Kaden versuchte so zu tun, als hätte er dies nicht gehört und sprach weiter: »Meine Mutter war nicht die einzige, die diesem Attentat zum Opfer fiel. Auch wenn wir zum Glück keine weiteren Tode zu beklagen haben. Jemand aus diesem Harem hat seine Finger im Spiel und ich will Antworten.«

Das Getuschel erstarb angsterfüllt, während doch einige begannen sich leicht paranoid unter ihren Mitmenschen umzusehen. »Euch sollte allen bewusst sein, dass ich das nicht tolerieren werde. In keinem Fall. Und solange derjenige nicht gewillt ist zu gestehen, werde ich gewisse Maßnahmen ergreifen müssen«, erklärte er und wurde dabei immer herrischer und grausamer im Klang seiner Stimme.

Maßnahmen? Was meinte er damit?

Kaden war sich noch nicht sicher, wie weit er gehen musste, aber im Notfall würde er sie alle einzeln einer Befragung unterziehen. Wenn es nötig werden sollte und sie eine Gefahr darstellten, würde er auch nicht zögern, sie zu töten. So oder so, würde er eine Reaktion erhalten. Vielleicht war so eine kleine Drohung, genau das, was der Täter brauchte, um sich zu stellen. Auch wenn Kaden das, laut traditionellen Regeln, eher nicht tun dürfte. Doch es war immer noch sein Harem und sein Reich. Es war seine alleinige Entscheidung und womöglich würde es gar nicht dazu kommen, sollte sich der- oder diejenige endlich stellen.

Kalt und ausdruckslos huschten seine braunen Augen über die anwesenden Frauen und beobachteten, ob sich etwas Verdächtiges finden ließ. Sie alle wirkten aufgescheucht und verängstigt, was er ihnen nicht übelnehmen konnte. Selbst die Eunuchen wirkten verwirrt, doch sie versuchten größtenteils ihre Haltung beizubehalten. Auch sie kamen als Verdächtige infrage, denn auch sie hatten Zutritt zu den Küchen und Zimmern im Harem.

Er hatte nur das elfische Dienstmädchen, welches Lilitha beschrieben hatte. Sein einziger Anhaltspunkt und das war definitiv zu wenig, um Lilitha langfristig beschützen zu können. Doch diese war hier nicht zu sehen. Es war einfach zu voll.

»Wenn mir jemand diesbezüglich etwas zu sagen hat«, begann er nach einer Weile wieder und beobachtete die Menge. »Kann sich der- oder diejenige an mich wenden«, fügte er provokant hinzu, während seine Worte vor Ironie nur so trieften, als würden sie eine Wahl besitzen zu gestehen oder zu schweigen.

Kaden würde abwarten müssen, was geschehen würde. Er rechnete nicht damit, wirklich viele hilfreiche Informationen zu bekommen, doch vielleicht hatte jemand etwas beobachtet, das Anhaltspunkte geben könnte. Im Augenblick war es nun mal alles, was ihm als Auswahl blieb und er war bereit, sich diese von Nutzen zu machen, egal was es kostete.

»Außerdem ...«, erhob er erneut seine Stimme und alle verstummten, um ihm gebannt zuzuhören. »... wird morgen die Bestattung meiner ehrenwerten Mutter stattfinden. Sie wird nach der Tradition in den wegweisenden Flammen der Göttin verbrannt werden.«

Bei diesen Worten schloss Lilitha schmerzvoll die Augen und umklammerte fest ihre Hände, welche sie vor sich gefaltet hatte. Sie wusste schon vorher davon, dennoch hörte es sich noch endgültiger an, es bei einer amtlichen Bekanntmachung, aus Kadens Mund, zu hören. Das ganze Land trauerte und würde sich der Gedenkfeier aus der Ferne anschließen. Doch nur der Harem durfte an der Zeremonie teilnehmen. Auch wenn Kaden ihr gesagt hatte, er würde es am liebsten gar nicht tun. Er überwand sich lediglich, weil seiner Mutter Traditionen schon immer viel bedeutet hatten. Er war es ihr schuldig, hatte er gemeint, wirkte dabei aber sehr distanziert und weniger emotional, als er eigentlich sein sollte. Das machte ihr Sorgen. Sie hatte Kaden und seine Mutter zwar selten zusammen gesehen, doch von beiden Seiten hatte sie die Liebe gespürt, die sie verband. Kadens Gefühle für seine Mutter waren stark gewesen und dass er jetzt nicht trauerte, sondern so kühl blieb, war nicht gut.

Die Rothaarige fürchtete, dass Kadens Trauer ihn von innen heraus zerfressen könnte. Sie kannte sich damit sehr gut aus, immerhin hatte sie selbst bereits viele Verluste erlebt. Doch sie hatte ja auch keine ganze Dynastie, welche ihr auf die Finger schaute. War es womöglich der Druck des Volkes? Doch er hatte nie so gewirkt, als würde er sich davon beeinflussen lassen. Sie konnte sich einfach nicht sicher sein.

Sie hörte Kadens Stimme noch im Hintergrund, wie er sich verabschiedete, doch ihre Gedanken waren abwesend, bei der verstorbenen Frau, die ihr durch eine schwere Zeit geholfen hatte.

Kaden trat zu ihr, was sie wieder durch tränenverschleierte Augen zu ihm rauf blicken ließ. Zärtlich legte er ihr eine Hand auf die Wange und musterte sie ein wenig überrascht. »Lass uns gehen, in Ordnung?«, fragte er leise und deutete ihr mit einem Kopfnicken in Richtung Ausgang. Lilitha nickte schwach und Kaden ließ seine Hand zu ihrem Rücken gleiten, ehe er neben ihr herlief und sie fast schon ein wenig schob. Es fühlte sich einfach besser an, sie so neben sich zu haben, selbst wenn alle Frauen aus dem Harem es sehen konnten. Es war ihm egal. Er wollte ihre Nähe, ja brauchte sie sogar. Und im Moment war es wichtiger, dass es Lilitha gut ging, als die momentan undefinierte Hierarchie des Harems zu wahren. Scheinbar versank hier sowieso langsam alles im Chaos. Wieso nicht etwas dazu beitragen?

Mit einem kurzen Blick in Sergejs Richtung überwies er ihm stumm das Kommando. Es war ein Zeichen dafür, dass er sich zurückziehen würde und verließ mit Lilitha gemeinsam den Saal. Sergej nickte und fragte sich, wie er mit diesen ganzen Frauen fertig werden sollte. Ob dem Highlord überhaupt klar war, was er mit dieser Geste angestellt hatte? Er war wirklich zu sehr auf diese Rothaarige fixiert. Das würde ihm noch das Genick brechen.

 Das würde ihm noch das Genick brechen

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Haremstanz - Die königliche Hure (Band 2)Where stories live. Discover now