44 Aus Annas Perspektive

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Ich wartete ungeduldig in einem Café in der Münchner Innenstadt auf Elenas Eintreffen. Wir hatten uns schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen und ich freute mich riesig, dass es doch so schnell geklappt hatte. Daniel hatte den Kontakt zwischen uns wieder hergestellt, nachdem ich ihn um Rat bei einer medizinischen Frage bezüglich meines Sohnes, gebeten hatte. Erneut öffnete sich die Türe und tatsächlich war es dieses Mal Elena, die das Café betrat. Ich stand auf und winkte ihr zu. Es war so erleichternd mal ohne Kind und Kegel unterwegs zu sein. Timo hatte heute später Schicht, deshalb war es überhaupt kein Problem. Elena schlängelte sich durch die Tische hindurch und gab mir eine feste Umarmung. 

"So schön dich zu sehen!" Sagte sie strahlend. Ich musterte sie kurz. Sie sah müde aus und dünn. 

"Das finde ich auch!" Ich lächelte ihr zu und drückte sie nochmal kurz an mich. Sie setzte sich mir gegenüber. 

"Gut siehst du aus!" Elena lächelte mich an.  Ich lächelte zurück, jedoch mit einem sorgenvollen Eindruck. 

"Was man von dir nicht wirklich sagen kann. Elena was ist los?" 

"Du bist wohl immer noch so direkt wie früher, was?" Der Kellner kam an unseren Tisch und stellte vor uns 2 heiße Schokoladen hin. Elena lächelte mich an. "Und du weißt auch immer noch wie man mir etwas Gutes tun kann. Aber was ist mir dir los? Heiße Schokolade??"

"Blöder Bluthochdruck. Soll meinen Kaffeekonsum reduzieren. Anordnung von Maxi!" Verdrehe die Augen. 

"Ist der immer noch nicht ordentlich eingestellt?" Elena schaut nun mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck an. 

"Nein. Nicht wirklich. Beziehungsweise ich habe gerade so viel Stress, dass die Ruhezeiten die Anspannung nicht kompensieren können. Aber egal. Bin ja in Behandlung. Aber jetzt erzähl mal - wie geht es dir??" Ich schaute Elena gespannt an und war auf ihre Seite der Geschichte sehr gespannt. Schließlich hatte mir Daniel schon zu Genüge berichtet. 

"Nix da. Jetzt will ich erst wissen, was bei dir los ist!" Sie schaute mich streng an. Ich verdrehte die Augen. 

"In der Schwangerschaft war mit dem RR alles gut. Jetzt nachdem ich abgestillt habe und wieder arbeite, ist er so mäßig. Aber ich hab halt echt keine Lust auf so eine erneute 24h Messung. Ich schlafe auch so viel zu wenig. Ständig muss ich aufstehen, da ist es doch kein Wunder, dass ich das nicht will. Zumal das bei mir sowieso nie aussagekräftig ist. Aber Timo stresst rum, Maxi stresst rum, sogar Magnus hat mich letztens angeschrieben,... " Ich unterbrach meinen Redeschwall, als Elena mein Handgelenk in die Hand nahm und ihre Finger auf meine Pulsarterie legte. 

"Einatmen, ausatmen Anna! Beruhige dich!"

"Ich will mich aber nicht beruhigen! Das ist echt zum Kotzen, dass jeder denkt, dass er sich da einmischen kann. Das ist mein Körper verdammt noch mal!" Ich spürte Elenas Blick auf mir und wusste, dass ich übertrieb. Aber ich konnte nicht anders. Endlich mal jemand, bei dem ich meinen ganzen Frust darüber loslassen konnte. Nun atmete ich tatsächlich tief durch und nahm einen Schluck von der heißen Schokolade. Elena lehnte sich zurück. 

"Siehst du. Schokolade hilft immer. "


Teil 2 Herzschmerz - Elena und Daniels GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt