Spaghettieis mit Pfirsich Eistee

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Ich stand auf um mir etwas zu Essen zu holen. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, aber ein Apfel würde es auch tun. Ich lief durch unser großes Wohnzimmer und sah draußen vor der Glastür meinen Kater Micky sitzen, der laut brüllte. "Wieso gehst du nicht durch deine Katzenklappe, du faule Wurst?", rief ich ihm durch die geschlossene Tür zu und tippte mir an den Kopf. Er sah mich nur an und schrie weiter. Ich seufzte und schob die Türe auf. Wie von der Tarantel gestochen rannte er an mir vorbei in Richtung seiner Näpfe. Ich schloss die Türe wieder und ging zu unserem Obstkorb, nahm mir einen grünen Apfel und rieb ihn an meinem T-shirt ab. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Micky mich beobachtete. "Na, ist die Schüssel mal wieder nicht voll genug?", fragte ich ihn und ging zu ihm. Er hatte sich auf unsere Essbank gesetzt. So saß er also genau über seiner Trockenfutterschale und betrachtete mich missbiliigend. "Deine Schüssel ist mehr als voll, mein Lieber!", sagte ich trocken mit einem Blick in seine Schüssel. Das war so eine Eigenart von ihm, egal wie voll sein Napf war - so lange man nicht mindestens so tat als würde man ihn mit weiterem Futter vollschütten, war er einfach nicht zufrieden und als ob das noch nicht genügen würde, er begann erst zu essen, wenn sie zu seiner Zufriedenheit behandelt wurde. Kopfschüttelt schüttete ich einige Trockenfutterstückchen in seine Schüssel und beobachtete das Spektakel. Miauend sprang er von der Bank und schmiegte sich an mein Bein, ehe er sich an seinen Napf setzte und genüsslich zu schmatzen begann. "Ich seh's schon vor mir, wie du dich gleich wieder übergeben musst, so wie du schlingst!", rügte ich ihn, aber er würdigte mich keinens Blickes. Ich verdrehte die Augen und machte mich wieder auf den Weg in mein Zimmer.

Geistesabwesend biss ich in meinen Apfel und dachte an den bendji. Was? Ich dachte an ihn? Kopfschüttelnt betrachtete ich meine Apfel. Ich kannte ihn doch gar nicht, wer weiß ob er überhaupt 20 Jahre alt war und männlich? Aber sein Bild ging mir trotzdem nicht aus dem Kopf. Ich lief zu meinem Laptop, nahm ihn und setzte mich auf mein Bett. Mit wenigen Klicks hatte ich sein Bild erneut geöffnet. Ich atmete tief ein, als ich ihn sah. Es war zwar nur ein schwarzweiß Bild, aber ich war mir sicher, dass er braune Augen hatte. Seine dunklen Haare hingen ihm in der Stirn. Er hatte keine langen Haare, aber auch keine ganz kurzen. Er sah einfach nur gut aus. Um seinen Hals hing eine Fahrradkette. Naja, okay, es war natürlich keine Fahrradkette, aber so nannte ich diese komischen Dinger. "Ob er aus Deutschland kommt?", überlegte ich. Ich wollte mehr über ihn erfahren, warum wusste ich nicht einmal seinen Namen? Ob Bendji sein Spitzname war? Vielleicht hieß auch sein Hund so. Der Hund meiner Freundin Nadine heißt schließlich ebenfalls Bendji.

Den Nachmittag verbrachte ich mit meiner anderen besten Freundin Elisabeth, die ich eigentlich nur Eli nenne. Am 25. August wollten wir zusammen zu ihrer Tante in die Schweiz fahren. Wenigstens hörte sich das nach etwas Urlaub an. Mit Eli verstehe ich mich wirklich super. Wir haben den selben dämlichen Humor und können über alles, wirklich alles lachen!

Aber aufhören an den misteriösen Bendji zu denken, konnte ich nicht.

Am nächsten Tag fuhr ich mit meine Mutter in die Stadt. Ich probierte einige Hosen an, fand aber letztendlich keine, die mir wirklich gefiel. Wir saßen Nachmittags zusammen beim Eis essen. Ich aß ein Spaghettieis, welches das einzige Eis war, das ich mochte. Vor einem Jahr hatte ich so gut wie gar kein Eis gegessen, Eis war einfach nicht mein Fall. Typisch für mich, trank ich ein Glas Pfirsich Eistee zu meinem Eis. Auch wenn sich diese Kombination komisch anhört, das hatte sich einfach so entwickelt.

Gegen halb Sieben setzte ich mich mit meinem Laptop auf mein Bett. Ich hatte immernoch Hoffnung Bendji wieder zu treffen. So betrat ich Sommerfrust und wechselte in den Billard Channel. Sommerfrust hatte eine Freundeslistenfunktion, wo man Leute speichern konnte, die einem dann im Chatfenster angezeigt wurden. Tatsächlich, Bendji befand sich in einem der Billard Channels. Mein Herz machte einen Satz. "Also bitte Herz, weder du noch ich kennen diesen Typen!", sagte ich laut zu mir selbst. Ich blickte gespannt auf mein offenes Chatfenster. Ich traute mich nicht ihn anzuschreiben. Eigentlich bin ich wirklich nicht schüchtern. Ich bin selbstbewusst, ziemlich vorlaut und habe wirklich immer eine große Klappe. "Jetzt reiß dich zusammen und schreib ihm!", sagte meine innere Stimme und ich kämpfe mit meiner Schüchternheit. Ich wechselte in seinen Channel und öffnete ein neues Spiel. "Klick auf mich, klick auf mich!", nuschelte ich und wartete gespannt auf eine Anfrage. Einige Anfragen kamen, aber keine von ihm. Enttäuscht lehnte ich mich zurück.

We've never been friendsOù les histoires vivent. Découvrez maintenant