Teil 91: Prometheus

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Wir können die weiße Fahne schon von weitem sehen. Sie ist groß wie ein Fußballplatz und wird von einem zehn Meter großen Riesen mit hellblauer Haut und eisgrauen Haaren getragen. Ein Hyperboreer.

„Ein Hyperboreer", sagt Thalia. „Ein Riese des Nordens. Es ist ein schlechtes Zeichen, dass sie zu Kronos halten. Sonst sind sie eher friedlich."

„Du bist ihnen schon begegnet?"

„Mmm. Sie haben eine große Kolonie in Alberta. Mit diesen Typen solltest du lieber keine Schneeballschlacht machen."

Als der Riese näherkommt, kann ich seine drei menschengroßen Begleiter erkennen: ein Halbblut in Rüstung, eine Empusa mit schwarzem Kleid und flammenden Haaren und einen hochgewachsenen Mann in einem Smoking. Die Empusa hat sich bei dem Mann im Smoking eingehackt.
Die vier kommen gemächlich auf den Spielplatz am Rande des Central Parks zu. Die Schaukeln und die Ballplätze sind leer. Nur der Springbrunnen am Umpire Rock ist zu hören.

„Der Herr im Smoking ist der Titan?", frage ich.

Grover nickt nervös. „Er sieht aus wie ein Zauberer. Ich hasse Zauberer. Meistens haben die Kaninchen bei sich."

„Du hast Schiss vor Kaninchen?", fragt Percy ihn.

„Mäh-hä-hä! Die sind furchtbar gemein. Immer klauen sie wehrlosen Satyrn ihren Sellerie."

Thalia hüstelt.

„Was ist los?", fragt Grover.

„Um deine Kaninchenphobie kümmern wir uns später", sagt sie. „Sie sind da."

Der Mann im Smoking tritt vor. Er ist etwa zwei Meter groß und hat seine schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Eine dunkle Sonnenbrille bedeckt seine Augen. Am Auffälligsten ist jedoch die Haut in seinem Gesicht. Sie ist vollkommen zerkratzt, als wäre er von einem stinksauren Hamster angegriffen worden.

„Percy und Phoebe Jackson", sagt er mit honigsüßer Stimme. „Es ist mir eine große Ehre."

Die Empusa faucht uns an. Percy und ich haben letzten Sommer ein paar ihrer Schwestern erledigt.

„Meine Liebe", sagt der Titan zu ihr. „Mach es dir doch kurz da drüben gemütlich, ja?"

Sie lässt seinen Arm los und schwebt zu einer Parkbank.
Der Halbgott hinter dem Titanen kommt mir bekannt vor, aber ich hätte ihn unter seinem neuen Helm fasst nicht erkannt. Seine Nase sieht aus wie eine zermatschte Tomate.

„Hallo, Ethan", sagt Percy. „Gut siehst du aus."

Ethan starrt meinen Bruder wütend an.

„Kommen wir zur Sache." Der Titan streckt seine Hand aus. „Ich bin Prometheus."

Ich schüttle ihm widerstrebend die Hand.

„Der Feuerklauer? Der Typ, der an den Felsen gekettet war, mit den Adlern?"

Oh, Götter, Percy! Das hätte er doch auch anders ausdrücken können.

Prometheus zieht eine Grimasse und berührt die Schrammen in seinem Gesicht. „Bitte, erwähne die Adler nicht. Aber es stimmt, ich habe den Göttern das Feuer gestohlen und es deinen Vorfahren gegeben. Im Gegenzug ließ der allgütige Zeus mich an einen Felsen schmieden und in alle Ewigkeit foltern."

„Aber..."

„Wie ich befreit worden bin? Das hat Herkules erledigt, schon vor Äonen. Du siehst also, warum ich eine Schwäche für Helden habe. Einige von euch können durchaus zivilisiert sein."

„Im Gegensatz zu Eurer Gesellschaft, Prometheus", sage ich und sehe dabei Ethan an.

Doch der Titan glaubt offenbar, ich meine die Empusa. „Ach, Dämonen sind gar nicht so schlimm. Sie dürfen nur keinen Hunger bekommen. Aber jetzt, Percy und Phoebe Jackson, wollen wir verhandeln."

The daughter of PoseidonHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin