Der Aufbruch

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Es kam selten vor, das Lord Vader nicht den Befehlen seines Meisters nachkam. Erst vor wenigen Monaten hatte er General Jorus die Aufspürung einer kleinen Gruppe Rebellen beauftragt, die aus einem Gefängnis auf Sienar ausgebrochen waren, um eine dieser Ausnahmen zu nennen.
Am selben Tag hatte er das Grab seiner Frau besucht und war darauf zusammengebrochen. Doch nun konzentrierte er sich voll und ganz darauf, seinen Befehlen Folge zu leisten. Der Imperator hatte eine neue Dunkelheit gespürt und Vader sofort damit beauftragt, dem auf den Grund zu gehen. Die Executor hatte sich vor wenigen Stunden auf den Weg nach Endor gemacht, zusammen mit dem Todesschwadron. Kurzerhand hatte er einen Ersatz zur Verfügung gestellt bekommen, den Zerstörer Crusader. Liebend gerne hätte er sein altes Flaggschiff genommen, die Devastator, doch auch diese befand sich inzwischen wahrscheinlich über dem Waldmond.
Die Aufstellung musste sorgfältig geplant werden, weshalb die besten Taktiker die nächsten Wochen damit verbringen würden, die Verteidigung des Todessterns zu planen. Der Imperator hatte vor, die Flotte der Rebellen ein für alle mal zu zerstören, um dem Imperium die vollkommene Macht zu sichern.
Die Gedanken Vaders schweiften schon beim Gedanken daran ab, mit Strategie hatte er sich seit den Klonkriegen kaum befasst. Er dachte oft über die Vergangenheit nach, über das gute und über das schlechte. Die Fähre brachte ihn gerade zur Crusader, welche bereits fertig zum Abflug war.
Als er endlich gelandet war, ging er schnellen Schrittes direkt zur Brücke.
"Admiral, die Zeit drängt. Der Imperator zeigt keinerlei Geduld für diese Sache und wünscht, dass wir so schnell wie möglich damit fertig werden. Setzen Sie umgehend Kurs auf Korriban."
Der Admiral, ein hochgewachsener Mann, bestimmt um die zwei Meter groß, nickte. "Dann kommen wir dem Wunsch des Imperators nach, bevor wir ihn zu lange warten lassen."
Ohne ein weiteres Wort veranlasste er den Sprung, während sich Vader wieder zu seiner Fähre begab, nicht ohne eine seiner gefürchteten Inspektionen der Brücke durchzuführen.

Es war ein ungutes Gefühl, in der Nähe des dunklen Lords zu sein, der Meinung war so gut wie jeder, der ihn zu Gesicht bekam. Es war nicht nur das furchteinflößende Aussehen seiner Maske, manche behaupteten sogar, die Dunkelheit in seiner bloßen Gegenwart spüren zu können.
Die Furcht vor seinen unmenschlichen Bestrafungen trieb die gesamte Besatzung zu Hochleistungen an, selbst die Reinigungskräfte bemühten sich, alles so perfekt wie möglich zu machen.
Darth Vader indes befand sich in seiner Meditation. Sein Quartier besaß keinerlei Ziergegenstände, denn er legte Wert auf so wenig Ablenkung wie nur irgend möglich. In sämtlichen zivilisierten Systemen galt Vader als die Vermenschlichung der Dunkelheit, der Furcht und des Bösen. Tatsächlich wussten viele nicht, wer wirklich die Fäden hinter seinen Machenschaften in der Hand hielt.
Der dunkle Lord konnte seine Gedanken klar sehen. Seinen Sohn, seinen Meister, Erinnerungen an alte Zeiten. Obi-Wan. Qui-Gon. Padme.
Und plötzlich wurde alles schwarz.

