#45 A solution for everything

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Um einzuschätzen, wie ernst es um die beiden stand, fragte ich: „Wann habt ihr das letzte Mal miteinander gekuschelt?"
„An dem einen Abend, an dem du vor unserer Tür standest, wegen deinem..." Er deutete auf seinen Arm und ich verstand. „Oh", stieß ich aus. Das war höchst besorgniserregend. Wenn es jemanden gab, der Kuscheleinheiten brauchte, um bei klarem Verstand zu bleiben, dann war es Taehyung. Selbst vor ihrer Beziehung hatte Jungkook Stunden mit ihm verbracht, in dessen dies ihre einzige Beschäftigung gewesen war. Sein Beruf war Stress pur, er hatte uns manchmal davon erzählt und dabei auch preisgegeben, dass er nicht durchhalten würde, würde Jungkook nicht existieren. Wir hatten ihn immer damit aufgezogen, wie nervig es doch war, dass Tae bei Spieleabenden einschlief, wenn Jungkook ihm den Kopf kraulte, aber wir wussten, dass es der Stressbewältigung diente.

Mein letzter Rückfall war mindestens einen Monat her, ihre Beziehung litt also stark. „Ich mache mir solche Sorgen, aber er redet nicht mit mir." Jungkook seufzte wieder tief. Ich hatte ihn heute noch kein Mal Lächeln gesehen und das Gefühl, das mir diese Tatsache gab, war nicht schön. Es belastete den Braunhaarigen sichtlich und definitiv nagte es an ihm schon für längere Zeit, aber höchstwahrscheinlich hatte er nichts gesagt, um der schwierigen Situation nicht noch mehr Gewicht beizutragen. Er würde lieber alles alleine regeln, als uns mit in seine Probleme einweihen. Er ließ sich helfen, er war nicht wie ich, aber er beanspruchte Hilfe nur, wenn es ihn innerlich auffraß und er Angst hatte, es würde ihn darin beeinträchtigen, uns zu helfen, wenn wir etwas brauchten.

„Soll ich versuchen, mit ihm zu reden?", bot ich ihm an, obwohl ich bezweifelte, dass ich mehr aus ihm herausbekommen würde, als sein eigener fester Freund. Jungkook nickte trotzdem. „Sonst frage ich Namjoon-Hyung, er kriegt aus jedem alles heraus, aber irgendwie denke ich, dass Tae es mir sagen würde, wenn er wollte." Wie in einem Gemälde zeichnete sich die Besorgnis und das fehlende Verständnis auf seinem Gesicht ab und ich wünschte mir, sie einfach wegwischen zu können. „Ich werde schauen, was sich machen lässt, sobald ich ihn das nächste Mal treffe", versicherte ich ihm.
„Danke dir."
„Noch habe ich nichts getan." Aber ich wünschte, ich hätte können.

Ich beendete meine Suche nach den Schmerztabletten erfolgreich und wollte gehen, stoppte aber noch ein Mall vor dem Jüngeren, schaute ihm in die Augen. „Nur nicht verzweifeln, für alles gibt es eine Lösung." Jungkook nickte nur hoffnungslos und ich verließ die Wohnung, nachdem ich ihm auf die Schulter geklopft hatte.

Desto angespannter betrat ich meine eigene Wohnung wieder. Ich hatte nicht im Sinn gehabt mit einem mit Sorgen gefüllten Kopf wieder zu kommen, doch das tat ich, obwohl ich sehr versuchte, diese Gedanken vor der Tür zu lassen.

„Hyung?", fragte ich laut, da ich meinen Freund schon aus dem Flur aus nicht mehr auf der Couch liegen sah. „Jimin!", hörte ich es aus dem Bad, als hätte sich der Ältere erschrocken. „Ich bin im Bad."
Ich lugte um die Ecke des offenen Bads und erblickte meinen Freund, der auf der geschlossenen Toilette saß und mich undefinierbar ansah. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Freude über meine Anwesenheit aus, jedoch auch etwas erschrockenes, überrumpeltes, das sich nur schwer beschreiben ließ. „Was machst du hier?", fragte ich, da es nicht danach aussah, als würde er auf der Toilette gewesen sein oder sich das Gesicht waschen wollen. „Ich... ehrm, habe nach Pflastern gesucht", gab er zu und streckte mir zögerlich seinen Finger hin, „Ich habe mich geschnitten." Seinen Ringfinger zierte ein blutiger Schnitt.
„Wie?" Ich ging auf ihn zu, vergaß direkt wieder über meine Frage, „Oh, Hyung, das ist ziemlich tief."
„Ja, schätze schon... sorry."

Auf seine Entschuldigung hin warf ihm einen verwirrten Blick zu, während ich ohne weiter darüber nachzudenken in die Schublade unter dem Waschbecken griff und ein Pflaster hervor holte. Mit Vorsicht legte ich es ihm an den Finger und gab diesem anschließend einen kleinen Kuss, den Yoongi schmollend belächelte. „Weißt du, meine Lippen brauchen auch..." Er tippte sich auf die Lippen und schaute mich mit großen Augen an, als ich zu ihm sah. „Einen Kuss?", vervollständigte ich seinen Satz und er nickte, worauf ich mich zu ihm herunter lehnte, um meine Lippen auf seinen zu platzieren. Als ich mich wieder von ihm löste, durchzog meinen Magen ein Ziehen aufgrund der Nähe und dem plötzlichen Augenkontakt, den er herstellte. Wie schaffte er es, mich in jeder zufällig gewählten Sekunde daran zu erinnern, dass er es war, der mein Herz in den Händen hielt? Ich hatte nie verstanden, wie mich der Blick in seine Augen so blind machen, um den Finger wickeln und alles andere so verschleiern konnte. Er ließ mich imaginäre rote Ampeln überfahren, aber für ihn würde ich trotzdem weiter Gas geben. In der Schlange in meinem Kopf drängelte er sich vor, aber ich würde trotzdem zuerst ihn wählen.

「 devil 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt