Unsere Ehe läuft in die falsche Richtung. Dabei läuft sie nicht einmal. Wir stecken in der Stille um uns herum fest, während die Zeit davon rennt. Wir versickern in der Schwere unserer getrennten Herzen, während wir die Fehler meiner Eltern wiederholen. Dabei würde ein einziges Wort ausreichen, um den verheerenden Lauf der Dinge aufzuhalten.

Das heiße Wasser rinnt über meine Schultern und der Dampf beschlägt die gläserne Wand der Duschkabine. Automatisch lege ich meine Handfläche auf das Glas. Erst als ich die Wand wirklich aufmerksam betrachte, fällt mir auf, dass ich den Dampf in der Form eines 'S' weggewischt habe.

Nachdem ich mir gründlich mein Gesicht gewaschen habe, steige ich aus der Dusche. Wahrscheinlich habe ich gehofft, das Wasser würde mir all die Flausen aus dem Kopf waschen. Doch sie sind immer noch da.

"Was machst du hier?", wickle ich mir erschrocken ein Handtuch um meinen Körper. Unbeeindruckt sieht mich Shawn durch den Spiegel an, während er sich seinen nicht vorhandenen Bart rasiert. "Mich rasieren", gibt der Braunhaarige ziemlich knapp von sich.

Vor zwei Monaten hätte ich noch mit Sicherheit sagen können, dass er mit Absicht zu mir ins Badezimmer gekommen ist. Aber wenn ich ihn nun beobachte, ist kein Hauch von Provokation zu erkennen. Mein Mann blickt mich zwar an, jedoch nimmt er meinen Körper nicht wahr.

Diese Tatsache lässt mein Selbstbewusstsein Stück für Stück bröckeln. Es steht etwas zwischen uns und ich weiß nicht, was es ist. Aber es sollte schnellstmöglich aus der Welt geschafft werden. Ansonsten halte ich es hier nicht mehr länger aus.

Mit einem nassen Lappen wischt sich Shawn den restlichen Rasierschaum von seinen Wangen. Als er dazu übergehen will, sein Handtuch gegen eine Boxershorts zu wechseln, öffne ich meinen Mund. "Stopp", kommt dieses eine Wort nicht lauter als ein Hauch aus mir heraus.

"Hör auf", füge ich mit einer kräftigeren Stimme hinzu, bevor ich meine Augen schließe. Bei dem Gedanken daran, dass er sich direkt neben mir umziehen möchte, überzieht eine Gänsehaut meinen Rücken. Jedoch ist sie alles andere als angenehm. Die Selbstverständlichkeit in seinem Tun jagt mir einen Schauer über den Rücken.

Da kein einziger Ton Shawns Mund verlässt, öffne ich meine Augen nach einer Weile wieder. Natürlich steht er nun in Boxershorts vor mir. Als hätte mich der Junge zuvor nicht gehört, hält er in seinen Bewegungen nicht inne. Zuerst greift er nach der Dose mit dem Haarwachs und versucht seine Locken zu bändigen. Dann sprüht er sich mit seinem Aftershave ein.

Immer wieder kreist das Wort in meinem Kopf umher, bis ich schließlich mit meiner flachen Hand auf das Waschbecken schlage. "Stopp", rufe ich laut, sodass es diesmal auf gar keinen Fall zu überhören ist. Irritiert wendet mein Mann seinen Kopf zu mir. Seine Augenbraue ist leicht angehoben.

"Wir können so nicht weitermachen", umschließe ich die Kante des Waschbeckens fester, als gesund ist. Anstatt dass er fragt, was genau ich meine, starrt mich Shawn einfach nur an. "Es sollte anders laufen", ziehe ich mit meiner anderen Hand an meinem Ohrläppchen, "wir haben erst vor Kurzem einen Sohn bekommen. Wir sollten glücklich sein."

"Was ist passiert, dass wir miteinander so umgehen, als würden wir uns nicht kennen? Weshalb ist es plötzlich so selbstverständlich geworden einander nahe zu sein? Warum weiß ich nie, wohin du als nächstes fliegst? Oder wieso hast du mir nicht gesagt, dass du dieses Jahr Termine wahrzunehmen hast?", stelle ich ein Frage nach der anderen.

"Die ganze Zeit will ich dir entgegenrufen 'Hier bin ich. Nimm mich wahr.' Aber solltest du das nicht sowieso tun? Sollten wir nicht Beide mehr aufeinander achten? Wieder miteinander reden? Gemeinsam in einem Bett schlafen? Die Anwesenheit des Anderen wertschätzen?", kann ich nicht aufhören, das Badezimmer mit meiner Stimme zu erfüllen.

"Shawn, ich liebe dich", rollen mir kleine Tränen über die Wangen, "aber ich habe seit Wochen die Sonne an unserem Himmel nicht mehr leuchten gesehen. Ich will nicht länger durch die Schwärze einer endlosen Nacht wandern. Vollkommen alleine, weil ich mich nicht traue, um deine Hilfe zu bitten."

"Aber genau in diesem Moment", tippe ich mit meinem Finger auf das Waschbecken, "springe ich über meinen Schatten und bitte dich um Hilfe." Schluckend sehe ich meinen Mann an. Zwar sehen seine Augen glasig aus, jedoch macht er keine Anstalten mit mir zu reden. "Bitte, Shawn. Hilf mir, unsere Ehe zu retten."

Ich weiß nicht, was ich genau erwartet habe. Aber ich weiß, dass ich mit dieser Reaktion nicht gerechnet habe. Ohne ein Wort zu sagen, verlässt der Junge das Badezimmer. Irgendwo schlägt eine Tür zu. Jedoch ist es nicht die Wohnungstür. Im gleichen Augenblick trifft mich die Wucht dieser Aktion mit einer so unglaublichen Härte, dass ich nicht anders kann, als bitterlich zu weinen.

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Große Frage des Abends: Gibt es jemanden, der ebenfalls die Serie 'Zoe und Raven' auf Netflix gesuchtet hat?😍😂😂

Meant To Be \\ Shawn MendesWhere stories live. Discover now