In seiner Vision ging Lord Vader auf der Brücke eines Zerstörers umher.
Es war kein imperiales Schiff, die Technologie sah viel moderner aus. Doch es hatte die unverkennbaren Merkmale des Baustils des Imperiums.
Eine Gestalt mit einer Maske stand vor ihm. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und sah durch die Frontscheibe der Brücke. Er erwartete beinahe schon, sich selbst zu sehen, doch dann bemerkte er, dass die Maske in der Vorderansicht vollkommen anders aussah. Die Crew war aus irgendeinem Grund sehr aufgeregt. Plötzlich leuchtete etwas auf: ein roter Lichtstrahl bahnte sich seinen Weg durch das unendliche nichts.
Die Szene änderte sich und Darth Vader fand sich auf einer Insel wieder. Sein Sohn, Luke Skywalker, befand sich direkt vor ihm und sah ihn an. "Vater!"
Der Sith erwiderte nichts und sah zu, wie sich Luke umdrehte und ging. Auf seinem Weg drehte er sich noch einmal um - er war nun ein alter Mann, der ihn ernst und ohne jede Hoffnung ansah. Die Szene änderte dich abermals. Nun befand sich der dunkle Lord in einer kleinen Kammer, seinen Privaträumen äußerst ähnlich. Die Maskengestalt kniete vor einem Tisch. Vader beugte sich vor, um zu sehen, was darauf lag.
Seine eigene Maske lag zerschmolzen und deformiert vor ihm, in einer dunklen Ecke des Raumes.
"Und mit dir töte ich den letzten Jedi!", erklang die Stimme eines ihm unbekannten jungen Mannes.

Darth Vader schreckte hoch. Was hatte er gesehen? Wie konnte er das deuten? Würde er sterben? Oder gar wieder zum Jedi werden? Seinen Sohn töten und die Galaxis alleine beherrschen? Und wer war die Maskengestalt?
Die Vision hatte ihn verwirrt. Die Fragen drehten sich in seinem Kopf. Er nahm ein altes Objekt aus seinem Kasten, welches er immer mit sich führte: ein altes Sith-Holocron. Gesammeltes Wissen der Sith über die Macht, welches über tausende von Jahren gesammelt wurde. Es war nicht das einzige in der Galaxis, Darth Sidious hatte eine ganze Sammlung davon. Doch allein dieses war unschätzbar viel wert.
Plötzlich kam Ablenkung in Form eines Sturmtruppenkommandanten, der hastig in sein Quartier gestürmt war.
"Mein Lord, wir haben Korriban erreicht. Der Captain möchte weitere Anweisungen haben, um fortfahren zu können!"
"Ich begebe mich alleine dorthin. Die Grabstätten der alten Sith sind kein besonders sicherer Ort für Soldaten."
"Verstehe, Sir. Ich werde ihre Fähre vorbereiten lassen."

Korriban war ein Planet, der hauptsächlich aus Gebirgen bestand. Vor tausenden von Jahren war dies eine der wichtigsten Welten für die Sith. Kaum Lebewesen waren hier beheimatet, Raumfahrer mieden diesen Ort. Er war nun bekanntermaßen ein einziger Friedhof, jedoch keiner für gewöhnliche Bürger. Dies war eine Sith-Grabstätte, ein Tempel nach dem anderen war in die Berge gehauen.
Vader wusste nicht genau, wo er anfangen sollte und entschied sich schließlich für den Tempel des Sion, einer der brutalsten Sith, die jemals existiert hatten. Angeblich wurde er durch puren Hass am Leben erhalten.
Die Treppen waren brüchig und alt. Hier war seit langer Zeit niemand mehr gewesen.
Die Eingangshalle war dunkel, denn das Licht der Sonne schien einfach vor dem Tor halt zu machen. Uralter Wandschmuck und noch ältere Gravuren zierten den Raum.
Lord Sion war bekannt dafür gewesen, sich die Zukunft voraussagen zu lassen und gelegentlich selbst die eine oder andere Vision zu haben.
Darth Vader konnte nur wenige der Inschriften lesen, denn es wurde eine inzwischen tote Sprache dafür verwendet, die wenigsten waren auf Aurebek geschrieben. Er konnte Dinge wie Hyperraumkrieg, Nihilius und Imperium entziffern, doch für die echten Voraussagen musste er die Grabkammer finden. Sein Lichtschwert als Lichtquelle verwendent, schritt er in die Dunkelheit.

Star Wars - Uprising: DunkelheitWhere stories live. Discover now