Teil 18 - Kostbare Zeit

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Ein Funke entzündete den Zunder im Ofen der Küche. Thalia lächelte zufrieden. Dieses Mal hatte sie es schon beim dritten Versuch geschafft, mit Igni ein Feuer zu entfachen. Mehr als einzelne Funken brachte sie zwar immer noch nicht zustande, aber diese gelangen ihr mittlerweile zumindest schon recht zuverlässig.

Lambert, der nur wenige Meter entfernt von ihr stand und ein Stück Schinken für das Frühstück zerteilte, runzelte die Stirn und warf Thalia einen kritischen Blick zu.

"Du kannst Zeichen wirken?"

Thalia schloss die Ofentür und stellte eine gusseiserne Pfanne auf den Herd. "Ja, zumindest ein wenig. Eskel hat mir Aard und Igni beigebracht. Zum Glück, denn sonst hätte ich dieses Leuchtfeuer im Wald nicht entzünden können." Sie schlug ein paar Eier am Rand der Pfanne auf. "Ich hatte meinen Feuerstein verloren. Es hat ewig gedauert, bis ich einen Funken erzeugt hatte - ich wäre fast daran verzweifelt. Aber dann hat es doch noch funktioniert. Seit dem versuche ich, regelmäßig zu üben."

"Hm...", brummte Lambert, eine Augenbraue hochgezogen. "Da hat der alte Kerl sich wohl zum richtigen Zeitpunkt entschieden, auf die Regeln zu pfeifen." Thalia wendete die Eier in der Pfanne und drehte sich halb zu Lambert um. "Was meinst du? Welche Regeln?"

"Ach, nicht so wichtig."

"Ich will Eskel noch fragen, ob er mir das Zeichen beibringen kann, das diesen Schutzschild erzeugt. Als er mit Geralt trainiert hat, hat er das angewendet. Das könnte im Labor nützlich sein, wenn ich mal wieder mit explosiven Mischungen experimentiere." Sie gab die gebratenen Eier auf einen großen Teller und reichte diesen Lambert, der sie leicht verwundert ansah. Dann schnaubte er, schüttelte den Kopf und brachte den geschnittenen Schinken und die Eier zum großen Tisch in der Halle, an dem bereits Eskel und Geralt saßen und mit dem Frühstück begonnen hatten.

Thalia goss heißes Wasser in einen Becher, in den sie eine Kräutermischung gegeben hatte. Seit ihrem "Ausflug" zum See waren nunmehr sechs Tage vergangen. Nass und durchgefroren, wie sie gewesen war, hatte sie sich eine leichte Erkältung eingefangen. Obwohl sie sich danach hatte aufwärmen können. Thalia lächelte bei der Erinnerung an die Stunden in der alten Hütte und blickte aus der Küche zu Eskel hinüber, der sich gerade mit Geralt unterhielt. Die letzten Tage waren wie im Fluge vergangen. Eskel und sie hatten so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht. Thalia hatte sich schon lange nicht mehr so glücklich und wohl gefühlt.

Sie nahm ihren Tee mit in die Halle, stellte den Becher auf dem Tisch ab und setzte sich auf die Bank neben Eskel. Dieser legte in einer beiläufigen Geste seinen Arm um sie und drückte sie kurz an sich. Thalia lächelte ihn an und küsste ihn auf die Wange.

"Ach, kommt, muss das jetzt schon beim Frühstück sein?" Lambert verzog genervt das Gesicht.

Geralt lachte kehlig. "Gönn es den beiden doch, Lambert. Oder liegt dein Unmut vielleicht daran, dass du Keira vermisst?"

"Im Leben nicht! Ich bin froh, dass ich dieses treulose, herrische, überhebliche Weib los bin." Er presste die Lippen zusammen und stieß die Gabel etwas zu heftig in die gebratenen Eier auf seinem Teller.

Eskel zog eine Braue hoch, sagte jedoch nichts dazu. Thalia hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wer diese Keira war, aber da Lambert das Thema offensichtlich unangenehm war, fragte sie nicht nach. Doch Geralt wollte es noch nicht gut sein lassen. "Ich dachte, genau das sei der Typ Frau, der dein zynisches Blut in Wallung bringt."

Lambert schnaubte. "Für Zauberinnen, die andere gern herumkommandieren, kannst wohl eher du dich begeistern. Genau, wie Eskel offenbar für Alchemistinnen eine Schwäche hat. Wie war das noch mit der Dame auf dem Maskenball in Aldersberg, mit deren Hilfe du den Vampir zur Strecke gebracht hast?" Lambert grinste Eskel herausfordernd an.

Das Herz der Alchemie (The Witcher FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt