Kapitel 28 Ist es vorbei?

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Wenn der eigene Stalker auf einmal weg war begann man sich seltsam zu fühlen. Und ich denke, wenn ich Sam nicht hätte, dann würde ich mich auch sehr einsam fühlen. Egal, was für ein perverser Mistkerl Caleb war, ... er war immer in meiner Nähe gewesen. So nah. Es war ein merkwürdiges Gefühl nun, nach so vielen Jahren von ihm befreit zu sein. Ich hatte es immer so gewollt. Und doch fühlte es sich jetzt, wo es in Erfüllung gegangen war, falsch an. Leer.

Lag es daran, dass ich mit ihm geschlafen hatte? Hatte das meinen Verstand dermaßen manipuliert, vernebelt, beeinflusst, dass ich so krank war ihm nachzutrauern? Jedes Mal aufs Neue überraschte ich mich selbst. Jedes Mal mehr wurde ich mir fremd und begann mich zu fragen was eigentlich aus mir geworden war. Zu welcher Person ich mich entwickelt hatte.

Wenn ich mit Sam auf Jagd ging – wir bekamen nun auch Aufträge von Jägern, die zu alt, beschäftigt, ängstlich, oder sich zu fein waren, gegen ihre Feinde zu kämpfen – erwischte ich mich dabei, wie ich an die Kämpfe mit Caleb dachte. Ich vermisste ihn nicht, es war nur ein komisches Gefühl, dass es nun vorbei war...


Sam und ich waren bei Carmen und Nik. Seit seinem Einzug war viel Zeit vergangen und man bekam allmählich das Gefühl, die beiden wären bereits verheiratet und wohnten schon seit einer Ewigkeit zusammen. Überall standen und hingen Bilder, die Nik und Carmen als glückliches Paar zeigten. Ich hatte nie ein süßeres gesehen.

Carmen hatte uns zum Essen eingeladen. Dankend hatten Sam und ich angenommen, immerhin schadete etwas Normalität nie. Und wenn es ums Essen ging konnten wir einfach nicht Nein sagen.

»Ich sehe kurz nach dem Essen, unterhaltet ihr euch währenddessen«, lächelte Carmen und begab sich in die Küche.

Nik, Sam und ich saßen auf der Couch und als Carmen weg war, schwiegen wir und starrten Löcher in die Wände.

Nik brach das Schweigen, was sehr überraschend war, denn wir waren zwar alle nicht besonders gesprächig, aber er am wenigsten. »Wie geht's euch denn so?«

Ich musste irgendwie lachen. »Ganz gut, und dir?«

»Auch.«

Und damit war das Gespräch auch wieder beendet.

»Ich werd mal gucken, ob Carmen Hilfe braucht«, meinte Nik und war froh, sich nicht mit uns unterhalten zu müssen.

»Ich hab so einen Hunger«, sagte ich.

Sam lachte. »Du hast immer Hunger!«

»Sagt der Richtige!« Ich schlug ihn liebevoll auf den muskulösen Oberarm und er zog mich in seinen Schoß.

Ich lächelte zu ihm auf und drückte mein Ohr an seinen Bauch. »Dein Magen knurrt auch.«

Er lächelte nur als Antwort und ich lag einfach nur da und genoss die Stille.

»Mir geht es gut«, erwiderte Sam plötzlich und ich sah fragend zu ihm auf. »Ja, denk doch mal nach; wir haben uns ein Unternehmen aufgebaut, verdienen beide wieder Geld. Wir sind wieder zusammen und essen wir normale Menschen mit Freunden zu Mittag. Wir führen fast so etwas wie ein normales Leben.«

»Du hast Recht«, stellte ich erleichtert fest.

»Und... mir geht es besser was meine ... Kräfte angeht..«

Ich lächelte und sah ihm in die Augen.

»Es wird jeden Tag besser. Ich habe es langsam unter Kontrolle.«

»Das habe ich gemerkt«, antwortete ich stolz. »Ich danke dir dafür.«

Dann folgten Minuten lang Stille und ich kuschelte mich an Sam.

DämonenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt