Kapitel 1

66 3 4
                                    

Bald fangen die Winterferien an. Noch eine halbe Stunde und dann kann ich mich endlich in mein Zimmer verkrümeln und den neuen Roman lesen, den ich mir vorsorglich schon über Amazon bestellt hatte. 384 Seiten eines noch ungelesen Romans warten zuhause auf mich. Wenn unsere ach so tolle Lehrerin nur endlich den Unterricht beenden würde. Gelangweilt schaute ich aus dem Fenster. " Delilah, wenn sie so gelangweilten, können sie doch sicher die Aufgabe lösen." Ich wandte meinen Blick von dem blauen Himmel ab und starrte auf die Tafel. Was bitte war die Wurzel aus 532 multipliziert mit der Wurzel aus 648. Ich schüttelte den Kopf : " Nein, tut mir leid Frau Schubert. Kann ich nicht" Nach einer gefühlten Ewigkeit war die Quälerei endlich vorbei. "Delilah, kommst du dann?" rief Chrissi meine einzige und beste Freundin, die übrigens auch meine Cousine und Nachbarin war. Chrissi war die bessere, hübschere, beliebtere und klügere Variante von mir, doch kein bisschen von ihrer Attraktivität färbte auf mich ab. "Tschau William, Bye Clarissa!" Verwirrt schaute ich zu den eben genannten Jugendlich. Wer war das denn? Ich kannte nur wenige Menschen aber die meisten davon waren Mobber oder totale Opfer die meine Stellung in der Gesellschaft nur noch weiter runter ziehen würde. Und dann war da noch er, der coolste Junge der Schule, der Schwarm aller Mädchen und super süß."Tschüss Chrissi." Wieso kannte Chrissi denn bitte so viele Menschen. Wäre ich an ihrer Stelle würde mich total schämen und vermutlich auch blamieren. Im Kopf ging ich die Liste von Knabberzeug in meiner Nachttischschublade durch und bemerkt:„Chrissi. Ich brauch noch Schoko...-" dann lief ich gegen einen weichen Gegenstand und mein Po machte Bekanntschaft mit dem Boden. Ich blickte hoch und...blickte in das Gesicht von Kilian, in seine kristallblauen Augen. Er war so perfekt! Fast zu hübsch... Mit einem abfälligen Lächeln kommentierte er mein Malleur. Nervös grinste ich ihn an. Und rappelte mich auf. Ich setzte zu einer Entschuldigung an, als Chrissi neben mir auf. "Tschüss Kilian." Sagte sie in einem herablassendem Ton . Dann drehte sie sich zu mir. Sie warf mit einen besorgten Blick zu. "Delilah. Alles okay?" Vorsichtig klopfte sie Dreck von meinen Kleidern und fragte daraufhin: " Können wir dann los?"Zuhause angekommen schloss ich möglichst leise die Tür auf. Meine Eltern sollten nicht bemerken das ich da war.Sie hätten meine Laune nicht verbessert. Im Gegenteil, seit einiger Zeit waren sie ständig mit den Gedanken woanders. Geschäfte, Geld, Sparen, noch mehr Geld, noch mehr Geschäfte, Meetings mit verdammt wichtigen Leuten in akurat sitzenden Anzügen die wahrscheinlich allein für diesen Zweck gekauft wurden. Dann schmiss ich meine Tasche in eine Ecke. Dort würde er auch für die nächsten Tage verbringen. Zufrieden zog ich eine Packung Kekse aus meiner Schublade, nahm den neuen Roman und begab mich zu meinem Fenster. Ich setzte mich auf eines der riesigen Kissen, die zusammen mit einer Leselampe und einer Kuscheldecke auf der Fensterbank lagen. Die Decke breitete ich über meinen Beinen aus und öffnete die Packung der Kekse. Grinsend stopfte ich mir einen Keks in den Mund und schlug das Buch auf. Schon nach der ersten Seite des Romans war ich von der Geschichte gefangen. Ich merkte nicht, dass die Zeit verflog und meine Mutter nach mir rief. Kurz darauf schreckte ich zusammen. Mein Vater öffnete die Tür :"Delilah? Komm bitte kurz runter." Ich nickte, markiert die Seite mit einem Lesezeichen und knipste die Lampe aus. Als ich das Wohnzimmer betrat, warteten meine Mutter und mein Vater schon auf mich. Ich ließ mich auch ein Sessel nieder und schaute die beiden fragend an. "Delilah, wir müssen mit dir reden. Dein Vater und ich..." ich hasste es wenn sie sagte dein Vater, das klang so als ob sie nur die Nachbarin von nebenan war die eine Affäre mit meinem Dad hatte..."wir haben beschlossen nach England zu gehen. Nur für die Ferien... aber du müsstest dann zuhause bleiben..." Okaayy das war mal ne Ansage. Äußerlich versuchte ich enttäuscht zu wirken, aber innerlich sah ich mich schon die ganzen Ferien an meinem gemütlichen Platz mit Aussicht auf die gesamte Stadt zu sitzen, Kekse zu essen und zu lesen. Mein Herz machte einen kleinen Freudensprung und ich sagte mit einem dicken Grinsen: "ja, ich komm schon klar!" "Oh wir sind ja so stolz das unsere Tochter schon so selbstständig ist!" rief meine Mutter entzückt. Ich mochte meine Eltern, aber die familiäre Liebe hielt sich in Grenzen, da sie fast nie Zeit für mich hatten.Am nächsten Morgen war es dann auch schon soweit. Sie hatten noch am selben Tag die Koffer gepackt. Ich denke sie hatten die Tickets schon vorher gekauft. Kurz nachdem, seltenem, gemeinsamen Frühstück mit gekochten Eiern, frischem Orangensaft und Croissants kam das Taxi. Mama drückte mir einen Kuss auf die Stirn und stieg ein. Papa reichte mir förmlich die Hand, nahm die beiden Koffer und drückte sie in die Hand des Taxifahrers. Dann stieg auch er mit einem letzten Kopfnicken ins Taxi und schloss die Tür. Zwei Minuten sah man nur noch das Taxi auf der Straße davon brausen. Ich lächelte, drehte mich um und schloss die Tür. Dann rannte ich hoch in mein Zimmer und ging direkt zur Fensterbank. Gegen Mittag trieb der Hunger mich wieder in die Küche, wo ich mir genüsslich eine Tiefkühlpizza zu Genuss führte.Als ich am dritten Abend schon bei der Hälfte des Buches angekommen war beschloss ich jeden Tag nur 100 Seiten zu lesen damit ich mich die letzten Wochen nicht langweilte. Also setzte ich mich vor den Fernseher. Lustlos zappte ich mich durch die Kanäle, überall lief nur solcher Schrott den sich nur Achtzigjährige nach den Lottoergebnissen ansahen und dabei einschliefen. Hier lief eine Backshow bei der eine rot angelaufene Dame erklärte, dass der Kuchen etwas anders als in ihrer Vorstellung geworden ist, da sie den Zucker vergessen hatte. Einen Kanal weiterlief eine Quizshow bei der eine dümlich aussehende Frau gerade auf die Frage, warum sie hier mitmache, einen Text vortrug der davon handelte das sie gaaarnicht am Geld interessiert war, und der ziehmlich auswendig gelernt klang. Beim Nächsten erzählte ein Feuerwehrmann vor einem Brennenden Haus das er streike,da die Bezahlung zu niedrig war und so ging das immer weiter. Fast wollte ich das Gerät wieder beenden doch die monotone Frauenstimme verkündete das es nun 21:00 Uhr sei und nun die Nachrichten kämen. "Und wieder müssen wir leider von einem weiteren Anschlag berichten. Dieses mal haben "Die Rebellen" den Landtag angegriffen, als zur Zeit eine wichtige Besprechung lief. Und auch hier haben sie die selbe Botschaft hinterlassen. Auf die Fassade des Parlaments wurde mit roter Farbe "nieder mit dem Kapitalismus" gesprüht. Eine ziemlich klare Botschaft wenn sie mich fragen. Und nun das Wetter..." ich schaltete den Fehrnseher stumm. Bedeutete das meine Eltern würden auch bald zum Opfer werden?

—————————-————————————
Hey und erstmal Herzlich Willkommen zu unserem Buch „Delilah". Wir freuen uns, dass du dieses Buch gefunden hast und wünschen dir viel Spaß beim lesen. Und ja wir sind zwei Mädchen, die dieses Buch schreiben. Bitte kommentiert uns eure Vorschläge und Verbesserungen 💖💓
~Celloelfen

Delilah Where stories live. Discover now