Die Vision des Sith

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Allmählich wurde die Luft stickig und immer wärmer. Vader störte das nicht, denn seine Atemluft wurde durch sein Beatmungsgerät zusätzlich gefiltert. Kein Geräusch war zu hören, sah man von seiner künstlichen Beatmung und seinen schweren Schritten ab. Er wusste nicht, wie lange er bereits unterwegs war, vermutlich bereits ziemlich lange.
Plötzlich sah er in etwa dreißig Meter Entfernung ein rotes Glühen. Er ging nun etwas schneller den langen und dunklen Gang hinab, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Als er dort stand, wo er das Glühen gesehen hatte, sah er sich um.
Nichts war zu sehen.
Auf einmal stürzte etwas aus einem langen, dunklen Schacht, der sich direkt über ihm befand, hinab.
Vader hatte schon damit gerechnet und ließ es in seine Klinge fallen.
Das Ding wurde sauber in zwei Hälften geteilt, Funken stoben.
Es war ein Droide. Ein Trainingsdroide der alten Sith, um genau zu sein, bewaffnet mit einem Lichtschwert.
Abschätzig wurde er vom dunklen Lord betrachtet.
"Ist das alles, das der große Lord Sion mir als Verteidigung entgegenwirft?", rief er beinahe schon belustigt.
Die Waffe des Droiden war billig und leicht ersetzbar, nicht so wie die personalisierte Variante der Sith.
In einiger Entfernung konnte er noch weitere dieser Maschinen hören.
Die Droiden schienen darauf programmiert worden sein, den Leichnam ihres Herren zu beschützen, doch die jahrtausende im Standby-Modus hatten ihnen so zugesetzt, dass sie nicht einmal halb so effektiv waren wie vielleicht vor fünftausend Jahren.
"Ich hoffe, die nächsten Fallen sind ein wenig einfallsreicher, so wie man es von einem Sithlord erwarten würde", sprach Vader und setzte seinen Weg durch die Dunkelheit fort.

Es roch nach Tod und Verwesung. Es lagen Leichen im Gang, manche schienen nicht älter als ein paar Monate zu sein, manche waren beinahe zu Staub verfallen. Anscheinend kamen hier doch ab und zu Glücksritter, Schatzsucher und Piraten vorbei. Der Gang war inzwischen so klein und eng, dass Vader sich bücken musste, um nicht mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Er war auf drei weitere Droiden gestoßen, welche er in weniger als fünf Sekunden zerstörte.
Endlich kam ihm das erste nicht so einfache Hindernis in den Weg.
Er konnte es nicht sehen, doch es war da. Er konnte es spüren.
"Eine Machtbarriere. Raffiniert. Nur ein Sith kann seinen Weg fortsetzen", urteilte der dunkle Lord. Doch als ein solcher kostete es ihn kaum Mühe, die Barriere zu durchschreiten.
Plötzlich bemerkte er einen großen Schriftzug an der Wand neben ihm.
"Nur ein wahrer Diener der dunklen Seite wird das Grab des Sion zu Gesicht bekommen."
Offenbar war dies eine Warnung an jene, die keine Sith waren und sich dennoch bis hierher durchgeschlagen hatten. Vader schnaufte verächtlich.
"Ich fürchte eure Fallen nicht."
Mit diesen Worten ging er weiter, bis er vor einem tiefen Abgrund stand, zu weit für einen gewöhnlichen Menschen, um hinüberzuspringen.
Doch auch diese Schutzvorrichtung stellte keine Herausforderung dar.
Mit einem gewaltigen Sprung ließ er sie hinter sich.
Die nächsten Vorrichtungen waren ebenfalls keine Schwierigkeit.
Sensoren waren in der Wand eingelassen, welche die in der Wand versteckten Waffen aktivierten. Der Sith aber konnte dank der Elektronik in seinem Helm, welche unter anderem sein Sehvermögen um ein vielfaches steigerte, die kleinen Vertiefungen mühelos umgehen und fand sich schon bald in einer kleinen Kammer wieder. Ein großer Sarkophag stand in der Mitte, parallel zur Tür. Fackeln erleuchteten den Raum, ein Mechanismus in der Tür hatte sie angezündet. Das war der Ort. Die Dunkelheit hatte sich hier erhoben, das konnte Vader spüren.
Doch er sah niemanden. Der Imperator hatte ihm gesagt, dass jemand der Träger dieser neuen Dunkelheit wäre. Doch niemand in diesem Raum, abgesehen von ihm selbst, war am Leben. Er ging auf den steinernen Sarg zu, in dem Sion seit über fünftausend Jahren ruhte.
Und wieder wurde alles schwarz.

Diesmal fand sich Lord Vader auf der Brücke eines Sternzerstörers der Venator- Klasse wieder. Dieser befand sich über einem stürmischen Meer, während dutzende Kanonenboote Truppen und Ausrüstung brachten.
Er erkannte den Planeten als Kamino wieder. Plötzlich war das Meer verschwunden und Vader sah den Senat der Republik, während Palpatine sein Imperium ausrief.
Die Rufe nach Demokratie gingen ungehört im Jubel der Mehrheit unter.
Jetzt sah man das imperiale Zentrum für Strategie und Planung. Ein System nach dem anderen wurde erobert und vollkommen unterworfen, konnte man dem Hologramm in der Mitte des Raumes, welches die Galaxis zeigte, Glauben schenken. Der erste Todesstern wurde zerstört, dann sah man den zweiten. Nach einigen gespannten Sekunden, in denen Vader darauf wartete was passieren würde, ging auch der zweite Todesstern in Flammen auf. Über einem Wüstenplaneten trafen plötzlich die gesamte restliche imperiale Flotte und die einer neuen Republik aufeinander. Der dunkle Lord konnte nach wenigen Augenblicken die Niederlage des Imperiums sehen. Und damit auch den Niedergang.
Doch das war noch nicht alles.
Unter dem Befehl eines Unbekannten wurde die Galaxis zurückerobert, die Rebellen dabei fast ausgelöscht.
Auf einem Mineralplaneten standen sich plötzlich zwei Männer, ein junger und ein alter, der Vader bekannt vorkam, gegenüber. Er konnte nicht sagen, ob es zu einem Kampf kommen würde, denn seine Sicht vernebelte sich und die Vision endete.

Ratlos stand der dunkle Lord vor dem Sarkophag, beide Hände lagen auf dem steinernen Deckel.
Was hatte er nun gesehen?
"Darth Sion war für relativ exakte Vorhersagen der Zukunft bekannt. Was du gesehen hast, wird wahrscheinlich eintreten, auch wenn er bei weitem nicht alles vorhersehen konnte."
Vader wirbelte herum. Ein sehr großer Mann in goldenen Gewändern kam in den Raum. Er war alt, um die siebzig bis achtzig, seine Haut glich der eines Toten. Und er trug einen unscheinbaren Ring an der Hand.
"Wer sind Sie?", fragte die rechte Hand des Imperators sofort.
"Mein Name ist nichts von Relevanz. Wichtig ist, was ihr gesehen habt."
"Ich weiß nicht, was ich sah."
Der alte Mann sah ihn ernst an.
"Ihr habt gesehen, wie Sion die Zukunft sah. Ihr werdet sehen, dass sich vieles davon bewahrheiten wird."
Vader hatte genug.
"Wer seid ihr?", fragte er mit etwas größerem Nachdruck.
Die Gestalt grinste. Es war ein finsteres, beinahe schon bösartiges Grinsen.
"Ich bin Teil dieser Zukunft."
Mit diesen Worten verschwand der Alte im Sarkophag.

Star Wars - Uprising: DunkelheitWhere stories live. Discover now