Kapitel 10: Sorgen

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In der Cafeteria angekommen, konnte ich Mama schon von weitem erkennen. Die saß vor ihrer Kaffeetasse und hatte einen Ausdruck im Gesicht, den ich gar nicht von ihr kannte. Doch. Ich kannte ihn. Es war derselbe Ausdruck, den sie auch vor sieben Jahren im Gesicht hatte, als die Sache mit Opa war.

Warum sind bloß alle so pessimistisch? Bin ich denn die Einzige, die versteht, dass noch alles offen ist? Anscheinend ja.

,,Ich sollte mal gehen.'' Ich sah Nick an. Wo wollte er denn hin? Das fragte ich ihn dann auch und er meinte nur nach Hause. Okay, das konnte ich verstehen. Er hasste Krankenhäuser schließlich genauso sehr, wie ich. Ich nickte nur und ließ seine Hand los. Es wurde kalt in mir drin. So, als hätte ich etwas wichtiges von mir gegeben. Nick drehte sich um und wollte gehen. Ist jetzt nicht sein ernst oder? Lässt der mich jetzt ernsthaft hier stehen? Ohne ein tschüß oder so?

Dann drehte er sich doch noch mal zu mir um. Er kam nah. Sehr nah. Erst dachte ich, er würde mich küssen wollen, aber dann flüsterte er in mein Ohr:,, Sehen wir uns wieder, Miri Mausi?'' Ich zitterte am ganzen Körper und mir wurde schlagartig wieder warm. Was macht dieser Typ mit mir?! ,,Klar.'', sagte ich nur und versuchte cool zu wirken, aber er hatte es durchschaut. ,,Gibst du mir denn deine Nummer?'', fragte er dann. Ich nickte nur. Mich hatte noch nie ein Typ nach meiner Nummer gefragt. Er hielt mir sein Handy hin und ich wollte es nehmen, um meine Nummer einzugeben. Leider zitterte ich immer noch und das Handy viel auf den Boden. Scheiße!

,,Oh nein das tut mir so leid Nick. Ich weiß auch nicht, warum das passiert ist und es tut mir so leid, Nick. Echt ich bezahl das wenn was kaputt ist. Und es tut mir so leid!'' Ich wurde in meinem sinnlosen Redefluss unterbrochen in dem er mir seinen Finger auf meine Lippen legte. ,,Pssst. Ist schon gut. Echt.'' Er lachte. Warum lachte er? ,,Es ist doch nicht mal eine Macke dran. Mir fällt das Teil mindestens ein mal am Tag aus der Hand. Und glaub mir, das hat schon schlimmeres überlebt, als das eben.'' Jetzt musste ich auch lächeln. Ein Glück. Er ist nicht sauer. Dann hörten auch meine Hände auf zu zittern und ich konnte die Nummer eintippen. Als ich fertig war gab ich ihm wortlos sein Handy. ,,Okay also bis dann.'', sagte Nick. ,,Ja bis dann.'' Hatte ich mehr erwartet? Nein. Schließlich läuft da nichts. Gar nichts.

,,Warum gibt's da keinen Abschiedskuss?'' Das konnte nur Lea sein. Ich warf ihr einen bösen Blick zu und sie fing an zu lachen. Nick schaute mich komisch an. Mist. Denkt der jetzt ich bin genauso wie meine Freundinnen? Okay, zugegeben, so bin ich ja auch, aber trotzdem. Ich warf Nick einen Blick zu, der ihm sagte, dass er einfach gehen soll. Er nickte und verließ die Cafeteria. 

,,Hey jetzt erzähl doch mal, was da läuft, zwischen euch.'' Sarah versuchte ihre Neugierde zu verbergen, aber ich hatte sie längst durchschaut. ,,Nichts.'', sagte ich nur. Sie nickte und dann setzten wir uns zu Mama. ,,Hallo Mama.'', versuchte ich so normal wie möglich zu sagen. ,,Ich habe Hunger.'', nölte Kai. Oh man! Nicht schon wieder. Der hat ja nur noch Hunger. Jana hatte selbst einen Bruder und wusste, mit sowas umzugehen. ,,Hier hast du fünf Euro. Geh dir einen Burger holen und sei still!'' Kai war offensichtlich sehr zufrieden und zwinkerte ihr zu. ,,Danke Süße.'' ,,Ist nicht geschenkt! Ich bekomm das wieder.'' ,,Und wenn ich dir einen mitbringe?''

Oh Gott! War das wirklich noch mein Bruder? Der schmiss sich doch ernsthaft an eine meiner besten Freundinnen ran! Nicht zu fassen.

