19. Schreckliche Erinnerungen

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Nach 20 Minuten hielt Akai vor einem abgelegen Ferienhaus. Dieses schien nicht sehr groß, doch ausreichend für zwei bis drei Personen. Er sah zu seinem kleinen Beifahrer, der jetzt ganz ruhig war. Akai glaubte etwas wie Enttäuschung auf dem kleinen Gesicht zu erkennen.
"Was hast du denn erwartet? Ein 5-Sterne Hotel mit Pool und Sauna?"
"Natürlich nicht!", antwortete Gin beleidigt.
"Dann steig schnell aus und warte an der Tür auf mich, ich stelle das Auto nur auf den Parkplatz," gab Akai Bescheid.
"Bei dem Regen?!" , entgeistert sah Gin ihn an.
"Du kannst natürlich auch sitzen bleiben, wenn du nicht nass werden willst. Dann wirst du die Nacht aber im Auto verbringen. Der Parkplatz ist hinter dem Haus und nein, hier gibt es keinen Hintereingang.", fügte Akai noch hinzu als der Junge den Mund öffnete. Dennoch schien Gin unwillig zu sein.

"Hast du etwa Angst vor dem Regen?", grinste Akai. Gin wurde rot. Er fühlte sich ertappt. Er hatte wirklich Angst. Aber nicht vor dem Regen. Sondern die Situation insgesamt erinnerte ihn an die letzte Nacht mit seinen Eltern. Das scheinbar leere Haus...der Regen...allein in der Dunkelheit... "Aber ihm bin ich da auch begegnet!" Gin schielte zu Akai.
"Zeige nie jemandem gegenüber Schwäche!"
, erklang plötzlich eine dunkle Stimme in Gins Kopf. Sie machte ihm Angst.
Obwohl der Junge gerade zugeben wollte sich zu fürchten brachte er die Worte nicht über die Lippen. Stattdessen sagte er: "Natürlich nicht!", öffnete die Autotür, schlug sie hinter sich zu und rannte durch den Regen zu der überdachten Eingangstür.
Dabei prasselten Gin die Regentropfen ins Gesicht und verbargen seine Tränen.

Akai wartete noch bis Gin sicher an der Tür angekommen war, dabei schüttelte er mit dem Kopf. "Dieser Junge ist wirklich ein hoffnungsloser Fall..", murmelte er dann und fuhr zum Parkplatz.
Gerade als er einparkte schallte ein Donner über den Himmel, zuvor hatte es schon geblitzt. Kurz schreckte er auf, denn damit hatte er nicht gerechnet, zumindest nicht von dieser Lautstärke. Er bemerkte jetzt auch, dass der Regen heftiger geworden war, kaum ausgestiegen war er von oben bis unten durchnässt.
Nachdem der Agent das Gepäck aus dem Kofferraum geholt hatte, schloss er das Auto ab und rannte wieder zur Eingangstür. "Ich sollte Gin nicht zu lange warten lassen, sonst erkältet er sich noch...", schon kamen wieder die ersten Sorgen um den kleinen Gin.

Doch Akai stockte der Atem als er diesen erblickte, vor der Tür sitzend, die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf darin vergraben. Je näher Akai dem Jungen kam, umso genauer konnte er dessen Angst sehen.
Vorsichtig stellte er das Gepäck ab und wollte Gin's Kopf zumindest wieder aufrichten, doch kaum berührt schlug der Verängstigte wild um sich. "Nein, verschwinde!", schrie er, fest die Augen zusammen gekniffen wurde er immer panischer, als Akai versuchte ihn irgendwie zu beruhigen und nach den Armen zu fassen die immer noch um sich schlugen.
"Hey, hey, ich bin's doch nur!", wollte der Agent Gin klar machen und fasste auf dessen Schultern.

Kurz hörte man keine Stimmen, nur die Regentropfen, die auf den Boden aufkamen und der Donner über ihnen, war zu hören. Langsam öffnete Gin die Augen, die vor Weinen leicht gerötet waren.
"Hattest du etwa Angst vor dem Donner?", fragte Akai ruhig.
"Ach Quatsch!", wies Gin ihn ab. Langsam beruhigte sich die Atmung des Kleinen und er stand auf, wobei er Akai's Hände abschüttelte. "Schließ doch endlich diese verdammte Tür auf!", verlangte er stattdessen.

Akai betrachtete Gin noch immer misstrauisch. So ganz schlau wurde er aus dem Jungen nicht. Mal benahm er sich wie das Kind das er dank seines Gedächtnisverlustes auch wirklich war und dann erkannte er plötzlich Züge des Erwachsenen.
Gin stand jetzt mit verschränkten Armen vor ihm und zitterte leicht. Vielleicht vor Kälte. Vielleicht aber auch noch immer vor Angst.

Akai runzelte die Stirn und drehte sich aber dennoch zur Tür. Sie mussten sich erstmal aufwärmen. Eine Erkältung konnte keiner von ihnen gebrauchen. Dabei konnte er immernoch versuchen mehr aus dem Jungen herauszubekommen - jetzt schien dieser ihn jedoch komplett abzublocken.
Mit tauben Fingern fischte Akai einen Schlüssel aus einer Vertiefung des Türrahmens, die niemandem aufgefallen wäre, der nicht danach suchte. Obwohl das Gebäude schon seit Jahren nicht genutzt worden war, ging die Tür geräuschlos auf und das Licht im Flur ging auch sofort an.

Gin - kaltblütiger Mörder im Körper eines KindesWhere stories live. Discover now