Dreizehn

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Zacs Schwertlanze krachte mit einem ohrenbetäubenden Geräusch auf die scharf gebogene Klinge. Das Lirium zischte erzürnt, als er seine Schneide über ihre wandern ließ. Der Schweiß kitzelte sie auf der Stirn. Sie spürte, wie ihre Schultern sich hoben und senkten, während sie schwer atmete und mit aller Kraft versuchte, seinen Schlag zu parieren.

Im Gegensatz zu Macey konnte Zac noch reden, als ob sie gerade ein entspanntes Pläuschchen hielten. „Ich glaube, meine Hübsche, das ist das erste Mal, dass sich deine Waffe nicht beim ersten Schlag verdünnisiert hat. Herzlichen Glückwünsch."

Macey war nicht in der Lage zu antworten und keuchte stattdessen, während sie ihn anfunkelte.

Auf Zacs Gesicht legte sich ein kleines Lächeln. „Dann können wir ja jetzt richtig kämpfen." Und mit diesen Worten erhöhte er den Druck mit einem Mal um ein Vielfaches. Vollkommen unvorbereitet wich Macey zurück.

Woher kam diese plötzliche Kraft?

Im letzten Moment wich sie aus, doch das schabende Geräusch der Klingen bereitete ihr eine Gänsehaut. Sie musste sich etwas drehen, um den Schwung auszubalancieren, doch gleichzeitig wusste sie, dass das ein Fehler war. Zacs Lanzenspitze traf sie so hart im Rücken, dass sie nach Luft japste. Sie fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden. Der Aufprall ließ die Sterne vor ihren Augen tanzen.

Eine Stiefelspitze tauchte vor ihrem Gesicht auf. „Ich nehme an, deine Wunden heilen nicht so schnell wie die der Silver, daher war ich vorsichtig. Kannst du aufstehen?"

Vorsichtig? Was für ein Witzbold.

Als sich ihre Sicht wieder geklärt hatte, stemmte sie sich mit den Armen hoch. Sie fluchte, als sich ihr Rücken beschwerte. Zac streckte ihr die Hand hin, was sie geflissentlich ignorierte. Mit eigener Kraft hievte sie sich wieder auf die Beine, das Lirium wisperte leise.

Seit sie es das erste Mal richtig manifestiert hatte, hatte sie die Veränderungen bemerkt. Sie hatte bereits zuvor das ein oder andere Mal vermutet, dass das Lirium mehr war, als ein toter Stoff. Und heute hatte sie es bestimmt schon zwanzigmal durch ihren Körper fließen lassen. Noch hatte sie es nie wieder zurückgerufen, Zac hatte es immerzu mit einem Schlag zerfallen lassen. Doch jetzt war es ungewohnt lange manifestiert.

„Dein Stolz wird dir noch vergehen, meine Hübsche", sagte Zac voraus und schaute sie erwartungsvoll an.

Macey bemühte sich um eine ausdruckslose Miene. „Ich ergreife nicht die Hand eines Mannes, der Freude daran hat, meine Art zu unterdrücken."

„Oh, pass auf, was du sagst, kleine Prinzessin, hier nennt man das die natürliche Ordnung."

Ein Grollen stieg ihre Kehle hinauf.

Sie hatte genug Kraft gewonnen, um ihren Liriumscimitar zu heben, denn Lirium war wesentlich leichter als die meisten anderen Metalle, aber ihn einhändig zu führen, war keine Option. Also legte sie ihre freie Hand ebenfalls um den Griff und sofort reagierte ihre Waffe. Das Lirium schmiegte sich sanft an ihre Haut und bildete eine perfekte Mulde. Sie hob die Waffe über ihren Kopf und drehte die konkave Klinge nach oben. Die Spitze deutete auf Zacs Gesicht.

„Macey..." Er schien amüsiert. „Ich habe eine Lanze und viel mehr Reichweite als du und du bist unten komplett offen. Würde ich dich angreifen, würdest du nicht einmal in die Nähe meines Kopfes kommen."

Frustriert ließ sie das Schwert sinken. „Und was soll ich deiner Meinung nach mit meiner Waffe gegen dich ausrichten?"

„Nun, dein Säbel ist kurz und relativ schwer. Du hast keinen Geschwindigkeitsvorteil. Eigentlich bist du mir hilflos ausgeliefert. In solchen Situationen gibt es nicht viele Möglichkeiten. Ich empfehle eine Finte oder einen Konter. Aber da ich nun weiß, dass du eine Finte planst, würde ich es mit einem Konter zu probieren." Er ließ seine Waffe sinken, positionierte den Griff unter seiner Achsel und kam zu ihr herüber. „Wenn du keinerlei Vorteile hast, hilft dir nur Technik..." Er tippte mit der Lanze ihr Bein an. „Oder du wandelst deinen Nachteil zu deinem Vorteil." Zac hob mit seiner freien Hand ihren Scimitar mittig vor den Körper. Das Lirium der Waffe zischte gereizt, als er sich näherte, ließ ihn jedoch gewähren, als Macey ebenfalls nichts dagegen unternahm. Er trug einen Handschuh, sodass seine Haut die Klinge nicht direkt berührte, sonst wäre sie wahrscheinlich ergraut.

Haut aus SilberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt