Ich kann es niemals sagen

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Schritt um Schritt...

Gehe ich voran.

Schreite ich voran.


Schreite ich? Ich weiß es nicht, denn für mich ist es hier gerade ein Kampf.

Ein Kampf, von dem niemand etwas erfahren darf.

Doch ich bin die Königin. Es gehört zu meinen Aufgaben, nicht zu zeigen, was gerade in mir vorgeht.


Ich präsentiere den Leuten hier mein für den Moment allerbestes Lächeln.

Möchte ich mich selber gerade sehen...? Vermutlich nicht.

Aber sie freuen sich doch alle so. Du freust dich doch so.

Es ist ja auch ein glücklicher Tag.

Dein großer Tag.


Meine Lippen verziehen sich, während mein Blick sich schnell zum Boden senkt.

Ich lächle das beste Lächeln, das ich geben kann, wenn ich doch eigentlich nur weinen will.

Aber ich kann hier nicht weg.

Nicht diesmal.

Nicht wie bei der Beerdigung unserer Eltern.

So einfach ist es nicht mehr, denn ich bin deine ältere Schwester und will mich auch endlich so verhalten seit wir uns damals nach dem Chaos während meiner Krönungsfeier ausgesprochen und nachdem wir beschlossen haben, diese Geschwistersache noch einmal neu anzufangen.

Ohne Eltern, deren Vorsichtsmaßnahme uns das zerstört hat.

Ohne Eltern...


Weshalb ich mich auch an dieser Stelle befinde.

Ich sehe wieder hoch, zu meiner Seite, denn dort befindest du dich.

Du bist wunderschön. Nicht, dass du das prinzipiell nicht immer für mich wärst - aber heute eben ganz besonders. Wenn auch mit einem bitteren Beigeschmack.

In einem Kleid, das wir gemeinsam zusammengestellt haben, auch wenn es wehtat, zu wissen, dass es alles für ihn ist. Deine Haare sind in einem schicken Dutt zurechtgemacht und der kleine Blumenstrauß verbreitet ein wohlduftendes Aroma.

Du strahlst so.

Aber was sollte ich auch Anderes erwarten? Immerhin liebst du es, zu lachen. Und heute hast du mehr als allen Grund dazu.

Immerhin heiratest du heute.

Meine Brust zieht sich zusammen.


Du scheinst meinen Blick zu bemerken, denn du drehst den Kopf ebenfalls zur Seite. Und schon fällt deine Freude etwas und dein Griff um meinen Arm, an dem ich dich führe, verstärkt sich.

„Elsa, ist dir nicht gut?", fragst du leise, sodass nur ich es hören kann. Ich kann so deutlich deine Besorgnis sehen, auch durch diesen Schleier hindurch, der dein hübsches Gesicht eigentlich verhüllen soll, dass ich mich doppelt schlecht fühle.

Ich will dir ja nicht deine Hochzeit ruinieren...


„D-Doch, nur...die Emotionen", bemühe ich mich um eine möglichst stabile Stimme nach einem Räuspern.

Und es ist sogar die Wahrheit.

Zwar nicht die exakten Emotionen, die ich haben sollte, aber egal.

Für Manche der glücklichste Tag... [Die Eiskönigin-Fanfiction]Onde histórias criam vida. Descubra agora