Mama, Papa,
ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper und dieses Unwohlsein kann man nicht mit Abnehmen , Zunehmen, anderer Kleidung, einem anderen Freundeskreis beheben oder andere Maßnahmen beheben.
Dieses Unwohlsein geht tiefer, es ist meinem biologischen Geschlecht geschuldet, meinen weiblichen Rundungen, meine Brüste, meinem Namen, das Pronomen, welches für mich genutzt wird, „sie" und wie mich die Gesellschaft zieht, als junge Frau.
Ich fühle mich wohl, wenn ich mir die Brüste abbinde, wenn ich eine flachere Brust habe. Die kurzen Haare lassen mich wohl fühlen. Wenn jemand mich als jungen Mann betitelt.
Ich weiß nicht ob ich Trans, also ein Junge bin, oder non-binary mit einer Tendenz zum männlichen Geschlecht, also weder Junge noch Mädchen mit Neigung zu einem Jungen, bin, aber ich weiß, dass ich KEIN Mädchen bin und auch nicht als dieses angesehen werden möchte.
Ich möchte keine Kleider, Röcke oder sonstige Kleidung aus der Mädchenabteilung tragen. Ich streite nicht ab, dass sie zu meinem Körper passen, dass sie mir stehen, doch wenn ich in diesem Ding bin und in die Augen schauen, die mich aus dem Spiegel anstarren, schreit mein innere Stimme, dass ich dieses Ding ausziehen soll, ein Pullover schnappen und mich ins Bett verziehen soll, mich vor allem verstecken, bis ich als das angesehen werde, dass ich bin, als Junge.
Ich weiß nicht, ob das Ganze verständlich ist oder ein Wirrwarr an Wörtern, die keinen Sinn machen. Ich verstehe es, aber ich stecke auch in dem Körper, der die ganzen Torturen durchmachen muss.
Ich hoffe ihr versteht und akzeptiert mich. Ich bin offen für Fragen, Unverständnis möchte ich aus der Welt schaffen, aber bitte schreit mich nicht an, beleidigt mich nicht. Nicht für etwas, auf dass ich keinen Einfluss habe, auf dass niemand Einfluss hat.
Ich kann mir vorstellen, dass es schwer zu verarbeiten ist, dass man Zeit braucht, aber ich bin immer noch euer Kind, jedoch keine Tochter sondern viel mehr ein Sohn.
Euer Sohn
