Kapitel 4

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Ich frage mich ob Ami immer noch sauer ist? Ein Blick auf die Ingame-Zeit und ich stand auf und ging zum Fenster, schob den Vorhang ein wenig zur Seite um hinaus zu blicken. Auf den Straßen der Stadt liefen NPCs hektisch herum, kein Wunder es sind nur Dateien, sie müssen nicht schlafen. Ich dachte über Ami nach, wie sie im Bett lag und träumte. Ich schüttelte meinen Kopf. Woran denke ich da, das kann doch nicht mein ernst sein? Ich öffnete mein Inventar und rüstete die graue Jacke mit der roten Musterung aus. Ich ging zur Tür, ich wollte heute einen Feld Boss bezwingen. Eigentlich war der Plan, dass ich mit Ami dorthin gehe, aber seit gestern bin ich mir nicht mehr so sicher.

Ich ging durch die zehnte Dimension, auf der Suche nach dem Feldboss, er befand sich nördlich der Stadt in einem Tempel, doch den zu finden war nicht so einfach wie ich erwartet hatte. Die trockene Wüstenluft machte es schwer zu atmen, jedoch fühlte sich der heiße Sand relativ angenehm an. Manchmal traf ich auf kleinere Monster, diese waren kein großes Problem, ein gezielter Schwerthieb und sie waren erledigt. Wäre Ami hier, müsste ich diesen verdammten Tempel nicht suchen. Die Zeit verging sehr langsam, doch schlussendlich kam ich doch ans Ziel. Ich atmete erleichtert auf, weil ich dachte ich müsste ihn noch sehr lange suchen. Das Innere des Tempels war vergleichsweise kalt, dunkel und komischer Weise auch feucht – wir sind in einer Wüste. Ein modriger Geruch stieg mir in die Nase und der Boden war mit Skeletten übersät. Am Ende des großen Raumes befand sich ein goldener Sarkophag – Wirklich, hatten die keine bessere Idee. Ich nahm einen Schädel, der neben mir auf dem Boden lag und warf ihn auf den verzierten Kasten. Als er traf, begann der gesamte Raum zu beben und der Deckel der Kiste schob sich zur Seite. Mit einem Donnern knallte er auf den Boden, derweil entstieg der Boss dem Sarkophag. Wer hätte es gedacht, es war eine Mumie mit der Maske eines Pharaos. Sie stand wackelig, starrte mit den blau leuchtenden Augen der Maske in meine Richtung und machte große Gebärden. Ich ging in Kampf Bereitschaft und zog meine beiden Schwerter. Regel eins im Kampf gegen einen Boss war, dass man erst auf Abstand bleibt und sich sein Angriffsmuster ansah, doch das war nicht meine Art, also stürmte ich ohne Vorwarnung auf ihn zu. Plötzlich spürte ich, wie mich etwas an Knöchel griff, ich sah flüchtig hin und sah die Hand von einem der Skelette. Der kurze Moment, in dem ich nicht nach vorne sah war genug, damit sich ein Skelett vor mich stellen konnte und es Dauerte nur einen Moment bis ich völlig umzingelt war.
„Ist das euer Ernst?“, meckerte ich.
Die Skelett waren nicht stark, aber ihre Menge machte das Problem. Mit ein paar Rundumhieben konnte ich Schaden verhindern, aber weiter kam ich auch nicht. Dennoch brachte mir diese nicht sehr einfache Situation die womöglich wichtigste Information über den Boss. Er gehörte zur Klasse der Totenbeschwörer, das bedeutet, dass er nicht sehr stark allein ist. Wenn ich nah genug an ihn heran komme wird es einfach sein ihn zu besiegen. Ich brauchte Zeit um einen Angriff aufzuladen, mit dem ich vorstoßen konnte, doch die habe ich leider nicht. Moment! Wieso vergesse ich das immer? Tempest, die Magie, die Ami mir beigebracht hat!
Der bloße Name reicht um den Zauber zu aktivieren: „Tempest!“
Grüner Wind wirbelte um meine Klingen und meine eigene Geschwindigkeit erhöhte sich ebenfalls. Nun war es ein leichtest sich dem Boss zu nähren, es dauerte und ich nahm ab und zu mal ein wenig Schaden, doch das war egal. Bis ich den Boss erreichte, war meine Lebensanzeige gerade mal um fünf Prozent gesunken. Ich sprang um die Mumie herum, wobei ich immer wieder zuschlug, zum Schluss stieß ich mein Schwert in seine Brust, welch förmlich vom Wind zerfetzt wurde, diese
25-Hit-Combo war die Grundlage für eine andere Combo, die ich entwickle nur das es ein anderes Element ist. Das Monster setzte sich langsam wieder zusammen, aber als ich ihn den Gnadenstoß versetzen wollte, brach der Boden unter mir und ich fiel in einen langen Schacht. Um den Fall zu stoppen rammte ich das Kurzschwert in die Wand, es dauerte einen Moment bis ich anhielt.
„Wieso, ich habe es doch fast geschafft“, flennte ich.
„Kann man nichts machen.“
Ich konnte noch nicht mal den Boden sehen, aber wie lang kann der noch sein - sie werden ihn nicht so lang gemacht haben, dass man am Fallschaden sterben würde, doch da die erste Phase so einfach war, schätze ich schon, dass man rund 20 Prozent der Leben verliert. Nun mein Fallschaden ist sowieso nicht sehr hoch, da ich zu den Katzenmenschen gehöre, wird aber ziemlich wehtun. Ich zog das Schwert aus der wand und der Fall ging weiter. Ich sah den Boden und im gleichen Moment fiel ich durch Spinnennetze - ekelhaft, ich hasse Spinnen! Beim Aufprall zog sich der ganze Schmerz durch meinen ganzen Körper, ich versuchte es zu ignorieren und sah mich um, wieder lag ein Skelett auf dem Boden. Aber dieses Skelett mochte ich noch weniger, es war des eines gigantischen Drachens. Ich ging zum Schädel des Untiers und betrachtete ihn, auf der Stirn befand sich ein aus Gold gefertigter Skarabäus, welcher sehr fein bearbeitet war – das war eines der Themen, die ich an diesen Spiel liebte, der Detailreichtum. Gerade als ich die goldene Figur berühren wollte öffnete  sich der Rücken der Käfers und ein riesiges Kristallauge kam hervor. Ich schreckte zurück und der Drache begann sich zusammen zu setzen. Schon dessen Größe war beeindruckend, aber seine Augen erst, sie waren grüne Flammen, die einen ein Loch in die Seele brannten. Das Skelett türmte sich weiter auf und gab ein gerade zu mächtiges Gebrüll von sich und wollte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich werfen, doch ich aktivierte wieder Tempest um mich gerade noch im letzten Moment zu retten. Zweifellos ist das Auge die Schwachstelle, die Frage ist nur, wie ich heran kommen sollte. Das Monster drehte sich und riss dabei mit seinem Knochigen Schwanz den Boden auf, ich wollte über ihn springen, doch der Drache hob ihn an, sodass ich mit enormer Kraft getroffen wurde, meine Lebensanzeige sank ein beträchtliches Stück, nun hatte ich insgesamt schon um die 25 Prozent verloren, wobei schon 10 von diesen Angriff kamen. Ich krachte auf den Boden, ich wusste ich könne das nicht mehr sehr lange durchhalten – meine Werte sind eben auf schnelle Angriffe ausgelegt. Als ich mich aufrichtete, sahen mich die brennenden Augen wieder an. Der Drachen öffnete das monströse Maul, in dem sich grüne Flammen sammelten, er bereitete einen Atemangriff vor. Es gab nur einen Ort wo ich wirklich sicher wäre, unter ihm! Ich rannte, so schnell ich konnte, auf ihn zu, als mir eine Idee kam, wenn er den Kopf senkt, könnte ich aufspringen. Mit Glück wich ich aus und schaffte es aufzuspringen, doch sofort richtete sich der Drache wieder auf und wollte mich abschütteln. Ich stach mein Schwert in der Rechten in das Kristallauge, worauf gleich eine heftige Reaktion des Monsters folgte, er spielte komplett verrückt. Ich durfte jetzt nicht runter fallen, wer weiß wann ich die nächste Angriffsmöglichkeit habe. Ich schlug mit dem Schwert in meiner Linken immer wieder auf das Auge zu. Es wurde immer röter und dunkler, es schien wirklich der Schwachpunkt zu sein – damit hat niemand gerechnet. Durch als der Drache sich gegen eine der Wände warf fiel ich doch ab, kann es nicht mal einfach sein. Ich rollte über den Sandsteinboden, zu spät konnte ich mich aufrappeln und das Monstrum schlug mit seiner gewaltigen Pranke nach mir, mir blieb nur noch die Möglichkeit die Schwerter zu kreuzen und zu versuchen zu blocken. Er stützte sein gesamtes Gewicht auf mich und ich spürte wie der Boden unter mir immer stärker brach – meine Leben brachen auch in Stücke. Kurz bevor meine Lebensanzeige die 20 Prozent erreichte wich das Gewicht von mir und ich konnte die Pranke wegstoßen. Nun sah ich weshalb, das Skelett was von Schatten umschlungen und darauf hin bekam ich ein flaues Gefühl im Magen – ich kenne nur eine Person, die so etwas kann. Ich ließ meinen Blick langsam schweifen und meine Ahnung oder eher Angst hatte sich bestätigt, es war Ami, die mir half.
„Was machst du den hier?“, fragte ich.
„Ich dachte mir, dass du hergekommen bist, da wir den Boss heute sowieso machen wollten.“, sagte sie, doch ihr Ton wurde danach zu einer Art Appell „Was denkst du dir eigentlich, hier ohne mich hinzugehen!“
„Nun ja.“, ich hatte wirklich keine Antwort parat.
„Egal, lass uns das jetzt erst mal beenden.“
„Gut!“
Langsam konnte sich das Monster wieder bewegen und schlug nach Ami, die jedoch nur ihre Viperklinge in einzelne Segmente aufteilte und das Schwert wie eine Peitsche benutzte, dabei zertrümmerte sich die ganze Knochenhand. Es war wirklich erstaunlich, wir beide waren der höchste Rang im Spiel, ich Level eins und sie Level drei und das macht einen so großen Kraftunterschied aus. Dabei sieht sie noch so elegant aus, ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf – worauf achte ich da bitte! Als der Drache mit der zweiten Pranke nach mir schlug, schaute ich kurz zu Ami, wobei wir uns lautlos absprachen. Ich sprang nach hinten, Ami sprang vor mich und umwickelte denn Arm mit ihrem Schwert, sodass ich ihn entlang laufen konnte. Ich stach wieder in das Auge, doch dieses Mal nutzte ich Tempest und Ami blockierte die Bewegungen des Gegners wieder mit ihren Schatten. Wir verharrten eine Weile in dieser Situation, bis der Drache in sich zusammenfiel. Mit einem gekonnten Sprung rettete ich mich, davor begraben zu werden.
„Das war doch ein Kinderspiel, nicht wahr Ami?“
„Sagt der, der fast gestorben ist.“
„Das tut weh.“
Mit einem schleifenden Geräusch öffnete sich eine Wand, welche die Schatzkammer verborgen hatte. Dort war alles voll mit Gold, doch das interessierte nicht, das tat nur ein Armreif, der auf einem Podest in der Mitte des Raumes stand, es war eine goldene Schlange, deren Augen aus Smaragden waren. Ich war ihn Ami zu und sagte: „Für dich, würde dir besser stehen als mir.“
„Du könntest ihn auch ausblenden.“,antwortete sie und betrachtete den Reif.
„Nimm ihn als Entschuldigung für Gestern.“
„Wenn du meinst.“
„Seid wann warst du da?“
„Genau genommen die ganze Zeit, ich wollte dich nicht allein lassen.“
„Du bist nicht mehr sauer?“
„Nein.“
„Das erleichtert mich wirklich.“
Sie lächelte mich an.
„Kei, das Wochenende verreise ich und habe keine Zeit mich einzuloggen, ist das okay für dich?“
„Klar, warum sollte ich was dagegen haben?“
„Gut, ich wollte dich nur informieren.“
„Dann werde ich mir mal überlegen, was ich dann mache. Kannst du mir noch einen Gefallen tun?“
„Welchen?“
„Erstmal sollte ich fragen ob du backen kannst.“
„Ja kann ich warum?“
„Ich hatte vor am Montag für meine Schwester einen Kuchen zu backen, aber wie soll ich sagen, ich bin einfach unbegabt in so etwas. Also hilfst du mir dann bitte?“
„Ja ich komme dann am Montag nach der Schule zu dir, um dir zu helfen.“
„Danke“, mit diesem letzten Wort loggte ich mich aus.

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⏰ Last updated: Feb 11, 2019 ⏰

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