#33 The numbness of your lost touch

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"Irgendwie ist das doch gut", sagte Jungkook hoffnungsvoll, als ich irgendwann nickte. Selbst wenn ich mich nicht blendend fühlte, besser als Schmerz war die Leere in diesem Moment allemal. "Über was habt ihr so gesprochen?" Ich bemerkte die Vorsicht darin, wie er sich ausdrückte, als wäre ich Glas und er würde nicht wissen, mit was er warf.
"Nicht viel", antwortete ich, "Viel zu wenig. Aber weißt du was ich denke? Wir haben darüber gesprochen, dass man Menschen eine Waffe gibt, wenn man sie liebt und diese Menschen dich damit entweder beschützen oder verletzen. Ich habe gesagt, dass er mich angeschoßen hat, worauf er meinte, dass er den Schuss abbekommen hat, ich jedoch wiederum der Meinung war, dass es nur der Rückstoß war. Und ich denke, dass er selbst viel gelitten hat, da er sagte, wenn das nur der Rückstoß wäre, wie ich mit all den Schmerzen noch vor ihm sitzen könne, obwohl ich kein Wort darüber verloren habe, wie sehr es mir wirklich weh getan hat. So etwas würde niemand sagen, den der Rückstoß nur gekitzelt hat, verstehst du?"

"Ich zweifle nicht daran, dass er dich zuletzt doch geliebt hat. Klar hat es auch ihm weh getan, dich zu verlassen." Jungkook ließ sich ebenfalls an die Lehne des Sofas fallen und ahmte meine Position nach, in der er den Kopf in den Nacken legte, jedoch mich anstatt die Decke ansah. "Jemanden lieben, der einem nur schadet, jemanden verlassen, der einen liebt. Warum machen Menschen immer das, was ihnen am meisten weh tut?", fragte ich in die Leere des Raumes hinein. "Ich habe keine Ahnung", entgegnete Jungkook flüsternd.

"Er hat sich nicht mal entschuldigt", erzählte ich dann und obwohl es mir vorher schon durch den Kopf gegangen war, fühlte es sich an, als würde ich eine Klinge aussprechen, die mir direkt ins Herz schnitt. "Es tat ihm nicht mal leid...", hauchte ich begreifend. Jungkook konnte dem nichts entgegenhalten, aber schon dass er neben mir saß, war genug. Seine Anwesenheit ließ die Leere in der Luft etwas weniger erdrückend wirken. Er war der beste Freund, den man sich vorstellen konnte. Klar, er war noch oft naiv und trug ein loses Mundwerk mit sich herum, aber ich konnte immer auf ihn zählen, er handelte immer so, dass es zu meinem besten Wohl führte.

"Weißt du, was mir noch aufgefallen ist?", begann ich wieder, "Egal ob gedanklich oder ausgesprochen, ich habe Jin-Hyung all die Jahre vorgeworfen, wie falsch es von ihm sei, dass er mir all die Erinnerungen an Yoongi nimmt. Seine Absicht war, mir damit zu helfen, aber diese Idee kam gar nicht mal von ihm, Yoongi hat es ihm aufgetragen. Was für mich also ein Akt der Unmöglichkeit war, war im Prinzip nur ein Gefallen, den er jemandem getan hatte, so sehr es ihm auch selbst schadete." Ich setzte mich gerade hin. "Ich muss mich bei ihm entschuldigen." Ruckartig stand ich auf und lief aus dem Raum, Jungkook folgte mir ohne nachzudenken. Er stand neben mir, als uns Namjoon die Tür aufmachte und auf Nachfrage antwortete, dass Jin noch nicht da war. Wir traten aber trotzdem ein.

"Ist irgendwas?" Namjoon bemerkte unsere Angespanntheit, oder eher die Jungkooks, keine Ahnung, was von mir ausging. "Ich habe Yoongi getroffen", gab ich an, als wäre der Mann, über den ich redete, ein alter Schulfreund. Womöglich kümmerte ich mich so wenig um die Auswirkungen dieses Satzes, weil mein einziges Problem die Entscheidung war, vor der ich stand. Jetzt war es mir auch egal, wie jeder andere über mich dachte und was sie davon hielten, solange mir Yoongi im Kopf herum schwirrte, würde mir so oder so nichts anderes wichtig sein.
Namjoon fragte gar nicht mal nach den genauen Umständen, ließ nur ein "Und?" unter einem ernstem Blick heraus. "Kurz gesagt ist er gegangen, weil er dieselben Probleme wie ich hatte und hat mir ein Ultimatum von drei Tagen gestellt, um zu entscheiden, ob ich es nochmal mit ihm versuchen möchte oder ob wir uns endgültig voneinander verabschieden." Ich drückte die Worte emotionslos aus mir heraus, als wäre es etwas, dass mir jeden Tag passiert. Es war alles andere als das, aber es würde mir nichts bringen, würde ich mit jedem Wort eine Träne vergießen.

"Wow", brachte der Ältere heraus und verschränkte die Arme vor der Brust. "Willst du das alleine entscheiden oder sollen wir dir irgendwie helfen?" Ich schaute ihn überrascht an, hatte diese Frage nicht von ihm erwartet, auch wenn es typisch für ihn war. "Oder wolltest du das alles mit Jin besprechen? Willst du ihn deswegen sprechen?"
"Nein, ich-", ich wurde von der Tür unterbrochen, die sich öffnete und Jin zu erkennen gab. Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, ging ich auf ihn zu und schloß ihn in die Arme, drückte ihn fester denn je an mich. Der Älteste war zunächst perplex, erwiderte die Umarmung jedoch recht schnell ohne nachzufragen. "Es tut mir leid", sagte ich aufrichtig, "es tut mir leid."
"Wofür denn? Was hast du angestellt?" Ich hörte sein alles verzeihendes Lächeln in seinen Worten und spürte eine Enge um mein Herz. "Ich habe nicht gewusst, dass Yoongi dir aufgetragen hat, mich über ihn vergessen zu lassen. Ich hatte keine Ahnung." Mit einem Mal wurde sein Griff fester und die Bedeutung dieser Umarmung größer. "Danke", sagte ich anschließend, was den größten Wert meiner ganzen Entschuldigung trug. Ich sprach zwar nicht aus, wofür ich mich bedankte, aber er wusste es, da war ich mir sicher. Diese Worte hatte er in diesem Kontext noch nie von mir gehört, ich hatte mich nie dafür bedankt, dass er sich mir drei Jahre lang intensiv gewidmet und sich rührend um mich gekümmert hatte, während ich die Methoden verachtet hatte, die noch nicht mal von ihm stammten.

「 devil 」 - yoonminWhere stories live. Discover now