Jase.

Die beiden bringen mich noch um.

In einem Moment muss ich sie vor einem Mord bewahren und im nächsten fallen sie mir in den Rücken. Manchmal weiß ich nicht, ob die beiden nicht eher Feinde als Freunde sind.

»Also, Am? Wo bleibt die Verpflegung? Wenn ich mich recht erinnere, hast du uns ein fantastisches Essen versprochen, wenn wir dir beim Einzug helfen.«

»Es ist schlimm genug, dass ich euch bestechen musste, damit ihr mir helft.«

»Du weißt, dass ich nichts mit Arbeit anfangen kann, die mit körperlicher Anstrengung zutun hat«, erklärt Jase zuckersüß.

»Und ich hätte dich viel mehr strafen müssen, dass du mich im Wohnheim zurücklässt.« Anklagend verschränkt Piper die Arme vor der Brust und stiert mich mit ihren fast schwarzen Augen nieder.

»Ist ja gut!«, sage ich, als sie Luft holen, um die nächsten Anklagepunkte vorzutragen, und hebe abwehrend die Hände. »Sollen wir Pizza bestellen?«

»Pizza? Was sagst du dazu, Piper? Sie will uns mit Pizza aberfertigen.«

»Dann hätte sie uns gleich den Mülleimer hinstellen können«, fügt die Frau mit den kurzrasierten Haaren hinzu und beginnt langsam den Kopf zu schütteln.

»Wie man wohl von der Welt behandelt wird, wenn die eigenen Freunde schon so mit einem Umgehen.«

»Wir sollten Einsiedler werden.«

»Ein neues Atlantis gründen.«

»Die Weltherrschaft an uns reißen.« Dramatisch springt Jase auf, rammt die Faust nach oben und schaut siegessicher an die weiße Decke.

»Ihr seid durchgeknallt. Völlig verrückt. Ich sollte euch einweisen lassen«, seufze ich und betrachte das Gespann auf dem Sofa.

»Aber erst, wenn wir was gegessen haben«, wirft Piper ein.

»Was wollt ihr?«, frage ich, obwohl ich die Antwort kenne.

»Sushi«, erwidern beide synchron, was mich die Augen verdrehen lässt.

»Ich hasse Sushi«, brumme ich und versuche mit einem traurigen Blick den Widerstand der Sushi-Fanatiker vor mir zu durchbrechen.

»Du kannst ja Pizza essen«, schlägt Jase grinsend vor.

Feinde. Eindeutig und trotzdem liebe ich sie.

Vielleicht sollte ich mich einweisen lassen.


»Oh Gott, das ist sooo gut!«, stöhnt Jase, als er sich eine Sushirolle in den Mund schiebt und sie genüsslich kaut. Mir läuft es bei dem Anblick eiskalt den Rücken runter und ich wende eilig den Blick ab und greife nach dem nächsten Stück Pizza.

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