38. "...sollte es sich erfüllen."

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Noch bevor sie die Halle erreichte schallten die lauten Gespräche, der Schüler die bereits beim Mittagessen saßen, durch die steinernen Flure.

Beim betreten der Halle, glitt Felice Blick wie von selbst zum Lehrertisch am Kopfende der Halle, an dem sich Dumbledore, McGonagall und ihr Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste angeregt unterhielten. Zögerlich wurde Felice langsamer. Dumbledore bemerkte als erstes ihren Blick und sah sie direkt an. Felice fühlte sich von seinen Hellblauen Augen geradezu aufgespießt, und dass obwohl er ihr doch so freundlich zu lächelte. In ihrer Brust zog sich alles schmerzhaft zusammen und sie wandte den Blick ab.

Stattdessen lief sie entlang der langen Tafel der Gryffindors und hielt dabei Ausschau, nach vier Köpfen, die mit aller Wahrscheinlichkeit wieder irgendwas am aushecken waren.

Viel zu nah, jedenfalls nach ihrem Geschmack, saßen die Rumtreiber am Ende der Tafel unweit des Lehrertisches. Mit gestraften Schultern und einer undurchdringlichen Miene ließ sie sich gegenüber der Jungs, die alle Nebeneinader saßen, auf die Bank fallen.

>>Ich bauche deinen Umhang.<<, begann sie ohne Umschweife.

>>Bitte was willst du?<<, fragend zog James die Augenbrauen zusammen.

>>Du hast mich schon verstanden... Und die Karte will ich auch.<<

Felice vermied es bewusst, Remus oder Sirius länger als nötig anzusehen. Sirius, weil sie nicht wissen wollte, was er wohl darüber denken würde, dass die einzige, aus diesem endlos verzweigten Stammbaum, von der er glaubte, sie wäre auch eine verbannte, dabei war zu beweisen, dass sie genauso ein Abschaum war wie der Rest ihrer Familie. Und Remus nicht, weil ein Blick von ihm genügt hätte, damit sie alles hinschmiss. Und vielleicht hätte sie es getan, wenn nicht das Leben Astors in Gefahr wäre, sondern ihr eigenes. Alles was ihr Vater verlangte war der Elderstab und alles was sie dafür tun müsste, wäre den Besitze dieses Stabes zu töten.

James ließ geräuschvoll die Luft aus seinen geblähten Wangen entweichen. >>Puh...<< Es schien tatsächlich als würde er darüber nachdenken. >>Vergiss es.<<

>>Potter!<<, fuhr Felice auf. >>Ich sagte, vergiss es.<<, wiederholte er harsch.

>>James!<< Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme nun beinahe bettelnd klang. >>Bitte... Ich brauch die Sachen!<< Unter dem Tisch ballte sie die Hände zu Fäusten um nicht die Beherrschung zu verlieren.

>>Und wofür? Wieso machst du dir überhaupt die Mühe die Sachen zu bekommen?<< Sirius ließ seine Frage beiläufig klingen, aber es war deutlich an seiner gerunzelten Stirn zu erkennen, dass er es unbedingt wissen wollte.

>>Das geht euch nichts an!<<, giftete Felice in seine Richtung.

>>Ach nee... Plant unsere kleine Grindelwald etwa etwas illegales?<<, bohrte er nun beinahe belustigt nach. Felice kniff zornig die Augen zusammen.

>>James, ich bitte dich, gib mir einfach die Sachen.<<
>>Ich wiederhohle mich nur ungern. Nein, du bekommst die Sachen nicht.<< Lässig lehnte er sich zurück und sah sie herausfordernd an.

>>Nun gut... was soll ich tun?<<, gab Felice sich geschlagen.

>>Geh endlich mit Remus aus.<<, platzte es einfach so aus Petigrew heraus. Mit weit aufgerissenen Augen ruckte ihr Kopf im seine Richtung. Lob erheischend sah er unauffällig zu den anderen, aber alles was er erntete, waren bitterböse Blicke von jedem von ihnen, Felice eingeschlossen, und einen kräftigen Stoß in die fleischige Seite von Remus.

>>A-aber ist doch so... Remus ist manchmal schlimmer als Krone, wenn es um Evans geht...<<

>>Wurmschwanz!<<, fuhren ihn die drei anderen gleichzeitig an. Felice bedachte ihn mit einem Blick, dass es nur logisch gewesen wäre, wenn Peter jetzt in Flammen aufgegangen wäre. Ohne ihren Blick von ihm zu wenden, der mittlerweile unter Felice Blicken den Kopf eingezogen hätte, fuhr sie mit kalter Stimme fort.

>>Nach eurer dämlichen Aktion in der Bibliothek, schuldet ihr mir was.<<.

