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Sie erwiderte diesen Blick fragend, als er anfing zu sprechen.
„Warum gehst du mir aus dem Weg?", ein wenig Verletzlichkeit schwang aus seiner Stimme mit und ließ Hermine unwohl in ihrer Haut fühlen.
„Ich gehe Ihnen doch gar nicht aus dem Weg, Professor."
Er seufzte zur Antwort auf und lehnte sich rückwärts gegen die Lehne des Stuhles, die unter seinem Gewicht ein wenig knarrte.

Hermines beunruhigter Blick strich durch die Bibliothek, die fast schon leergefegt war, auf der Suche nach der Bibliothekarin Madame Pince, in der Hoffnung, dass niemand dieses scheinbar vertraue Gespräch mit anhörte und Gerüchte in die Welt setzte - von denen hatte sie schließlich dank ihrer Freunde genug.
„Hermine, das hatten wir doch gerade schon."
„Sie sind mein Lehrer, ich darf das nicht!", sie sprang auf und sah ihn entsetzt an, während ihr Buch unsanft auf den Boden fiel und ein dumpfes Geräusch von sich gab, als der Buchrücken auf den Fußboden traf und die Blätter umschlugen.

„Was darfst du nicht? Mit mir reden?", ein wenig belustigt sah er sie an, was sie nur noch zorniger werden ließ, sie sich dennoch in ihrem tiefsten Inneren ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte.
Ihr Blick ging zur Uhr, die kurz vor zehn anzeigte und demnach höchste Zeit sich zu den Schlafsälen zu bewegen.

„Ich muss schlafen.", hielt sie sich kurz, bückte sich um das Buch aufzuheben und es dann wieder auf den Platz schweben zu lassen.
Auch Viktor erhob sich und stellte seinen Stuhl auf den Platz zurück, ehe er neben sie trat. „Ich begleite dich. Und ich will keine Ausreden hören."

Seufzend knickte Hermine ein und zusammen verließen sie - in der Hoffnung sie würde niemand entdecken - die Bibliothek.
Gegensätzlich zu dem Turnier von vor zwei Jahren, war Viktor anscheinend gesprächiger geworden und redete sanft auf Hermine ein, die in ihre Gedanken versunken neben ihm her lief und diesmal die Position des Zuhörers einnahm.
Sie genoss es seiner Stimme zur lauschen, auch wenn sie nicht gerade den Inhalt der recht einseitigen Konversation filtern konnte.

Als sie am Porträt der fetten Dame angekommen waren, die ihnen einen bedeutungsvollen Blick sandte und vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben schwieg, wandte sich Hermine zu ihm. „Gute Nacht.", flüsterte sie zurückhaltend und wusste nicht wohin sie schauen sollte. Diesen Wunsch erwiderte Viktor und beobachtete sie, während sie das Passwort sagte und eintrat.

Kaum eingetreten, sah Harry sie an und stand auf. „Hast du Ron gesehen?"
„Nein, warum sollte ich?"
„Ich dachte er wäre bei dir."
„Nein, ich war in der Bibliothek. Allein.", das letzte Wort schob sie schnell hintendrein und ignorierte Harrys Augenbraue, die sofort Richtung Haaransatz hochging. „Na dann.", antwortete er und ging mit den Worten „Dann gehe ich ihn mal suchen" zum Portal.

Kaum hinaus getreten, lief im Ron ein wenig eingeschüchtert fast schon in die Arme und versteckte sich mit dem Worten „Versteck mich, er ist hinter mir her!", hinter Harrys Umhang, während er versuchte seinen Atem zu kontrollieren.
Im nächsten Moment kam Blaise angelaufen und blieb verwirrt vor Harry stehen, als sein Blick hinter dessen schmächtigen Körper ging, hinter dem Rons Statur hervorlugte.
„Weasley? Alles okay?", fragte er und ließ Ron sich räuspernd hinter Harry heraus kommen. „Selbstverständlich, Harry... hatte nur... ein paar... Flusen, äh ja ganz genau Flusen! An seinem Mantel.", stotterte er sich seine Antwort zusammen und drehte sich um, ehe er durch das immer noch offene Portal in de Gemeinschaftsraum schlüpfte und Harry alleine Zabini ließ.

