Kapitel 1: Altes Leben

119 2 0
                                    

»Deutschland: Moltenpolis, 03.07.2090«

Auf dem Weg zum Büro von Jörmungandr Management noch kurz die Haare richten und den Wagen per Autopilot durch die überfüllten Straßen unterhalb der Schwebefahrzeuge, die nur lückenhaft Sonnenstrahlen zwischen den grauen Betonhochhausbauten durchlassen, fahren lassen.

"Ja, gut siehst du heute aus!", sage ich mir mit Blick in den Rückspiegel und einer kritischen Miene. Mein braunes kurzes Haar, welches mittig in die Höhe gegelt ist und seitlich locker und ordentlich nach hinten liegt, mein Bart mit einer gepflegten Länge von 5mm und das leichte Aufglitzern meiner Datenbuchse an meiner linken Schläfe runden mein Aussehen ab.

Ein paar Momente später fährt der Wagen an der Front des Hochhauses wo der Sitz des Konzerns ist vorbei und nach einem Blick über die verspiegelte gläserne Fassade des Gebäudes mit dem impulsanten Logo was sich aus einer Schlange die ein Mosaikes Bildnis einer Industriestadt am Wald umschlingt bildet, gekrönt mit der grüner Holoschrift Jörmungandr.

"So auf gehts, ich muss es einfach durchbekommen..." flüstere ich mir unterschwellig mehrmals ermutigend zu.

Im Fahrstuhl als die Zahlen 8, 9, 10,11,... in der Anzeige immer weiter hoch ticken. "Schitt! Ich hab Gedankenversunken gerade voll vergessen Tracy aus der Rezeption zu grüßen. Naja Sie weis wie wichtig das Heute ist und hat bestimmt Verständnis und ich sehe Sie ja Heute Abend zum Essen" und erwische mich in der schwachen Spiegelung der Stahl Innenwände des Aufzuges bei einen kleinen Lächeln. "Bing!", schallt es, als sich die Tür zum Ankommen des 20. Stocks öffnet.

Warmes, grünes Licht von den Seiten der Decke erhellen den Flur, während der Duft der am Rand stehenden Pflanzen meine Nervosität besänftigt. Jetzt noch ein Griff in meine Umhängetasche, um mein Tablet rauszuholen und die Unterlagen für die gleich bevorstehende Präsentation vorzubereiten. Dazu einen kleinen Schluck des Gurkenwassers aus des sich an der Wand befindenden Spenders, trinkend stelle ich mich vor die Tür des Konferenzraumes und atme tief durch, bevor ich behutsam die Tür öffne.

Das selbe grüne Licht beleuchtet den großen Tafeltisch und ein AR-Holo einer bepflanzteren Version der eigentlichen Aussicht deckt sich über die große Fensterwand des Raumes ein. Die CEOs der Außenstellen und Megaplexe sowie ein Vertreter des Großchefs sind anwesend, was die Anwesenden vollzählig macht.

"Setzen Sie sich, Mr. Maze. Zeigen Sie uns was Sie erreicht haben.", fordert der Vertreter. Seine Worte hallen durch Raum und Kopf auch noch während ich beim Setzen den Zugriff auf das Holofeld des Tisches und den Schweißregulator aktiviere.

"Ich habe hier eine Simulation des Verlaufs des modifizierten Mutagens.", beginne ich, als sich eine 3D-Karte von Moltenpolis und darüber verschiedene Diagramma mitsamt Gencode eines Virenstammes, welcher sich zunehmend verändert, zeigen. "Wie man hier beobachten kann,", fahre ich bestimmt fort, "Beginnen sich die gravierensten Teile zu isolieren, was von den Entwicklungen unserer beiden Kollegen aus Norwegen abweicht. Es scheint sich zunehmend interessanter fortzuführen, aber das ist noch nicht alles! Es gibt noch..." Ein extrem leises Klicken bricht die konzentrierte Atmosphäre im Konferenzraum und eine Explosion macht sich ungehemmt aus der Richtung der Fensterfront breit; zum Glück oder Unglück hinter mir.
Es schleudert mich mitsamt vieler Splitter über den Tisch und lande hart gegen einen der CEOs, dessen Gesicht unübersehbar pure Angst und entstehende Panik ausdrückt.
Es folgt ein dumpfes Krachen. Mit schnellem Blick zugewandt, sehe ich wie ein polnischer augmentierter CEO die Lautstärke des als Deckung umgewandelten und umgeworfenen Tisches durch ein unüberhörbares Klacken seiner mechanischen Automatikwaffen übertönt. Deren Kugeln schlagen teils in das Möbelstück und mehrere Schüsse in die Wände ein, während verängstigte Schreie der Kollegen ertönen

Entschlossen und von Adrenalin treibend geh ich hockend, sah wie aus dem Cyberarm des polnischen Kollege ein Flammenwerfer ausfährt, er ruft "Twój sukinsyn" und ein feiner Lichtbogen an der Spitze des Flammenwerfers bildet. Ich schreite an ihm vorbei um anschließend zur Tür zu stürmen.

Im nächsten Moment drang das Zischen der entfachenden Flamme neben mir durch mein Ohr "Noch ein paar Meter bis zur Tür" schießt mir durch den Gedanken als es einen Kollegen von der anderen Seite des Tisches vor mir mit einem Kugelhagel der sein Anzug und ihn immer weiter zerfetzend gegen die Wand auf der andren Seite drückt.

Unwillkürlich formen sich meine Gedanken lauthals zu einen panischen "Scheisse! Scheisse!" und ich sause förmlich durch die Lücke zwischen Tisch und Tür während dabei mein Gehör durch die Pfiffe und Knalle der vorbeirasenden Kugeln malträtiert wird.

Mit einem schrillen Ton und darausfolgendem starken Druck auf meinen Ohren bleibe ich kontinuierlich in Bewegung, während meine inneren Stimmen mir weisend übermitteln, dass sich um die Ecke der Fahrstuhl und somit mein sicherer Ausgang befindet, doch ein laut dröhnender Knall bringt den Boden und mich zum Zittern. "Nicht umdrehen, du Idiot!", hielt ich inne, bis meine Angst einen lauten Schrei in mir auslöst und zögernd einen Blick über meine Schulter wage. Der Anblick von der zerbersteten Tür samt ihren Rahmens, etliche Schmauchspuren an Wand und Boden, abgetrennte Oberarme mit Teilen der Schulter, lassen mir keine andere Wahl als weiterzulaufen. Mit etwas verschwommener Sicht nähere ich mich dem Ende des Ganges, um endlich diese Hölle verlassen zu können.

An der Ecke angelangt erschütterte es mein rechtes Bein und reist es schlag artig in Richtung des linken gefolgt vom mechanischen Waffen Geklacke und knallen. "Scheisse mein Bein, wie soll ich jetzt hier raus kommen?"

Mein Körper wankt und kippt zur Seite. Als ich mir meine Beine ansehe, muss ich erstaunt feststellen, dass es bereits die zweite Patrone ist, die mich getroffen hat."Schei.., was nun ist jetzt alles direkt vorbei nur weil ich am Falschen Ort zur falschen Zeit war. Hätte ich mich doch versehendlich mit Tracy verquatscht, und 5 min Später mich auf zum Büro gemacht..."

Es bauen sich zwei schwer bewaffnete und schwarz gekleidete Maskenträger auf. Ihre Gesichtsbedeckungen spiegeln den Stil von futuristischen, leicht mechanischen Totenköpfen wider. Einer von ihnen zieht seine Waffe und richtet sie auf mich, während sein Finger den Abzug immer weiter zu sich zieht. Das letzte, was ich höre, ist ein lautes Knallen und diese zwei Sekunden fühlen sich wie eine Ewigkeit an, bis mich die Kugel gegen die Tür des Aufzugs presst und das Verschwimmen meiner Sicht sich mit tiefer Dunkelheit vermischt...

Cyber Storys: Anfang vom Ende [ABGEBROCHEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt