Teil 1 ~ 11.04.2013

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P.O.V. Lina

Ich sitze in meinem Fenster und drücke meine Zigarette aus. Schnell schau ich mich nochmal um und schmeiße den Filter in die Hortensien der Nachbarn. Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, wie meine Mutter immer wieder ihre Filter in die Blumen schmiss und Streit mit den Spießern von nebenan begann.

Nachdem sie dann meinen Vater betrog, ist sie mit ihrem Lover nach Argentinien ausgewandert und fand kein Interesse mehr an unserem Leben. Ich merke, wie meine Mundwinkel nach unten fallen und seufze lang und ausartend auf. Langsam schaue ich mich in meinem Zimmer um und mir fällt ein, dass ich noch meine Tasche packen muss. Ich verdrehe die Augen, atme erneut genervt auf und strecke mich. Ich schließe meine Augen und fühle noch einmal den leichten Frühlingswind und die späte Abendsonne auf meiner Haut.

Mein Zimmer ist dunkelgrün gestrichen, wodurch es klein und heimelig wirkt. Die Dachschräge habe ich irgendwann mal zusammen mit meinem Bruder "kreativ" bemalt. Im Endeffekt haben wir unsere Hände und Füße in gelber Farbe getunkt und haben ein bisschen über die Wand gestrichen. Ich habe im Nachhinein noch ein paar orange und rote Akzente hinzugefügt, weshalb es eine gewisse Drei-Dimensionalität besitzt. Mein Bett, das eine Matratze ist, welche auf einer erhöhten Plattform liegt und von einer 2-stufigen Treppe umgeben ist, ist voller Bücher und Hefter, die aufgeschlagen daliegen. Ich schmeiße mich auf mein Bett und ignoriere die Buchrücken unter meinem Rücken, die sich gegen meine Wirbelsäule drücken.

Ich nehme mir alle Bücher und Blätter, die lose auf der Matratze liegen, und greife nach meiner Tasche. Meine Hände suchen mein Hausaufgabenheft, um zuschauen, welche Fächer ich morgen habe. Das Schuljahr ist zwar schon zur Hälfte rum, aber ich weiß immer noch nicht, welchen Stundenplan ich habe. Ich geh zu meinen Schreibtisch und stelle meine Tasche auf den Stuhl, um die Tasche zu packen.

Nachdem ich alles irgendwie aufgeräumt habe, höre ich mein Handy pfeifen und ich schaue nach, wo eigentlich mein Handy ist. Es liegt noch auf der Fensterbank zusammen mit meinen Kopfhörern. Ich blicke auf mein Handy, lese die Nachricht, bekomme aber nur die Hälfte der Nachricht aus dem Klassenchat mit. Es ging um die Abi-Feier der zwölften Klasse, die in der Schorre stattfinden soll, und ich mache den Ton von meinem Handy aus.

Die Tür des Zimmers geht auf und mein Vater guckt in mein Zimmer rein. Mein Vater ist ein großer Mann, der relativ früh Vater geworden ist. Er war 23 Jahr alt als er meine Mutter kennengelernt hat und ist ein Jahr später unerwartet mit meinem Bruder Vater geworden. Die Trennung von meiner Mutter vor 10 Jahren hat ihn fertig gemacht und er hat sich gehen lassen, aber mittlerweile ist er wieder in Form, auch wenn er vielleicht nicht zu den durchtrainiertesten Menschen gehört. Er arbeitet als Techniker und Verkäufer von medizinischen Geräten und verkauft an private Kliniken. Bedeutet, er verdient nicht wenig. Er hat einen grauen Haaransatz, der von dem vielen Stress kommt, und ist relativ blass. Einige sagen, wir sehen uns sehr ähnlich, aber bis auf die Nase, finde ich, haben wir nicht viel gemeinsam. Ich komme sehr nach meiner Mutter. Die gleiche Augenform und -farbe, der gleiche Mund und die natürliche Haarfarbe von ihr.

Mittlerweile habe ich mir die Haare gefärbt und sie sind jetzt leicht rötlich, da die Färbung leicht rausgeht und das Braun in meinem Ansatz wieder durchkommt. Meine Augen sind blau-grün, aber je nachdem, welche Farbe ich trage wirken sie blau oder grün.

Papa braucht einen Moment, schaut sich um und blickt mich dann strafend an: "Hast du geraucht?" "Nein. Ich hab aber den Nachbarn beobachtet, wie er eine gezogen hat und dann den Filter in die preisgekrönten Hortensien seiner Frau geschmissen hat", antworte ich und sehe wie ein Schmunzeln über sein Gesicht huscht. "Aha", sagt er und zieht eine Augenbraue hoch und fügt im Hinausgehen noch hinzu: "Es gibt Essen. Und solange das nicht zur Gewohnheit wird, zu rauchen, ist es in Ordnung." Er lässt meine Zimmertür offen, obwohl er weiß, wie sehr es mich stört, und ich laufe hinunter in die Küche.

Mein Leben ist ein ArschlochWhere stories live. Discover now