Ich steige aus der U-Bahn und die kühle Nachtluft schlägt mir entgegen. Schon wieder einer dieser ewig langen Tage im Büro. Dafür baue ich mir meine Zukunft auf. Das sage ich mir ständig. Als ob es das besser macht und entschuldigt das ich kein Privatleben habe.


Der Einstieg in Deutschland fiel mir schwer. Vorallem da ich kurz vor dem Abschluss stand. Mein Vater arbeitete für die Kriminalpolizei in Rom und wurde nach Monaten von der Mafia verfolgt. Bis sie sogar soweit gingen meine Mutter zu entführen. Gottseidank konnte sie noch gerettet werden. Seit dem Tag lebt mein Vater in ständiger Angst um uns. Wir kamen ins Zeugenschutzprogramm und zogen nach Deutschland. Mir wurde verboten italienisch zu sprechen. Oder diese Kultur weiter zu leben. Das einzige das mir blieb war mein temperament. Ich besuchte so viele deutsch Kurse bis ich akzentfrei sprach. Und nun heiße ich Rosie (engl. Aussprache) Mayer. Und wir erzählen immer wieder die selbe Geschichte.. geboren in England. Früh nach Deutschland gezogen. Von Hamburg nach München.

Nur ein paar Jahre ist das jetzt her und es fühlt sich an wie ein ganzes Leben.


-Zeitsprung zum Wochenende-


Heute war Samstag einer der wenigen Tage an denen ich mit meinen Freunden etwas unternahm. Was sowieso selten vorkam. Und noch seltener kam es vor das wir feiern gingen. Wir wollte ins P2 einer der angesagtestens Clubs in München. Oft traf man hier Fußballstars und die Preise waren sowieso auf reiche Abgerichtet.


Wir machten uns alle in meiner kleinen Wohnung nähe der Stadt fertig und fuhren mit dem Taxi zum Club. Ich und meine zwei Freundinnen Didi und Lorena. Wir kannten uns eigentlich nur über die arbeit aber haben uns von Anfang an gut verstanden. Jede von uns trug Kleider und hohe Schuhe. Mein Kleid war hauchzart und sehr dünn und aus einem silbernen Stoff der glitzerte wenn licht darauf traf. Dijana trug ein schwarzes mit Spitze... sie liebte schwarz und Lorena trug ein rotes kurzes. So fuhren wir also zum Club und ich versuchte mich einfach mal auf einen lockeren Abend einzulassen.

Wir gingen rein und die Musik dröhnte mir schon entgegen. Nachdem wir unsere Jacken abgaben gingen wir zu "Freunden" von Lorena. Es war für mich einfach nur ein Haufen dummer Jungs die mir alles ausgaben. Solange ich nett war. Viel Konversation konnte man hier drinnen eh nicht betreiben.

Wir gingen also in die Lounge und ich setzte mich neben meine Mädels. Wir hatten viel Spaß haben viel gelacht uns in die Ohren geschrien und etwas getrunken. Bis dieses Gefühl über mich kam. Das Gefühl das jemand mich beobachtet. Es war nicht unangenehm aber... Seltsam. Irgendwann nach dem ich viel getanzt hatte setzte ich mich hin und suchte nach dem Grund für das Gefühl. Es dauerte eine Weile aber ich fand sie. Die Quelle. Es war ein grünes paar Augen das mich unentwegt anstarrte.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem magen breit und ich wusste nicht ob es vom Alkohol stammte. Also stand ich auf und verließ den Raum. Immernoch mit den grünen Augen in meinem Rücken.

Draußen zündete ich eine Zigarette an und bließ den Rauch in die Nachtluft. München fühlte sich leer an. Ich dachte an meine Heimat. An Rom. An meine Freunde und Familie die immernoch vor ungeklärten Fragen sitzen mussten. WIr brachen jeglichen Kontakt ab. Zu groß war die Gefahr. Ich spürte wie mich sachte jemand am Arm berührte. Ich erschrack und mein Herz begann zu rasen. Aber als ich mich umdrehte stand Dijana vor mir. "Gehen wir?" fragte sie und ich nickte. Wir liefen zur nächsten Straßenbahnstation und fuhren nach Hause. Selbst hier hatte ich ein komisches Gefühl. Was wenn die Mafia mich gefunden hatte?


Leise betrat ich den Hausflur immernoch benebelt vom Alkohol und mit den grünen Augen vor mir.

Nein warte. Sie standen wirklich vor mir. Mein Herz setzte aus. Der dunkelhaarige große Mann kam auf mich zu. Was sollte ich tun? Schreien? Aber ich fühlte mich nicht bedroht.

"Die ganze Nacht lang hab ich dich angesehen Rosie." sagte er und seine Stimme brachte Gänsehaut über meinen Körper. "Woher kennst du meinen Namen?" fragte ich. Trotz dieser Situation fiel mir ein Stein vom Herzen. Er kannte nur den deutschen Namen. "Deine Vergangenheit ist unergründlich. Als hättest du nie existiert mi amore (meine Liebe)." Natürlich verstand ich was er sagte aber ich ließ es mir nicht anmerken. "Was auch immer du willst es ist mir egal. Ich gehe jetzt." presste ich hervor und wollte an ihm vorbei. "Du gehst nirgends hin außer mit mir nach Italien." raunte er und griff nach meinem Arm. Panik stieg in mir auf. Ich versuchte mich loszureißen da hielt er mir schon ein Tuch vors Gesicht und ich fiel in Ohnmacht. Wahrscheinlich ging es so schnell da ich sowieso schon betrunken war.


Lavira oder RosieWhere stories live. Discover now