Ich kenne ihn doch gar nicht wirklich!

46 3 0
                                    

Diese Nacht träumte ich das erste Mal von Bendji, dem unbekannten, schönen und lustigen Bosnier. Als ich morgens aufwachte hatte ich sofort ein Lächeln auf den Lippen. Ich stand auf, duschte mich, zog mich an und schminkte mich. Anschließend machte ich mir ein Brötchen mit Käse und Tomate und saß auf der Terrasse und frühstückte. Micky kam maunzend auf mich zu gelaufen. "Na du, willst wohl mein Frühstück klauen?", fragte ich ihn und strich ihm über das Fell. Er kniff die Augen zusammen und drückte seinen Kopf gegen meine Hand. Ich schob mir das letzte Stück meines Brötchens in den Mund und ging zusammen mit Micky nach drinnen. Schnurstracks lief er zu seinem Napf und verlangte nach seiner täglichen "Füll den Napf, er ist nicht voll genug!" Routine. Ich tat ihm den gefallen und gab ihm etwas auf seinen Trockenfutterberg.

Nachmittags traf ich mich mit Sophia. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern zu unserem Stammbadesee und legten uns in die Wiese. "Ich merk doch, dass irgendwas mit dir ist!", stellte meine beste Freundin keine 10 Minuten später fest. Neugierig sah sie mich an. Natürlich konnte ich mich nicht rausreden. Ich lachte und lächelte verlegen meine Beine an. Mh, ich hatte ein paar Haare an meinem Knie vergessen, stellte ich stirnrunzelnt fest. "Ja, du hast ja recht.", gab ich zu, "Ich habe einen Typen kennengelernt." "Echt?", schrie Sophia fast und glotzte mich mit offenem Mund an. Sie reagierte natürlich schon wieder total über. Nur weil ich was Jungs anging, sehr unbeeindruckt war. Ich wollte einfach nicht den erst besten nehmen. Auswahl hätte ich ja genug, ehrlich, aber warum irgendjemanden nehmen? Ich wollte einfach den Richtigen finden. Meinen ersten Kuss verschenke ich doch nicht einfach an irgendjemanden. "Ja, aber nicht so wie du denkst..", sagte ich und schaute ihr offen in die Augen. "Wie, nicht so wie ich denke? Erzähl doch endlich!", drängelte sie und schubste mich leicht. "Also", begann ich, "er ist 20 Jahre alt, geht noch zur Schule, ich schätze er macht Abitur, sieht verdammt gut aus, soweit ich das von einem Foto beurteilen kann, kommt nicht von hier, sondern aus Bosnien und ich habe ihn im Internet kennengelernt. Wir haben zwar noch nicht so viel miteinander geschrieben, aber irgendwie muss ich ständig an ihn denken, schon seit der ersten Begegnung." Ich zupfte verlegen an einigen Grashalmen. "Sag bloß du hast dich wieder bei Sommerfrust angemeldet!", sagte Sophia und fing an zu lachen. "Das sagt ja genau die Richtige!", antwortete ich lachend, "Du bist doch schon viel länger da aktiv als ich","Ja, du hast ja recht! Aber so wie mir das scheint, findest du den wohl ein bisschen mehr als nur nett!", "Ich kenne ihn doch gar nicht wirklich!", versuchte ich mich zu verteidigen. Lachend zeigte Sophia mit einem Finger auf mich und sagte:"Du magst ihn, gibs doch einfach zu!", "Ist ja schon gut, du hast gewonnen! Lass uns jetzt endlich eine Runde schwimmen gehen."

Gegen 15:00 Uhr machten wir uns auf den Heimweg. "Du musst mir mal ein Bild von ihm zeigen, Emma.", sagte Sophia zu mir, als wir bei mir zuhause ankamen. Ich nickte nur und winkte ihr zum Abschied hinterher. Den restlichen Nachmittag telefonierte ich mit Eli. Wir planten unseren Urlaub in der Schweiz und schmiedeten Pläne. "Das wird der Hammer!", sagte sie noch beim Auflegen. Ich schüttelte den Kopf und ging runter um mit meiner Mutter und meinem Bruder zu Abend zu essen.

Gegen 21:00 Uhr öffnete ich Sommerfrust und trat mit klopfendem Herzen in den Billard-Channel ein. Entäuscht schaute ich das Chatfenster an. Kein bendji war online. Ich stützte meinen Kopf neben meinem Laptop auf den Tisch ab und starrte die Tischplatte an. "Emma! Was denkst du dir eigentlich dabei diesem Typen so hinterher zu schwärmen!", machte sich meine innere Stimme bemerkbar. "Halt den Rand! Das ist immernoch meine Sache!", dachte ich mir nur und öffnete bendji's Profil. "Na ganz toll.", dachte ich, als ich sah, dass er erst vor 5 Minuten online gewesen war. Ich verließ Sommerfrust wieder, da ich mir sicher war, er würde nicht mehr online kommen, er war schließlich erst da gewesen.

Also ging ich ins Bett. Micky kam auch mit, wenigstens einer der mich jetzt trösten wollte. "Schon wieder, Emma!" Meine Innere Stimme machte mich fertig. "Lass das doch einfach mal meine Sorge sein!", dachte ich sauer und streichelte Micky, der es sich mitlerweile auf mir bequem gemacht hatte.

Meine Ferien gingen wirklich ziemlich an mir vorbei. Ich saß schon wieder am Laptop und war auf dem weg zu Sommerfrust. Man könnte meinen, ich wäre langweilig und faul, was ich natürlich nicht war, aber ich wollte Bendji umbedingt wieder treffen. Kann es wirklich sein, dass ich ihn überhaupt nicht kenne, nichts, wirklich so gut wie nichts über ihn weiß und er mir trotzdem etwas bedeutet? War das überhaupt gut? Ich runzelte die Stirn als ich auf "Chat öffnen" klickte. Es war wieder mal kurz vor 21:00 Uhr. Abends hatte ich einfach die meiste Zeit um mich meinen Gedanken hinzugeben. Den ganzen Tag hatte ich mit Sophia und Eli am See verbracht. Zum Glück hatte Sophia Eli nichts verraten, ich wollte nicht, dass auch sie von Bendji wusste. Ich wartete erwartungsvoll auf das Chatfenster, das sich gerade öffnete. "Oh", sagte ich laut, als ich eine Nachricht vorfand. Online war Benji nicht, aber vielleicht war ja die Nachricht von ihm? Aufgeregt klickte ich auf "lesen" und tatsächlich. Sie war von ihm! Mein Herz machte einen Satz.

Schweinchen!

Ich habe gestern den ganzen Abend auf dich gewartet.

War klar, dass kaum dass ich offline gehe DU online kommst.

Um 3 Minuten habe ich dich verpasst. :(

Ich hoffe wir schreiben bald wieder miteinander, du bist hier wirklich die Einzige mit der ich schreiben möchte.

Entzückt las ich seine Nachricht und danach gleich nochmal. Hatter er das wirklich geschrieben? Er hat auf mich gewartet! Gerade als ich ihm antworten wollte, kam er auch schon hereingeschneit.

Sofort schrieb er mich an und ein lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.

bendji: Da ist sie ja!

ineffectual: Da ist er ja!

bendji: Na, hast du mich vermisst? :D

Eingebildet war er also auch! Aber das nahm ich ihm nicht übel, irgendwie war das ja auch süß. Lachend schrieb ich:

ineffectual: Das hättest du wohl gerne! :D

bendji: Schon. :(

ineffectual: Vielleicht ein bisschen. (:

bendji: Dann bin ich ja beruhigt, ich dich auch Schweinchen. :)

Wir schrieben eine ganze Stunde und erzählten uns von unserem Tag. Er war wieder Fußball spielen gewesen und danach mit seinen Kumpels Eis essen.

ineffectual: In 6 Tagen fahre ich mit einer Freundin in die Schweiz zu ihrer Tante, da kann ich nicht online kommen.

bendji: Was mache ich denn dann am Abend, wenn du gar nicht da bist? :(

ineffectual: Auf mich warten. (:

bendji: Das sowieso!

ineffectual: (:

ineffectual: Ich glaube, ich geh dann auch mal. Viel müde. Muss schon die ganze Zeit gähnen!

bendji: Viel müde, soso. :D

bendji: Dann schlaf schön und träum von mir. :)

Verträumt schaute ich seinen letzten Satz an. Er war so süß.

ineffectual: Du auch, träum von dir! :D

bendji: Na klar, immer. :D

ineffectual: Ciao, Kamel. (:

bendji: Gute Nacht, Schweinekopf. :)

Lachend verließ ich Sommerfrust und legte mich glücklich in mein Bett. Keine 10 Minuten später war ich auch schon eingeschlafen.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jul 22, 2014 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

We've never been friendsWhere stories live. Discover now