Dieser schaute Ron hinterher, verdrückte sich ein grinsen, nickte Harry dann einmal zu und lief in den Kerker zu den Räumen von Slytherin.
Wie bestellt und nicht abgeholt stand Harry immer noch auf dem Gang und versuchte das Geschehene zu verarbeiten oder zumindest es zu zuordnen, versagte aber gänzlich und machte sich dann Kopfschüttelnd wieder auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, um eine Antwort aus Ron heraus zu bekommen.

+++

Draco saß gedankenverloren auf seinem grün bezogenen Bett und starrte aus dem Fenster, während die Tür mit einem knarzen aufging und Blaise mit leisen Schritten den Raum betrat.
Dies tat Draco aber ohne darauf zu reagieren ab und kam erst aus seinen Gedankenzügen heraus, als Blaise sich räusperte.

''Wie geht es dir?'', fragte er mit hochgezogener Augenbraue, ehe er sich auf das hölzerne Bett setzte und seinen Blick nicht von dem Gesicht des Blondhaarigen abnimmt. ''Warum fragst du?'', verwirrt erwiderte Draco Blaise Blick und spielte etwas nervös mit seiner Krawatte herum, als wüsste er schon, was für ein Gespräch auf ihn zu kommt.
Dies bemerkte Blaise ebenfalls, reagierte aber nicht darauf und seufzte stattdessen. ''Ich bin dein bester Freund, aber okay: Was war heute im Unterricht bei Slughorn mit dir los?''

Draco spannte sich merklich an, unterließ aber das vor programmierte nervöse herum kauen auf seiner Unterlippe. ''Was soll da gewesen sein?''
Genervt mit den Augen rollend, ließ sich Blaise auf sein Kissen zurück fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. ''Das weißt ganz genau! Was sollte mit das mit Potter?!'', fuhr er Draco unglaublich gut gespielt an. Er wollte ihn aus der Reserve locken, damit sich Draco ihm endlich öffnete und er seinen Plan vollführen konnte. Innerlich grinste er und freute sich über ein hoffentlich positives Ergebnis.

''Nichts war mit Potter.''

''Das war ein verdammter Liebestrank! Das wurde dir aber auch schon mehrmals gesagt!'', erklärte er Draco seine missliche Lage und fuchtelte erklärend mit den Armen herum, was wohl etwas komisch herüber kam, da Draco ein kleines Schmunzeln um die Lippen strich.
Dies provozierte den Schwarzhaarigen nur noch mehr, so dass er gegen das Holz seines Bettes trat und dieses einen unwohligen Ton von sich gab.
In dem Moment öffnete sich die Tür wieder und Pansy betrat den Raum, um die beiden Jungs, die nun ihren Blick zu dem Mädchen gewandt hatten, fragend anzusehen.

''Ihr wisst schon, dass man euch bis nach unten hört? Worum geht's?'', sie hob fragend eine Augenbraue und betrat den Raum, ehe sie die Tür hinter sich schloss und sich nah neben Draco setzte.
Blaise konnte jetzt schon kotzen, wenn er nur ihre Blicke sah, die sie Draco zu warf, schlussendlich gehörte Draco's Herz einem ganz bestimmten Typen - und wenn nicht, ganz bestimmt mit Parkinson, er war zumindest schwul, wenn man seinen Taten gegenüber der Liebe Glauben schenken konnte. 

Der Dunkelhaarige konnte das Mädchen zwar recht gut ausstehen, aber sobald sie ihre Gefühle Draco gegenüber zeigte - und das passierte häufiger als gesund - glich sie einem nervigen pubertierenden Mädchen, das blind vor Liebe war und die Tatsachen nicht sehen konnte.

Draco tat hingegen so, als würde er nichts bemerken und verblieb weiterhin in seinem Schneidersitz, den Blick fest auf Blaise geheftet.

''Nichts was dich interessieren sollte.'', gab er dann mit seinem natürlichen Malfoy-Unterton von sich und hängte den Nachnamen des Mädchens an diesen Satz, ehe er es mit einer Anwiderung aussprach, dass es Blaise kalt den Rücken hinunter lief.

Happened • DrarryWhere stories live. Discover now