Kapitel 2

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Am nächsten Tag rief ich meine Eltern an und fragte sie was genau sie dort in London machten. Bevor sie auflegte sagte sie:"Schätzchen du musst dir gar keine Sorgen machen, hier gibt es ausgezeichnete Sicherheitsleute!"
Den ganzen Tag spukte das Gespräch mit meiner Mutter in meinem Kopf herum. Nicht einmal der Besuch von Chrissi, die bis eben geblieben war und von irgendeinem Typen von einer Party erzählte, konnte mich ablenken. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Der Schlaf kam sich nach kurzer Zeit über mich. Durch ein schepperndes Geräusch wachte ich in der Nacht auf. Verwirrt schlug ich meine Decke zurück und stand auf.Ein lautes Klirren ertönte und plötzlich war ich hellwach. Vorsichtig Schlich ich zu meiner Zimmertür und betrat den geräumigen Flur.Als ich die Treppe herunter lief achtete ich auf jede einzelne Stufe. Ich kannte mein Haus gut genug um zu wissen welchen knarzte und welche einfach nur alt waren. Als ich unten im Erdgeschoss angelangt war trat ich leise in die Küche, ein riesiges Zimmer das ausgezeichnet mit großen, nadelspitzen Messern ausgestattet war. Ich wusste zwar nicht wer da unten das Haus durch wühlte, aber zu Abschreckung konnte eine Waffe ganz gut sein.Nervös klammerte ich mich an den Griff und ging leise in Richtung der Geräusche. Es klang als würde jemand das Büro meines Vaters durchwühlen. Ein erneuertes Scheppern lies mich zusammen zucken. Ich erreichte die Tür ohne Probleme. Tief ein- und ausatmen. Bloss nicht in Panik verfallen. In Gedanken versuchte ich mir weiterhin Mit zumachen. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spaltbreit.Eine dunkele Gestalt stand mit dem Rücken zu mir über den Schreibtisch meines Vaters gebeugt und wühlte hektisch in dessen Unterlagen herum. Ich öffnete die Tür etwas weiter und ging somit sicher das die Person erstens alleine war und zweitens mich nicht bemerkte. Adrenalin schoss durch meinen Körper. Es puschte mich so stark auf, dass ich mutig einen Schritt in das Büro machte.Und dann passierte es. Ich stolperte über einen Stapel Bücher, verlor das Gleichgewicht und fiel. Es war wie in Zeitlupe, so, dachte ich ,jetzt ist alles vorbei. Die werden mich töten oder als Geisel nehmen oder irgendwelche anderen schreckliche Dinge mit mir anstellen. Ich prallte hart auf den Boden und fühlte wie die Luft aus meiner Lunge glitt, mein Kopf knallte auf eine scharfe Kante, vermutlich ebenfalls ein Buch. Verdammt das Messer war mir aus der Hand gerutscht. Ich keuchte und schloss meine tränenden Augen. Was hab ich nur gedacht ich könnte gegen einen Einbrecher ankommen? Statt die Polizei zu rufen, wie dumm bin ich eigentlich? Die Schritte des Einbrechers ließen den Boden und somit auch meine Kopf zum Beben. Die Dielen vor mir knarzten als der Einbrecher sich vor mir auf den Boden kniete. Vorsichtig hob ich meinen Kopf und blickte in zwei fragende Augen. Ich wollte was sagen, "Hey" oder "geht schon" aber ich konnte ihn nur anschauen. Nur in seine ozeanblauen Augen starren. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der wir uns nur anschauten sagte ich:" AAUA..." er lächelte mich an und dann, Oh Wunder, hob er mich auf und trug mich auf das Sofa, wo er mich sanft ablegte. Er beugte sich über mich und strich meine Haare vorsichtig zur Seite. Dann begutachtete er ein kleines Blutrinnsal, das von meiner Stirn über meine Wange lief. Misstrauisch betrachtete ich sein Gesicht, dass teilweise von der Maske freigelassen wurde. Plötzlich wurde sein Blick eisern. "Es war schön dich kennengelernt zu haben" sagte er energisch und stürmte aus der Wohnung. Ich blieb noch ca. 10 minuten genauso liegen, bis auf einmal Sirenen vor meiner Haustür ertönten. Er war also so nett gewesen den Krankenwagen zu rufen.

Eine halbe Stunde und gefühlt tausend fragen später, lag ich in einem Krankenzimmer. Mein Kopf war untersucht, gereinigt und verbunden worden, die nicht wirklich nette Krankenschwester hatte gelacht und mir dann das (Achso tolle) Krankenhausessen vor die Nase gesetzt. Ich hatte den Fernsehen angeschaltet und ein bisschen in dem Essen gestochert, als die Tür aufschwang. „Delilah!" rief meine Mutter besorgt. Sie betrat das Krankenzimmer und schloss die Tür hinter sich. „Ich bin sofort hergekommen, als ich gehört habe, was passiert ist." fuhr sie fort und zog sich einen Stuhl neben mein Bett. "Geht es dir gut?" fragte sie und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dieser Szene erinnerte mich an die gestrige Nacht. An die strahlend blauen Augen des Einbrechers und seine warmen Hände. "Was habe ich" fragte ich, ohne auf ihre Frage einzu gehen. Dieses Gesicht ging mir dabei nicht mehr aus dem Kopf.


Nach sechs Tagen war ich wieder vollkommen geheilt und konnte wieder nach Hause. Alles war so wie immer aber irgendwie auch alles anders. In meinem Kopf schwirrten tausend Dinge umher wie Bienen in einem Bienenstock. Fragen und Gedanken schwirrten durch die Luft aber die Antworten waren noch zu weit entfernt um sie greifen zu können. Ich glaube nicht, dass es die Liebe auf den ersten Blick gibt, aber ich spüre irgendwie das wir, der mysteriöse junge Mann und ich, Seelenverwandte sein müssen. Würde ich ihn jemals wiedersehn? Auf einer romantischen Strasse in Paris. Und er würde sagen: "Hey dich kenn ich doch!" und ich würde sagen:" Ja du kommst mir auch bekannt vor" . Dann würde er mich auf ein Date einladen, wir würden zusammenkommen, heiraten, Kinder bekommen und zusammen alt werden... OMG ich hatte wirklich nen ziemlichen Schlag auf den Kopf bekommen! Was redete ich für wirres Zeug. Wir werden uns nie wider sehen und selbst wenn würde er mich, das hässliche, dumme, verwöhnte Kind reicher Eltern, nie wieder erkennen. Fuck, dieser Gedanke tat weh...
Deprimiert ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und starrte das einzige Bild an, wo man mich als Kleinkind und meine Eltern sehen konnte. Ich war auf ihm etwa fünf Jahre alt und wir saßen in unserem Garten. Damals war alles better. Ein klopfen ertönte und kurz darauf trat mein Vater in mein Zimmer und bat mich ins Wohnzimmer. Diese Situation erinnerte mich an die Situation bevor sie nach London mussten.

Delilah Where stories live. Discover now