>>Wir schulden dir gar nichts!<<, gab Sirius zurück. >>Das waren wir nicht allein. Evans hat mit gemacht und – <<

>>Jetzt stell dir mal vor Black, wie absolut egal mir das ist.<<, fuhr sie ihm mit einer Stimme kalt wie Eis dazwischen. Mit ihren dunkelblauen Augen fokussierte sie nun Sirius.

>>Ich warne euch jetzt einmal... Gebt mir die Sachen oder McGonagall wird sich über den ein oder anderen anonymen Tipp freuen können. Ich glaube auch nicht, dass einer von euch ein legal gelisteter Animagus ist, habe ich recht?<<

Auf einmal begannen Sirius und James ach so coole Fassaden langsam zu bröckeln. Peter schluckte laut und auch Remus wurde blass. Jedem der Jungs war bewusst, wie viel Felice über ihre Aktivitäten wusste.

>>Du bluffst.<<, stellte James mit trockener Stimme fest, in der doch ein Hauch von Zweifel mitschwang. Mit einem fiesen kleinen Lächeln legte Felice den Kopf schief und für den Bruchteil einer Sekunde sah es so aus, als läge in ihre Augen der gleiche Wahnsinn, wie in denen ihres Großvaters. >>Bist du dir da wirklich sicher?<<

Zu ihrem eigenen erschrecken musste Felice feststellen, dass sie es fast genoß, James zusammen zucken zu sehen...

Lange sagte keiner von ihnen ein Wort. Die Luft schien zu knistern vor Anspannung, während im Rest der Halle die Schüler wie gewohnt, ihr Mittagessen zu sich nahmen.

>>James? Gib ihr die Sachen.<<, sagte Remus plötzlich mit ruhiger Stimme. Nur langsam drehte Felice verblüfft den Kopf in seine Richtung und der Wahnsinn verschwand. Sie musste feststellen, dass auch Remus sie direkt ansah, wie lange er das aber schon tat, wusste sie nicht.

Sein Blick ging ihr durch und durch und jagte ihr einen schauder über den Rücken. Ihr war heiß und kalt zur selben Zeit. Ruckartig stand Felice auf und die Sitzbank knarrte über den Steinboden.

>>Unheimlich... Ich wusste es immer, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.<<, hörte sie Peter murmeln, als sie sich eigentlich schon zum gehen gewandt hatte.

Felice blieb stehen, die Arme eng an den Körper gepresst und die Hände zu Fäusten geballt. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um und fixierte Peter wieder mit ihren Blicken.

Das dunkle Wesen in ihr, das so lange geschlummert hatte, blähte seine Nüstern und Funken stoben daraus hervor. In ihrem tiefen Inneren begann etwas zu glühen, darauf zu warten, als Inferno aus ihr hervorzubrechen.

Ein, für Februar ungewöhnlich, warmer Windzug fegte durch die Halle, zerzauste die Haare der Schüler, ließ Servietten durch die Luft segeln und sogar die eichenen Türen zuschlagen, um sich letztlich bei Felice zu sammeln.

Verwirrt und fast verängstigt blickten viele Schüler sich zu ihr um, während Peter sich plötzlich, mit weit aufgerissenen Augen, an den Hals packte und gurgelnde Geräusche von sich gab, als würde er keine Luft mehr bekommen. Felice Augen waren zu Schlitzen verengt und sie bekam von dem allen um sich herum nichts mehr mit. Alles was sie spürte war der warme fast heiße Luftzug, die Energie die durch sie floss und ihre Wut auf Peter Petigrew, den sie wie durch einen Tunnelblick wahrnahm. Denn durch seine Worte fühlte sie sich an den Tag zurückversetzt, an dem Remus ihr fast das gleiche gesagt hatte.

>>Felice!<<, holte eine Stimme sie, langsam wieder aus ihrer Trance und sie sah alles wieder normal. Remus war aufgesprungen und hatte sie an den Schultern gepackt und geschüttelt. Sirius und James klopften Peter auf den Rücken, der keuchend nach Atem rang, da seine Luftröhre wieder frei war.

>>Verdammt, was sollte das?!<<, schrie Remus sie an. Ihm war es gleichgültig das absolut jeder in der Halle das mitbekam. Felice, die nun vollkommen aus ihrer Starre erwacht war, erschrak bei dem Anblick der sich ihr bot. Mit zuckenden Augen huschte ihr Blick von einem zum anderen und jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.

Felice riss sich von Remus los und rannte aus der Halle ins Freie. Jedes Augenpaar verfolgte sie auf ihrem Weg hinaus, entscheidend jedoch, war nur das eine hellblaue.

Die Erbin GrindelwaldsWhere stories live. Discover now