,,Geh! '', sagte Jana nur und wer hätte es gedacht, Kai ging. Da war selbst Mama überrascht. ,,Möchtest du vielleicht bei uns einziehen?'', fragte Mama lachend. Sie lachte! Na endlich. ,,Nein danke. '', sagte Jana trotzdem. Ich hatte tolle Freunde. Die besten, die man haben kann. Sie waren einfach immer für mich da und so gemein ich auch war, sie haben mir verziehen.

-Sicht von Miri's Mutter-

Jetzt sitze ich hier schon fast eine Stunde in der Cafeteria und trinke meinen vierten Kaffee. Natürlich ist das nicht gut, aber das brauche ich gerade. Als Miri vorhin mit dem junger Kerl, Kai und ihren Freundinnen rein kam, habe ich erst gedacht, sie wäre mit ihm zusammen. Als er gegangen ist, haben sie sich aber nicht einmal umarmt. Was lief denn da? Auch Miriams Freundinnen schienen nichts zu wissen, obwohl sie Lea doch immer alles anvertraut. Von Jana war ich sowieso begeistert. Sie hat Kais Schwärmerei vollkommen ausgenutzt und ihn dazu gebracht, zu gehen. Jetzt, wo wir nur noch unter Frauen waren, konnte ich es doch wagen, Miriam zu fragen wegen diesem Typ oder nicht?

,,Also Miri...'' ,brach ich die Stille. Sie schaute mich an. Schien sie zu wissen, was ich fragen will. ,,Ja?'' ,,Dieser Typ...'' ,,Genau. Jetzt sag doch endlich mal!'', kam Lea mir dazwischen. ,,Was denn?'', fragte meine Große. ,,Na was da läuft.'', fügte Jana etwas genervt hinzu. ,,Ich weiß es nicht. Eigentlich nichts.'', sagte Miriam darauf. ,,Und uneigentlich?'', fragte Lea gespannt. ,,Auch nichts.'', sagte Miri. Ich hatte das Gefühl, dass sie ein bisschen traurig darüber war. ,,Und... was ist das dann immer mit euren Händen?'', fragte ich und die Mädels nickten nur. Genau das wollten sie auch wissen, aber Miri zuckte nur mit den Schultern. Alle seufzen. ,,Naja dann eben nicht.'', sagte Sarah, aber Lea wollte nicht aufgeben. ,,Komm schon Miri! Du hast soo viel Zeit mit ihm verbracht!'' ,,Ja ich weiß, aber da ist echt nichts. Das mit den Händen macht er einfach. Ich weiß nicht wieso.'', sagte Miriam dann. Ich hatte das Gefühl, dass es sie wirklich nervte und sie auch wirklich nichts wusste.

,,Na gut.'', sagte Lea. Sie schien nicht wirklich zufrieden zu sein, aber hielt ausnahmsweise ihre Klappe. ,,Wann ist denn deine erste Untersuchung Miri?'', fragte Sarah und Miri sah mich an. Achja. Das hätte ich ihr sagen müssen. ,,Um halb sieben heute Abend.'', sagte ich schnell. Ich hatte so unheimlich Angst um meine Große. Mein Vater hatte Leukämie gehabt und wenn Miriam das auch haben sollte, wird es alles ziemlich schlimm für unsere Familie. Ich habe schon keinen Mann mehr. Keinen Vater und keine Mutter. Ich habe doch nur meine zwei Kinder. Soll mir auch das noch genommen werden?

Als Miriam auf die Uhr geschaut hatte, sagte sie:,, Aber es ist doch schon sechs! Ich geh dann mal schnell nach oben.'' Dann war sie auch schon weg und ich saß da mit ihren besten Freundinnen. ,,Wollt ihr so lange bleiben?'', fragte ich die drei und sie nickten. ,,Wo können wir denn schlafen? Ich möchte ungern heute Abend noch bis nach Hause fahren.'', sagte Sarah. Achja richtig. Sarah studierte schon und hatte eine eigene Wohnung in Bonn. Nur Jana und Miriam gingen noch zur Schule. Lea machte eine Ausbildung zur Krankenschwester hier im Krankenhaus. Deswegen kannte sie auch alle hier. ,,Kannst bei mir pennen.'',sagte Lea dann und Sarah nickte. ,,Jana willst du nachher nach Hause oder zu uns?'', fragte ich dann. ,,Mir egal...'', sagte Jana. ,,Kommt doch einfach alle zu uns.'', schlug ich vor. ,,Wir haben zwar nicht mehr so viel Platz, weil die Wohnung trotz zwei Etagen sehr klein ist, aber das passt schon alles. Ich denke Miriam würde sich freuen.'' Die drei stimmten mir zu und wir blieben noch eine ganze Weile in der Cafeteria, bis das Kai wiederkam und Neuigkeiten hatte...

Hat etwas länger gedauert. Tut mir leid. Hoffentlich hat es euch gefallen! Wenn ja dann lasst es mich wisse. ;)

hopeless lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt