Savior

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Das Licht der untergehenden Sonne blendete mich, als wir den Tower verließen. Ich hielt die freie Hand vor mein Gesicht und stolperte hinter dem Prinz her. „Bin ich bei dir sicher?", fragte ich leise, nachdem mir diese Frage auf der Seele gebrannt hatte. Ich wusste nicht, ob er mich töten wollte, weil Blut Blut verlangt, oder ob er mich seiner Mutter als Geschenk mitbringen würde. Was die mit Skypeople machte, war nicht schwer zu erraten.

Er blieb stehen und drehte sich langsam zu mir um, erst dann sah ich seinen verwirrten Blick. „Wieso solltest du nicht sicher bei mir sein? Solange ich lebe, wird dir niemand etwas antun.", antwortete er und ließ kurz meine Hand los. „Nicht einmal meine Mutter." Ich nickte zitternd und sah zu ihm hinauf. „Warum sollte ich dann mitkommen?" Meine Frage blieb vorerst unbeantwortet, er drehte sich um und verschwand kurz in dem Schuppen neben uns. Ich konnte nicht fliehen, hätte ich nur den Versuch unternommen, hätten die Wachen mich umgebracht oder zumindest aufgehalten. Und das wiederrum hätte Konsequenzen für mein Volk gehabt. Bittere Konsequenzen.

Roan kam mit einem weißen Pferd wieder und deutete, dass ich aufsteigen sollte. Es gab keinen Sattel, nur eine Decke bedeckte den Rücken des Schimmels. Ich kletterte auf den großen Hengst und fühlte mich sehr unsicher. Es wurde nicht besser, als der Prinz plötzlich hinter mir saß. Alles fühlte sich so unwirklich und surreal an, ich war mir nicht einmal sicher, ob ich nicht träumte.

Er drückte mich an sich, seine großen Hände lagen auf meinen Oberschenkeln und hielten das Zaumzeug des Pferdes. Sein heißer Atem strich über meinen Nacken, unwillkürlich erschauderte ich und lehnte mich ein bisschen an ihn. Es war nicht so, dass ich jetzt meinem Entführer verfiel, sondern dass ich irgendwie das Beste aus meiner Lage machte. Ich fand ihn sehr attraktiv, er faszinierte mich auf eine besondere Art und Weise.

Der Trupp setzte sich in Bewegung. Vor uns zwei Wächter auf zwei Pferden, der Schimmel mit Roan und mir, dahinter weitere Wachen auf Pferden. „Keine Angst, wir werden nicht lange unterwegs sein. Vielleicht nur einen Tag." Roan spornte das Pferd an und hielt mich fest, damit ich nicht fiel. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, fast genoss ich seine Berührung.

Ich wusste, dass die Ice Nation riesig war, wo das Zentrum lag, wusste ich noch nicht. Aber anscheinend war es nicht am äußersten Rand des Territoriums, ansonsten wären wir viel länger unterwegs gewesen. Ich nickte und sah hinauf zum Himmel. Die ersten Sterne zeigten sich bereits, die Sonne beleuchtete nur noch den Horizont. Von hier unten sah es viel schöner aus als wenn man die Nacht von der Ark aus betrachtete. Wie oft hatte ich es mir gewünscht, hier unten zu sein und alles von der anderen Seite aus zu sehen... bestimmt unzählige Male. Und jetzt bekam ich, was ich wollte.

„Wir werden später halten, wenn wir aus dem Gebiet der Trikru heraus sind.", meinte er und ließ das Pferd traben. Auch die Wachen wurden schneller, bis der Trab in Galopp überging. Bei jedem Schritt des Pferdes wurde mein Körper an den des Prinzen gedrückt, sein Griff hielt mich nahe an ihm.


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