4~Eine folgenschwere Entscheidung

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Und wieder hatte ich Probleme damit Schlaf zu finden. Ich lag in meiner Hängematte und starrte die Decke an. Den einen Arm als Kopfkissen benutzend und den anderen über meinen Bauch gelegt. Leise hörte ich über die Lichtung hinweg, wie Gally Bens Namen auf der Mauer durchstrich. Mit Meisel und Hammer. Jeder Schlag trieb mir einen Dolch ins Herz, und ich musste die Tränen unterdrücken. Jeder der Lichter hatte bei seiner Tour den Namen in die Steinwand gemeißelt. Viele waren durchgestrichen, viele waren gestorben, in diesen zwei Jahren.

Nur zu gut konnte ich mich an Albys Rede bei meiner Tour über die Lichtung erinnern. Der Tag an dem ich meinen Namen, etwas verkrüppelt, aber doch, in die Wand meißelte.

Alles änderte sich, das war das Einzige, was man mit Zuversicht sagen konnte.
Ein bewusstloses Mädchen mit apokalyptischen Nachrichten und ein toter Griewer im Labyrinth.

Das letzte, was ich sah, bevor ich in einen unruhigen Schlaf fiel war das Tattoo, das mir meinen Seelenverwandten zeigen sollte.

~

Ich schlug die Augen auf, um zu bemerken, dass ein Gespräch mich aufgeweckt hatte.

,,Und warum ist es dann so schlimm da draußen?" Am liebsten hätte ich laut aufgelacht, was mich ganz sicher verraten hätte. Oh, Tommy, Tommy, Tommy. Du unwissender Junge.

Newt seufzte hörbar. ,,Jede Menge Stress. Jeden Tag ist das Labyrinth anders, man muss es sich abstrakt vorstellen können und einen Weg finden, wie wir hier rauskommen." Kurz hielt er inne.
,,Muss sich den Kopf über den verdammten Karten zerbrechen. Das Schlimmste ist, dass man ständig Angst hat, man schafft es nicht rechtzeitig wieder zurück. Das ist schon in einem normalen Labyrinth schwierig genug - aber wenn sich das Scheißding jede Nacht verändert, braucht man bloß einen Fehler zu machen und schon kann man die Nacht mit fürchterlichen Ungeheuern verbringen. Schwachmaten und Dummschwätzer haben da nichts zu suchen."

Es war still, und bis zu diesem Moment war mir nicht aufgefallen, dass ich meinen Atem angehalten hatte. Ein und ausatmen, Marie. Schnell schloss ich wieder meine Augen, und tat so, als würde ich immer noch durch mein Traumland laufen, statt durch ein griewerverseuchtes Labyrinth.

,,Wieso fragst du?"

Ich setzte mich auf und sah die beiden an.
,,Der Frischling möchte Läufer werden. Guten Morgen, übrigens."

,,Morgen, Zwerg. Gut geschlafen?" Newt schien nicht überrascht zu sein, dass ich wach war.

,,Bis ihr zwei Neppdeppen mich aufgeweckt habt, schon." Newt schüttelte nur den Kopf, bevor er sich wieder Tommy zuwandte.

,,Du bist noch nicht mal 'ne Woche da, Strunk. Ist das nicht ein bisschen früh, um sich in den Tod zu stürzen?"

Ich gähnte, und kämpfte mich aus der Hängematte hoch. Thomas wollte also ein Läufer werden.
Ich blickte kurz zu den beiden nachdem ich meinen Lederharnisch umschnallte, jeder Griff automatisiert. Es würde kein Tag vergehen, an dem ich ihn nicht trug. Ohne mein Messer, das immerhin an meinen Rücken geschnallt war, würde ich keinen Meter gehen. Nicht, wenn solche Idioten wie Gally auf freiem Fuß waren.

Ich trat in die Sonne, die angenehm meinen Körper wärmte, und ging gemächlich über die Wiese, als ich mich streckte. Heute gab es keinen Grund zu joggen, keinen Grund sich zu beeilen. Ich hatte frei.

Die Tore des Labyrinths standen offen, aber die Lichter schienen noch mit frühstücken beschäftigt zu sein.
Es würde wohl bis morgen dauern, bis der Normalzustand wieder einkehrte. Alltag. Alltag ohne Ben.

,,Guten Morgen, Pfanne."

,,Morgen, Marie," grüßte Pfanne, als er gerade den brutzelnden Speck auf einige Teller verteilte, die er der Armee von hungrigen Lichtern reichte.
,,Hast heute deinen freien Tag, nicht?" Ich nickte nur, schadenfroh lächelnd, als der Koch mit einem Pfannenwender die nächste Fuhre Speck mit Rührei zubereitete. Meine Fuhre Speck und Rührei. Bei dem Anblick und dem Geruch lief mir das Wasser im Mund zusammen, und ich musste mich zusammennehmen um nicht auf die Anrichte zu sabbern.

Fire on Fire ~ A Maze Runner Fanfiction/Soulmate AUWhere stories live. Discover now