Kapitel 26

493 18 1
                                    

"Z?" die Stimme Alucard's und seine warme Hand an meiner Schulter weckt mich aus meinem todesähnlichen Schlaf und ich öffne halb meine Augen. "Hm...?" brumme ich und sehe ihn an. "Wir sollten aufstehen." sagt er und steht schon komplett angezogen an meinem bett. "Wir...?" murmle ich und blicke an ihm hinunter. "Ich... aber ich werd's nich machen." gähnend drehe ich mich um, ziehe die Decke wieder über mich und schließe meine Augen. "Integra wird gleich da sein. Und du willst doch nicht, dass sie dich nackt sieht oder?" fragt er grinsend und ich erstarre kurz. "Dafür werde ich dich irgendwann umbringen... Das schwöre ich dir! Das war eine astreine vergewaltigung!" zische ich und drehe mich wütend zu ihm um.

Seufzend kniet er sich hin und legt seine Arme auf die Matratze. "Und es tut mir im nachhinein auch leid kleine... Aber ich muss zugeben, dass es schon einige... Jahrhunderte her war. Und dann du mit deiner Art..." Ich wickle die Decke enger um mich und sehe ihn stinksauer an. "Das hat weh getan! Und es war gegen meinen willen du verdammter Bastard!" erwiedere ich und zuckt kurz zusammen. "Ich dachte, dass du es vielleicht auch wolltest... Deine Art, als ich dir das Blut vom Finger geleckt habe und als du dann rot angelaufen bist..." murmelt er und sieht aus wie ein Kind, dass gerade geschimpft kriegt! Ein über 500 Jahre altes Kind. Ein über 500 Jahre altes Vampir-kind. Ein über 500 Jahre altes Vampir-Kind, dass auch noch so nebenbei einer der stärksten und mächtigsten seiner Art ist!

"Dafür jage ich dir irgendwann eine Kugel durch den Kopf. Nochmal!" knurre ich wütend und er grinst schelmisch. "Welche Pistole hättest du denn gerne?" fragt er und kurz denke ich nach. "Ich nehme die 454ger. Und ich entscheide, wann." murre ich und er kommt mit seinem Gesicht nah an meines. "Wie du es wünscht meine liebe!" haucht er und ich verziehe das Gesicht. "Ich werde dich drann erinnern, wenn du meckerst." erwiedere ich und setze mich auf. Die Decke halte ich hoch und seufze. "Und jetzt umdrehen." sage ich, doch er sieht mich nur aus seinen roten Augen an, als hätte er nie auch nur den Gedanken daran verschwendet, sich umdrehen zu können! "Ich habe doch alles gesehen... Was willst du da noch vor mir verbergen?!" entgegnet er grinsend und ich sehe ihn mit einem Blick an der bedeutet, dass ich gleich sowas von am Auflippen bin! Kichernd richtet er sich auf. "Ist ja schon gut!" meint er, hebt abwehrend die Hände und dreht sich um.

Ich verdrehe die Augen und steige aus dem Bett. Schnell knie ich mich hin und habe die Unterwäsche ratzfatz angezogen, die er zum Glück nicht zerstört hat! Danach folgt die Hose und gerade, als ich das Oberteil anziehen will, spüre ich seinen warmen Finger an meinem Rücken entlang fahren! Überrascht erstarre ich und verkrampfe mich. "Alucard...?!" knurre ich und drehe meinen Kopf. "Habe ich nicht gesagt, dass du dich umdrehen sollst...?!" zische ich und blicke ihn wütend an. "Woher hast du die Narben?" fragt er anstatt irgend einer Antwort zu geben und ich ziehe schnell das Oberteil von Hellsing über. "Ist egal." erwiedere ich und streiche mir kurz durch meine Haare, bevor ich zur Tür gehe, diese aufmache und raustrete.

Der schwarzhaarige folgt mir schweigend und geht schräg rechts hinter mir. "Wo willst du hin?" fragt er nach einer weile und ich blicke einfach nach vorn. "Raus." ist meine knappe antwort und ich krusche kurz in der Tasche meiner schwarzen Hose herum, bis ich die Silberkugel gefunden habe. Diese hole ich heraus und halte sie nun in meiner geschlossenen Hand. "Wieso hast du sie immer noch?" fragt Alucard und ich balle kurz meine Faust, bis ich sie wieder lockere. "Weil sie die einzige erinnerung an meinen Vater, Niko und Schrödinger sind. Ich glaube, dass ich nämlich nicht zurückkehren kann. Also ist dass das einzige, dass mir geblieben ist. Von meinem Leben, dass ich 19 Jahre lang geführt habe. Und jetzt von einen auf den anderen Tag hinter mich lassen musste. Weil sich ein gewisser jemand dazu entschieden hat, mich in eine untote Kreatur zu wandeln."

Ich habe ihn während dieser kleinen Anschuldigung nicht einmal angesehen. Auch, wenn er zu mir aufgeholt hat und nun neben mir geht. Das Bild meines Vaters blitzt in meinem Gedächtniss auf und ich muss an den Traum denken. Und an den Part, den er verhindert hat, indem er mich wieder da raus geholt hat. Das schlimmste von allen... Da war der Anblick meiner Mutter nichts. Mein Blick ist nachdenklich und doch irgendwie nach vorn fokusiert. Als würde in meinem inneren nicht gerade Welt für Welt kollidieren und einfach zerstört werden. Denn erst jetzt werden mir seine Worte klar. Erst jetzt verstehe ich den Sinn dahinter. Meine momentante Situation hat mir die Augen geöffnet. Ich verkrampfe mich kurz, gehe dann aber weiter und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Meine Kiefer sind aufeinander gepresst und meine Knöchel treten schon weißlich hervor, so starkt habe ich meine Faust geballt! Das mir das aber erst auffällt, wenn ich schon tot bin!

"Was fällt dir auf?" fragt Alucard nun plötzlich und ist vor mir. Er hält mir die Tür auf und ich gehe an ihm vorbei in die dunkle Nacht. "Etwas, dass mein Leben grundsätzlich verändert hätte, wenn ich das schon damals gewusst hätte, als ich noch am Leben war." sage ich emotionlos, obwohl mir gefühlstechnisch gerade ALLES über den Kopf wächst! "Ich hätte niemals diesen verdammten Auftrag angenommen. Wäre früher ausgestiegen und hätte niemals mit dem Tod bekanntschaft gemacht!" Ein Gefühl übertrumpft sie nun alle. Es ist hass. Purer und echter Hass, wie ich ihn noch nie in dieser Form gespürt habe! Ich fühle, wie sich meine Zähne zu langen spitzen formen. Und nicht nur die Eckzähne, sondern das gesamte Gebiss! Mein Blick verändert sich ebenfalls. Er wird schärfer und ich kann in weite entfernung klar und deutlich sehen! "Z! Egal was gerade los ist. Beruhige dich wieder!" befiehlt mir der schwarzhaarige überraschend ruhig und ich richte mich langsam auf. Ein irres Grinsen hat sich auf meine Lippen gelegt und ich sehe ihn an. "Das werde ich... später!" knurre ich und meine Stimme hat kaum noch etwas menschliches an sich. Dann laufe ich los. Geleitet von einem einzigen Instinkt und einem einzigen Antrieb.

Töten!

AlucardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt