Eigentlich dachte ich, dass der Tag schon seinen Höhepunkt erreicht hat, doch dem war nicht so, unten in der Eingangshalle traff mich ein Anblick den ich so noch nie gesehen hatte und von dem ich auch nie dachte, dass ich ihn sehen würde. Meine Brüder, Noah und Marek standen dort drüben in einem engen Kreis und redeten. Es sah so friedlich aus nicht nach Streit, Stress oder dem Vorboten des nächsten Weltkrieges. Seit wann vermochten die vier miteinder normal zu kommunzieren und nicht ihre Fäuste als Worte sprechen zu lassen?

Gezwungernermaßen näherte ich mich dem Grüppchen und auch als ich ihnen immer näher kam und immer noch keine Schimpfwörter oder beleidungen hörte wurde ich immer skeptischer.
Das war jetzt echt nicht mehr normal.

,,Ah, Kleines da bist du ja endlich. Können wir?", mein Bruder war der Erste gewesen der mich in seinem Blick einfing und meine Anwesenheit wahrnahm.

,,Eigentlich habe ich keinen Bock, wäre jetzt lieber in meinem Bett."

,,Das juckt mich nicht du kommst trotzdem mit. Es wird schon witzig werden und das Wetter ist auch gut."

Noah sah fragend zwischen mir und Jace hin und her. Er hatte ja keine Ahnung auf was für eine dumme Idee meine Mutter morgens gekommen war.

,,Wo gehts denn hin?"

,,Zum See.", gab Lukas die Antwort und fuhr sich einmal kurz die Haare aus dem Gesicht. Erst jetzt fiel mir auf wie lang sie geworden waren, anscheinend war es der Startschuss einer neuen Frisur.

,,Geile Sache war schon lange nicht mehr da.", erwiderte Noah und nickte bekräftigend.

,,Kommt doch mit. Umso mehr umso besser."
Jace Blick lag erwartend auf Noah.
Hatte er das gerade ernsthaft gemacht?
Hatte er gerade ernsthaft die Beiden auf den völlig unnötigen und idiotischen See Trip mit eingeladen? Er hatte mich doch noch nicht mal gefragt!

,,Geil, alles klar Marek und ich sind dabei." Noah lächelte so breit wie schon lange nicht mehr. Kein Wunder er liebte es dort unten am See für ihn ging es gar nicht besser. Wasser, Schatten und Ruhe. An sich eine schöne Kombination gegen die auch ich nichts hatte, aber mit dieser Gruppe würde es alles andere als der schönste Tag in meinem Leben werden. An sich schon der Fakt das ich da sowieso schon kein Fünkchen Lust drauf hatte und jetzt auch noch die Beiden mitkamen, brachte es mich nicht wirklich dazu vor Freude in die Luft zu springen. Der ganze Ausflug musste nicht sein und mit den Beiden erst recht noch weniger.

Mehr dazu genötigt als freiwillig stieg ich also ins Auto. Jace saß vorne am Steuer Lukas pflanzte sich zu mir auf die Rückbank. Seit wann hatte Jace eigentlich ein Auto? Und warum geht Lukas mit zu mir nach hinten wenn er neben Jace vorne sitzen könnte? Machte der Tag heute eigentlich überhaupt mal irgendwo ein bisschen Sinn?

,,Ähm Maddie, ich hoffe mal du hast jetzt kein Problem damit, dass sie jetzt auch mitkommen. Sind ja deine Freunde."

,,Doch habe sehr wohl ein Problem damit, aber ist jetzt auch egal."

Direkt danach spürte ich Lukas Blicke auf mir liegen. ,,Hä, was ist los bei euch?"
Hat er in den letzten Tagen nichts mitgekriegt oder was?

,,Ist kompliziert."

,,Maddie erzähl. Wir sind Jungs, wenn das einer versteht dann wir." Jace sah mich durch den Rückspiegel an und ich wunderte mich, dass er anscheinend kein Problem damit hatte, in mein genervtes Gesicht zu sehen.

,,Ne lass mal gut sein, will den Tag einfach nur überleben und gut ist. "

Dann war Ruhe keiner fragte mehr was, keiner sagte mehr was. Ich sah einfach nur star aus dem Fenster und hoffte, dass die Zeit heute schnell vorbei ging. Das Ziel war mein geliebtes Bett.

Am See befand sich keine Menschen Seele. So leer war es hier noch nie gewesen.  Das Wetter war ja auch nicht von schlechten Eltern weswegen es mich noch mehr verwunderte, dass wir die Einzigen hier waren.

Während ich noch völlig verwundert neben dem Auto stand, waren die Jungs schon dabei alles aus dem Auto rauszuholen. Erst als ich das klappern von Gläsern hörte, fand ich wieder zum Moment. Um nicht ganz unnütz rumstehen, war ich so lieb und schloss den Kofferraum. Meine Brüder hatten schließlich die Hände voll.

Lukas breitete in der Nähe vom Steg die Decke aus auf die ich mich direkt fallen ließ. Ich wunderte mich was sie alles ins Auto gestopft hatten. Picknickkorb, Federball ohne Netz, einen Fußball. Anscheinend wollten sie sich echt einen schönen Tag machen, den hätten sie ohne meine Anwesenheit bestimmt mehr gehabt.

Plötzlich landete ein Schläger direkt vor meinen Füßen.

,,Auf Maddie wir spielen."
Ich zog meine Augenbrauen hoch und sah meinen Bruder fragend an.
,,Dein Ernst?"

,,Ja ist es, also steh auf du faules Stück."

Widerwillig stand ich nun auf.

,,Du weißt schon das es ohne Netz kein Sinn hat, oder."

,,Nur Anfänger brauchen ein Netz." Er sah mich herausfordernd an. ,,Angst gegen mich zu verlieren?"

,,Gegen dich niemals."

Lukas und ich fingen an zu spielen während Jace sich schon am Essen bediente. Doch die halbwegs heile Welt hielt nicht lange an, denn Mareks Auto fuhr vor.

Wir hörten auf zu spielen und setzten uns zusammen auf die große Decke. Wir alle fingen schweigend an ein wenig zu essen. Die Stimmung war eher drückend jeder erwartete, dass ein anderer mal anfing zu reden. Doch es blieb die erste Zeit unangenehm ruhig.

Auf einmal sah Noah den Fußball und war Feuer und Flamme.
,,Wer hat Bock auf Fußball?"

Lukas und Jace sprangen mit Noah direkt auf. Marek und ich blieben sitzen. Die drei also rannten dann wie die Verrückten diesem Ball hinterher und wir saßen hier und sahen ihnen zu. Marek verfolgte das etwas komisch aussehende Spiel ziemlich aufmerksam, während ich mit meinen Gedanken schon wieder verschwand.

Sollte ich es nochmal probieren, eine erneute Konversation? Es konnte ja nichts schaden oder?

,,Wo hast du denn Stella gelassen?"

,,Bei ihrer Tante.", antwortete er kühl.

,,Oh, schon wieder?"

,,Ja, Problem damit.", fuhr er mich dezent an.

,,Nein, aber du willst sie ja sonst auch immer um dich rum haben.", versuchte ich es erneut.

,,Wenn sie zu ihrer Tante will dann geht sie zu ihrer Tante.", antwortete er noch kühler, abweisender und genervter als vorher. Was habe ich dir bloß getan?

Ohne noch ein Wort stand er auf und lief zu den Jungs und begann mit ihnen zu spielen und ließ mich alleine hier sitzen. Wenn ich jetzt gehen würde, würde es keiner merken und wahrscheinlich auch niemanden interessieren.

Plötzlich klingelte eins der Handys auf der Decke neben mir. Es war Mareks.

Klara❤

Stand auf dem Display.

Dann ist das jetzt also seine neue Freundin. Klara

Fight for MyselfWhere stories live. Discover now