#42 Losing him was my greatest fear

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Die Schwäche meines Körpers ignorierend, vergrub ich mein Gesicht im Kopfkissen und zog mir die Decke über den Kopf. Selbst die Augen offen zu halten, fiel mir schwer, weswegen ich sie einfach schloss und darauf hoffte, dass Jin bald wieder ging. Mein Körper sehnte sich nach Ruhe, ich konnte seine schmerzenden Schreie spüren, die sich wie Stiche für Sekunden in einen zufälligen Teil meines Körpers bohrten. Schlaf würde mir helfen, eine zeitbegrenzte Ohnmacht, welche geringfügige Amnesie mit sich brachte.

"Gute Besserung, Jiminie." Ich spürte das Tätscheln einer Hand auf meiner Schulter und hörte dann Schritte. Selbst Berührungen anderer schmerzten, als wäre meine Haut wie die Flügel eines Schmetterlings. Ich wurde nicht verletzt, aber jede grobe oder achtlose Berührung schien mir zu schaden.

"Ich vertraue ihn dir an", hörte ich Jin sagen, belustigt und mit einem Lächeln. Ich lugte deswegen über den Rand der Decke. Er stand vor Yoongi und hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt, so wie es Leute taten, die anderen einen Rat gaben oder ihnen eine Mut machende Rede hielten. In Yoongis Haltung jedoch war allein der Respekt zu erkennen, den er vor seinem Gegenüber hatte. Wahrscheinlich war es deshalb, dass er wahrheitsgemäß antwortete: "Ich werde mich gut um ihn kümmern." Er nahm die Aufgabe, die gar keine war, viel zu ernst. Aber er konnte nicht mehr zwischen Ernst und Spaß unterscheiden, wenn er vor Jin stand. Ihn musste die Furcht im Nacken sitzen, etwas falsch machen zu können und verstoßen zu werden. Jin wiederum machte sich darüber nicht lustig, er war reif genug, um ihm diesmal genau so ernst zu antworten. "Ich weiß, davon hast du mich überzeugt", seine Augen lagen ununterbrochen auf dem Kleineren, auf wessen Schulter immer noch seine Hand weilte, "aber du brauchst dir nicht so große Sorgen zu machen. Jeder wird mal krank, er braucht nur Ruhe und gute Verpflegung", was er dann noch hinzufügte, nachdem er seine Hand von ihm genommen hatte, überraschte mich genau so wie Yoongi selbst, "und ich bin dir dankbar, dass du dies zu übernehmen versuchst."

Bevor er die Wohnung verließ, klopfte er dem Schwarzhaarigen noch einmal auf die Schulter und ließ ihn verwirrt zurück. Verwirrt, da Yoongi so angespannt war, wenn er mit ihm sprach, doch ihm dafür die Gründe genommen wurden.

Er fing sich schnell wieder und konzentrierte sich wieder auf mich, kam auf mich zu und hockte sich neben das Bett. Seine Anwesenheit hatte einen ganz anderen Effekt, als die von Jin und es ließ mich spüren, wie sehr sie mir über die Jahre gefehlt hatte. Er war mein einziger Fokus in dieser Welt, als würde die Sonne nur auf ihn scheinen und jede Regenwolke ihn meiden. Metaphorisch stimmte das nicht, wir waren das Paar, dass wohl unumgänglich und für immer im Regen stand und trotzdem spendete mir allein seine Präsenz Wärme und allein sein Gesicht einen Sinn und allein sein Lächeln ein wenig Hoffnung, nicht für immer in diesem Monsun festzustecken.

Behutsam legte er seine Hände an meine Wangen und ich schloss genießerisch die Augen, fühlte mich geborgen in seiner Geste. "Ich werde es nicht nur versuchen", murmelte er, womöglich auf Jins herunter stufende Bezeichnung eines Versuchs hindeutend. "Wie geht es dir?", fragte er dann an mich gerichtet, als wäre ihm meine Aussage eben zu wenig gewesen, zu undetailliert, zu ironisch. Ich haderte mit mir selbst, wie ich es verpackte, ob ich es überhaupt aussprechen sollte und ob ich es degradieren sollte, entschied mich dann aber dagegen. "Beschissen." Ich war ehrlich, er war mein Freund und eine Person, die nicht nur aus Gewohnheit fragte. "Mir tut alles weh und ich fühle mich zu schwach, um aufzustehen." In Yoongis Stimme trat darauf Schmerz auf. "Hast du immer noch Bauchschmerzen?" Ich nickte. "Aber sie sind nicht so stark, wie heute Nacht." Es war ein genereller Schmerzpegel, der Knoten war zu einem milderen Verhaken geschrumpft, nicht vergleichbar mit den Qualen, denen ich nachts ausgesetzt war. Dennoch traute ich mich kaum, mich zu bewegen, aus Angst, diese Schmerzen würden wieder kommen.

"Kann ich dein Leid irgendwie lindern?", fragte er betroffen, worauf ich die Augen öffnete, um ihn ansehen zu können. Wenn er nur wüsste, was er in mir auslöste, ja, vielleicht würde er sogar mein Tod sein, wenn er die Schmetterlinge in mir wieder zum tanzen brachte. Vielleicht hatte ich deswegen Bauchschmerzen; weil sich die Schmetterlinge so stark vermehrt hatten, dass kein Platz für etwas anderes mehr vorhanden war. Was, wenn jede Ecke meines Körpers mit Schmetterlingen gefüllt war? Würde das der Grund dafür sein, dass ich meine Liebe zu ihm in jedem Teil meines Körpers spürte und wiederfand?

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now