Kapitel 6

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Ich wachte noch vor dem Wecker auf. Die Sonne war schon aufgegangen. Im ersten Moment, habe ich mich erschreckt, als ich einen Arm sah, der sich um mich geschlungen hatte. Im Zweiten Moment, realisierte ich, dass es Kirans Arm war. Und dann in dem Moment, war ich irgendwie glücklich. Wecken wollte ich ihn nicht, weswegen ich die Decke von mir streifte und aufstehen wollte.

„Noch 5 Minuten." Brummte Kiran mir ganz verschlafen zu. Nicht mal wach und schon zauberte mir dieser Junge ein Lächeln ins Gesicht. Ich weiß nicht, ob er das gesehen hatte, aber er schenkte mir seins ebenfalls und zog mich an der Taille sanft zu sich zurück. „Nur noch kurz Miss Saterlee."Ich schlug ihm sanft auf die Hand. „So heiße ich nicht!" Er lachte, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und atmete mir den Nacken. Sein holziger Geruch überflutete meine Sinne und ich konnte nicht anders, als diesen Moment der Zweisamkeit zu genießen. Kein Wunder, dass jeder danach strebte. Dieses Kribbeln im Bauch versetzte einen in eine Welt, in der alles rosig erschien.

Wir lagen noch einige Minuten nebeneinander, bis der Wecker klingelte. Ein nerv tötendes Geräusch. Kiran gab Töne von sich, die ich vorher noch nie gehört hatte und auch nicht zuordnen konnte.

„Wir müssen aufstehen Kiran." Ich stupste seine Nase sachte, mit meiner Fingerkuppel an. Er grinste.

„Das ist das erste Mal, dass ich nicht aufstehen möchte."

„Wieso? Geht's dir nicht gut?"

„Doch Ina, mir geht es sogar sehr gut."

„Wieso möchtest du dann nicht aufstehen, heute ist doch der große Tag. Haha, wir haben doch nicht etwa umsonst Stundenlang unsere Biografie gelernt?"

„Nein, ich möchte wegen dir nicht aufstehen, du bist schuld." Für einen kurzen Moment wurde sein Gesichtsausdruck ernst und ich blickte ihn betrübt an, doch dann vergrub er sein Gesicht in den Kissen und kicherte. Sowas herzerwärmendes habe ich noch nie gesehen.

„Komm her du Frühaufsteher!" Kiran zog nah an sich heran, so nahe, dass ich sein Herz schlagen hörte und sein Atem meinen Nacken kitzelte. Kurz verweilten wir so bis er sich plötzlich gegen mich stemmte und auf die Füße sprang.

„Ina! Raus aus den Federn, heute ist dein großer Tag. Du verschläfst ihn doch noch, wenn du morgens immer so lange brauchst, um aus den Federn zu kommen."

„Ich hör wohl nicht richtig!" Doch bevor das Kissen ihn treffen konnte, dass ich mit Schwung geworfen habe, war Kiran schon in der Küche verschwunden und bereitete seine zwei Tassen Kaffee zu und meine heiße Schokolade.

Ich zog mir die neuen Klamotten an, die mir Kiran gekauft hatte. 

Trotz der großen Auswahl, musste ich nicht lange suchen. Ich wusste genau, was ich an meinem ersten Schultag tragen wollte. Ich kramte das khakifarbene Oberteil mit dem gewagten Ausschnitt heraus und zog dazu die schwarze, löchrige Hose an. Ich kombinierte die richtigen Boots mit den fünf Zentimeterabsätzen dazu  und legte ein bisschen Schmuck an. Dezente Ohrringe und einen Ring. Die Kette durfte schon bisschen mehr her machen. Vielleicht versuchte ich aber auch nur von meinen nicht so prallen Brüsten abzulenken. Ich packte das nötigste in meine Handtasche und nahm die Lederjacke unter den Arm, Fertig. Ich fühlte mich überraschenderweise sehr Wohl in dem Outfit, ich wusste aber auch, dass er Kiran gefallen würde. Immerhin hat er sich das für mich ausgesucht. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich lief in die Küche, wo Kaffee und heiße Schokolade schon auf dem Tisch standen. Kiran war gerade dabei Pfannkuchen zu machen und ich freute mich, wie ein kleines Kind, als ich die Nutella auf der Theke stehen sah.

„Heute hab ich mir mal die Freiheit genommen... oh wow. Du siehst, du siehst anders aus." Kiran stotterte, als er mich ansah. Er ließ den Pfannenwender liegen und kam auf mich zu. „Also wenn das mal kein guter erster Eindruck ist."

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