VIII.

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Während der Eröffnungszeremonie wurde großes Aufheben um die Aufnahme Jaime Lannisters in die Königsgarde gemacht.

Tywin Lannister, sein Vater, die Hand des Königs war nicht anwesend um den Feierlichkeiten beizuwohnen.

Als der junge Lannister in der goldenen Rüstung in der Mitte des Platzes stand und seinen Eid ablegte jubelte die Menge.

Jeder empfand Sympathie für den Jungen, der nun das jüngste Mitglied der Königsgarde war.

Lyanna blickte zu Aerys, der voller Entzückung sein Volk anschaute, an seinem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass er glaubte die Menge würde ihm zujubeln.

Erst als Jaime sich an die Seite des Königs stellte, an der er nun Tag und Nacht verbringen würde, verengten sich die Augen des Königs langsam wieder und sein gewöhnlich misstrauischer Blick trat auf.

Die ersten Kämpfe begannen, schwer gepanzerte Ritter schlugen mit Lanzen aufeinander ein und einer nach dem anderen fiel aus dem Sattel und in den staubigen Sand.

Brustharnische zerbarsten und Lanzen zerschmetterten an der unglaublichen Wucht mit der sie gestoßen wurden.

Bloß einer der Ritter konnte sich in jedem einzelnen der Kämpfe durchsetzen.

Seine mattschwarze Rüstung zog die Blicke aller auf sich, das Banner seines Hauses, der rote dreiköpfige Drache aus Rubinen, zierte das fein gearbeitete Metall.

Obwohl man weder seine veilchenblauen Augen, noch die silberfarbenen Haare unter dem Helm zu erkennen vermochte, so war es unmöglich, den Targaryen nicht ständig anschauen zu wollen.

Er kämpfte mit einer solchen Leichtigkeit und doch fest entschlossen, dass es für Lyanna unfassbar schwer war seinen Bewegungen zu folgen ohne ihn aus staunenden, weit aufgerissenen Augen anzusehen.

Sein Kampf glich einem federleichten Tanz und doch sah es keineswegs albern aus, sondern hoheitsvoll und irgendwie erhaben.

Das Publikum hatte der Kronprinz ganz auf seiner Seite, zahlreiche Mädchen und Frauen kreischten auf sobald das Schwert oder die Lanze eines Gegners auch nur in seine Nähe kamen, doch nie verletzte ihn auch nur eine einzige Waffe seines Gegenübers.

Von den Starks nahm niemand an den Wettbewerben teil, auch Robert Baratheon zog es vor schweigend neben Brandon zu sitzen und die Zeit abzuwarten bis Rhaegar endlich verschwand.

Es war kein Geheimnis, dass die Baratheons seit einiger Zeit einen Groll gegen die Targaryen hegten, obwohl diese überhaupt erst zu der Entstehung des Hauses Baratheon geführt hatten.

„Er ist unglaublich oder?", fragte Lyanna ihren Bruder Ned leise, als Robert sich gerade mit Brandon unterhielt.

Es war nicht so, dass sie Angst hatte vor Robert über andere Männer zu sprechen, doch er war ein sehr eifersüchtiger Mann, das hatte sie schon früh erfahren müssen.

„Natürlich ist er unschlagbar, er hat die beste Ausbildung aller hier erfahren können, immerhin ist er des Königs Sohn. Trotzdem muss ich neidlos zugeben, dass er in sehr vielen Dingen begabt zu sein scheint. Nicht nur das Kämpfen gehört zu seinen Stärken. Ich habe sogar einmal gehört, dass er es insgeheim verachtet die Waffe gegen andere zu richten und sich viel lieber dem Praktizieren der Musik widmet.", raunte Ned genau so leise wie zuvor Lyanna.

Überrascht blickte sie ihn an, „Das Praktizieren der Musik? Danach sieht er gar nicht aus, das Kämpfen passt so viel besser zu seinem Antlitz."

„Ja da hast du Recht, ich denke nicht einmal Robert könnte ihn in einem ehrlichen Duell besiegen, doch es ist wahr, die Musik hat es unserem Prinzen angetan. Er soll zahlreiche Instrumente spielen können und eine Stimme aus Gold haben.", erwiderte Ned schulterzuckend und lehnte sich dann auf seiner Bank zurück um das Gespräch zu beenden.

Nachdem die ersten Kämpfe beendet waren und Rhaegar Targaryen als Sieger des Tages den Platz verließ, löste sich auch die Menge der Zuschauer langsam auf.

Nun hieß es für die hohen Lord und Ladys sowie für ihre Kinder, in der großen Halle der Burg ein berauschendes Fest zu feiern, zu trinken, zu lachen und neue Verbindungen zu knüpfen.

Zwar hielten die drei Starks, Benjen war zu jung für die Feierlichkeiten und wurde zusammen mit der Septa auf sein Zimmer geschickt, sich eher bedeckt, doch irgendwie schaffte Robert Baratheon es ständig, die Aufmerksamkeit des Raumes auf sich zu lenken.

Nach einiger Zeit verschanzte Lyanna sich fernab von den feiernden an einem dunklen Wandvorsprung, an dessen Seite ein Fenster eingelassen war, welches das Licht des Mondes hereinließ.

Sie saß dort mit geschlossenen Augen und war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie die Ankunft des Mannes zuerst nicht bemerkte.

„Was tut ihr hier, so weit weg von der Feier?", fragte die melodische Stimme.

Lyanna zuckte zusammen und öffnete ihre Augen wieder. Genau ihr gegenüber saß nun Rhaegar Targaryen, sein silberblondes Haar glänzte im schwachen Mondlicht und die Lippen hatte er zu einem schwachen Lächeln verzogen, das sie bisher immer nur auf seinem Gesicht gesehen hatte, wenn er mit ihr sprach.

„Oh ich musste von Robert weg- Ich meine ich musste von der Feier weg, es waren zu viele Speichellecker und aufmüpfige Streitsucher dort.", erklärte sie hastig.

„So ist das also.", hörte sie ihn sagen und plötzlich konnte sie sich sehr gut vorstellen, dass er eine wundervolle Gesangsstimme hatte.

„Aber es kann für eine junge Frau wie euch sehr gefährlich werden, so allein hier zu sitzen. Dann auch noch im dunklen.", warnte er sie leise.

„Ich kann mich sehr gut verteidigen falls es zu solch einem Vorfall kommen sollte, außerdem bin ich ja nun nicht mehr allein.", schon klang sie deutlich entspannter als noch zuvor.

Irgendwie sorgte die Anwesenheit Rhaegars dafür, dass etwas in ihr rumorte und sie nervös machte, doch auf der anderen Seite schien es sie auch unglaublich zu entspannen.

„Das stimmt, allein seid ihr nun nicht mehr. Schon die ganze Zeit frage ich mich wie ich euch auf diese Sache bei den Türmen ansprechen soll. Warum ihr mir nicht euren richtigen Namen nanntet.", überlegte er nun laut.

Lyanna schnappte kurz nach Luft, „Es war für mich schon immer schwer Menschen kennenzulernen, nicht zuletzt weil ich weder sonderlich emphatisch, noch wirklich extrovertiert bin. Mein Name macht es mir noch schwerer, mich bei anderen durch meine Persönlichkeit zu beweisen, ihre Zuneigung zu gewinnen aufgrund der Tatsache, dass ich ich selbst bin, versteht ihr das?", nun schaute sie ihm tief in die Augen, doch er brach den Blickkontakt nicht ab sondern intensivierte ihn bloß noch.

„Ich weiß ganz genau was ihr meint. Immer hat jeder ein Bild davon wie genau wir zu sein müssen, was wir wann sagen und wie wir uns verhalten sollen. Seit meiner Geburt setzt man unglaublich hohe Erwartungen an mich und ich muss ihnen standhalten, sonst werde ich vom Volk als verweichlicht, verrückt oder ungeeignet abgetan. Diese Last drückt schon seit langem auf meinen Schultern."

Lyanna war erstaunt darüber wie offen er mit ihr sprach.

„Ihr wirkt immer so gefasst und selbstbewusst nach außen hin.", es war das einzige was ihr in diesem Moment in den Sinn kam.

„Ich beherrsche das Schauspiel, es ist eines der Dinge in denen ich schon seit jeher brilliere. Euch ist doch heute aufgefallen wie beschämend mein Vater an den Tag tritt. Das tut meiner Familie und ihrem, nein meinem Ruf nicht gut. Ich möchte anders sein als er, aber dafür darf ich mich nicht von ihm abwenden sondern muss ihm trotz allem unterstützen, obwohl er so verrückt geworden ist wie ich es nicht in meinen schlimmsten Vorahnungen vermutet hatte."

Die Ehrlichkeit seiner Worte brachte sie ein weiteres Mal aus dem Konzept.

„Warum erzählt ihr mir das alles? Ich bin doch bloß eine unbedeutende Stark aus Winterfell."

„Und ich bin bloß einer von vielen unbedeutenden Prinzen der Targaryen, aber ich spüre eine Verbundenheit zu euch Lyanna. Eine Verbundenheit die ich noch nie zuvor spürte. In meinem Inneren fühlt es sich an als wäre alles in der doppelten Geschwindigkeit wenn ich euch gegenüberstehe, ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr ich mich anstrengen muss gefasst zu bleiben.", raunte er.

„Ihr glaubt nicht wie sehr ich das verstehe, Rhaegar."

Promise (Game of Thrones FF)Where stories live. Discover now