Kapitel 8

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Killian

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Killian

  „Was willst du hier?“, knurre ich, „Hatte ich dir nicht gesagt, dass du dich nicht mehr blicken lassen sollst?“

„Aber, aber, begrüßt man denn so einen alten Freund“, säuselt Regnar nahe hinter mir.

Ich drehe mich um und blicke ihn an. Nichts an ihm hat sich verändert. Das wellige aschblonde Haar ist mit Gel zurückgekämmt. Dunkle Ringe zeichnen sich unter seinen Augen ab. Sein Lächeln so undurchschaubar wie eh und je.

„Hat mein Vater dich geschickt?“, will ich wissen, während ich ihn wachsam mustere.

„Nein, ich bin von mir aus hier“, antwortet er glaubhaft, „Ich habe erst jetzt erfahren, was vorgefallen ist.“

Wütend mahlen meine Kiefer.

„Hätte ich früher davon erfahren, hätte ich dich längst aufgesucht“, spricht Regnar weiter, „Du weiß, dass ich eigentlich auf deiner Seite stehe, oder?“

  „Na ja, du gehörst immer noch zu seinem Gefolge. Wie soll ich dir da vertrauen?“

  „Ja, allerdings müsstest du selbst doch am besten wissen, dass man deinem Vater nicht so einfach wieder entkommen kann. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich irgendwie durchzuschlängeln und möglichst unter dem Radar zu bleiben.“

Er hat Recht. Wenn man sich erst einmal in den Fängen meines alten Herrn verfangen hat, gibt es keinen Ausweg mehr. Daher Versuche ich seit Jahren so viel Abstand wie möglich zwischen ihn und mich zu bringen.

  „Wie ist es hier in diesem Dorf? Kommst du klar?“, erkundigt er sich.

  „Solange man mich hier in Ruhe lässt, ja. Hier ist nicht viel los, genau das Richtige also. Ich denke, wenn ich mich bemühe, habe ich es hier ganz gut im Griff. Was ist mit meinem Vater?“

Regnars Gesicht verzieht sich, während er seine Hände tief in den Taschen seiner schwarzen Hose vergräbt.

„Er ist natürlich außer sich. Er ist der Meinung, dass du das Spielchen allmählich zu weit treibst. Das kannst du dir ja vorstellen.“

  Zustimmend nicke ich.

„Nachdem was er getan hat, dachte ich schon, du knickst endgültig ein. Es wird immer schlimmer. Du musst auf dich aufpassen, hörst du?“, warnt er mich, bevor er sich zum Gehen abwendet.

„Das mache ich.“

„Gut, ich werde besser verschwinden, bevor ich noch mit dir gesehen werde. Man weiß ja nie. Wenn ich etwas Neues mitbekomme, werde ich mich melden.“

Beim Laufen zieht er immer noch sein linkes Bein ein wenig nach. Eine Verletzung aus einem Kampf, die wohl nicht richtig verheilen will.

„Was hast du jetzt vor?“, rufe ich ihm nach.

Abrupt bleibt er stehen und lächelt mich schief an.
Auch wenn ich ihn auf Distanz halte, weiß er, dass ich ihm nie wirklich feindlich gesinnt war.

„Ich werde ein paar Tage in Northeim bleiben und dann weiterziehen. Du weißt schon, es läuft einfach besser in großen Städten. Da sind die Leute frustrierter. Manchmal ist es geradezu mühelos, so viele Sorgen, so viele Depressionen, so viele unerfüllte Träume“, grinst er breit.

Seine Natur kann er eben nicht ablegen.

„Lass nochmal von dir hören, bevor du gehst, ja?“

Lächelnd wendet er sich wieder ab und auch ich mache mich auf den Rückweg.
Doch dann mache ich kehrt und gehe zurück in die Kneipe. Die Männer sitzen noch immer am Tisch, spielen allerdings nicht mehr. Wie auch? Ihr ganzes Geld steckt in meinen Taschen.
Als ich auf die Bar zugehe, wenden sie den Blick ab.

  „Der Vater von der kleinen Brünetten eben“, spreche ich den Barkeeper an, der gerade den Tresen mit seinem Geschirrtuch wischt, „Ich begleiche seine Rechnung."

Verwundert schaut er mich an.

„Ach ja?“, brummt er sichtlich baff.

Wortlos ziehe ich einen der gewonnenen Scheine aus meiner Tasche und lege ihn auf das immer noch klebrige Holz.

„Stimmt so“

Dann verlasse ich die Kneipe, ohne Weiteres.

Schon unterwegs zähle ich ungeniert die Scheinchen.
Die Ausbeute ist nicht ganz so gut, wie ich es gewohnt bin, aber fürs Erste reicht es. Das nächste Mal sollte ich auch versuchen nach Northeim zu kommen. Ich glaube, dass ich dort etwas besser abkassieren kann. Allerdings muss ich dann auch etwas vorsichtiger sein. Es war heute tatsächlich schon ein wenig knapp. Ich muss mich besser konzentrieren und unter Kontrolle halten.
Heute stieg die Wut viel zu schnell in mir auf. Das liegt wohl auch daran, dass es eben immer noch unter der Oberfläche brodelt. Was passiert ist, kann ich nicht so schnell vergessen.

Auf der Dam Road entdecke ich dann sogar noch einen kleinen Tante Emma Laden. Da kaufe ich mir direkt ein paar Sachen für die nächsten Tage, bevor ich heim schlendere.
Für einen Moment hatte ich befürchtet, das Aufeinandertreffen mit Ragnar könnte mich aus der Bahn werfen, aber das tat es nicht. Um ehrlich zu sein, hat es mich sogar gefreut, ihn zu sehen. Immerhin kennen wir uns bereits seit Jahren.
Für jemanden wie mich, ist es nicht einfach Bekanntschaften zu pflegen, geschweige denn Freunde zu finden. Je näher mir jemand kommt, desto mehr muss ich befürchten, dass diese Freundschaft gegen mich genutzt werden könnte.
Also bleibe ich lieber für mich. Das klappt im Prinzip ganz gut. Ein paar oberflächliche Gespräche mit den Kumpels und hier und da eine bedeutungslose Nacht mit einer Lady. Eigentlich will ich mich nicht beschweren. So ist es schlichtweg für alle das Beste.
Und Regnar weiß immerhin über alles Bescheid. Mit ihm könnte ich ganz offen reden. Und ab und zu versorgt er mich mit ein paar wirklich nützlichen Informationen.
Jedoch bleibt auch hier ein gewisses Risiko, für ihn
und für mich.

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