„Ina? Kann ich dir weiterhelfen?" Fragte mich der verschwunden geglaubte junge Mann, der nur in ein weißes Handtuch gewickelt war.

Ich errötete, schon wieder und drehte meinen Kopf in die entgegengesetzte Himmelsrichtung, schon wieder.

„Ich wollte nur mal gucken..." sprach ich schnell aus, ohne ihm in die Augen zu gucken.

„Was genau, wolltest du dir angucken? Und wieso stehst du wie angewurzelt mit beiden Beinen noch in meinem Schlafzimmer? Ich kann mich nicht erinnern, dich gefesselt zu haben." Lachte er etwas frech. Mein Gesicht glühte. Die Vorstellung jagte mir einen Schauer über den Rücken, andererseits konnte ich das Bild vor meinen Augen, auch nicht einfach wegblinzeln.

„Ich wollte mich nur mal umsehen..."

„Tu's." Er baute sich vor mir auf, dass konnte ich spüren. „Das Bad ist jetzt frei, falls du dich frisch machen willst." Er legte seine Hand auf meinen Kopf und zerzauste mir die Haare, lachte und quetschte sich durch den Türrahmen, an dem ich immer noch wie festgewurzelt stand und setzte sich auf sein Bett.

Wollte ich ins Bad gehen, stank ich etwa? War das eine Aufforderung oder nur Gastfreundlichkeit?

„Ina?" Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Ja, Kiran?"

„Ich will dich nicht wegscheuchen, aber..." „Aber..?" Ich sah ihn etwas verloren an. „... Du kannst auch gerne zusehen, wenn du möchtest, ich bevorzuge es zwar, mich allein umzuziehen aber wenn du..." Ich trat über die Schwelle und knallte die Tür hinter mir zu. Ich war am absoluten Maximum meiner Rötung angekommen.

In der Zwischenzeit verbrachte ich ein paar Minuten stumm in der Küche, während ich auf Kiran wartete. Ich stand einfach stumm in der Ecke und schaute mich um. Hier war nicht viel persönliches, die Küche war einfach. Ein Herd, ein paar Theken, ein kleiner Kühlschrank und alles, in einem alten, schlichten Grau. Das Herzstück der Küche, war die alte Kaffeemaschine. Sie war auch das einzige, auf dem kein Staub lag. Dicht gefolgt vom zwei Personen Tisch. Eine Wohnung konnte viel über einen Menschen aussagen, und Kiran's Küche sagte, dass er Kaffee trank, vermutlich zwei Mal am Tag und dass er nicht oft Gäste hatte. Ein Kühlschrank, hat auch viel zu sagen, allerdings wollte ich nicht einfach an fremde Schränke gehen. Lange musste ich nicht auf ihn warten. Kiran schenkte mir ein kleines Lächeln und richtete dann seine Aufmerksamkeit auf die Kaffeemaschine. „Du auch einen?" Fragte er mich, während er zwei Tassen aus dem Schrank über dem Herd rausholte. „Danke, ich nehme einen." Nach einer kurzen Stille, grinste er wieder. „Ich liebe Kaffee, ich trinke ihn mindestens zwei Mal am Tag." Wusste ich's doch. „Weil du oft Müde bist?"

„So ähnlich, mein Job erfüllt mich, aber er macht müde" Kiran rührte Milch und Zucker unter. „Du auch?" „Ja bitte." Antwortete ich und er drückte mir eine Tasse in die Hand.

„Setz dich, Ina." Forderte er mich und unterstrich diese Geste mit einer Handbewegung.

„Also, mein Job." Kiran nahm einen Schluck. „Ich weiß nicht, wie viel du gestern noch mitbekommen hast, es hat dich ganz schön umgehauen." Sprach er sanft auf mich ein, während er den Schaum in seinem Kaffee betrachtete.

Ich nickte und schaute auch in meine Tasse, als würde ich die Antwort, auf all meine Fragen, in ihr schwimmen sehen.

„Ina?"

„Ja Kiran?"

Unsere Blicke trafen sich, auch wenn seiner nicht so unbeholfen war, wie meiner.

„Das Gestern, das ist,  mein Job." Er machte Anführungszeichen in der Luft. „Ich bin Dämonenjäger, schon mein ganzes Leben lang. Das ist meine Aufgabe, in diesem Leben und in allen anderen."

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