5. ↬ Maria Perida | Nicolas Perida

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Ninas Sicht

"Seid ihr wirklich sicher, dass ihr jetzt schon seine Sachen weggeben wollt?" murmelte ich und sah zu Gastons Eltern, die auf dem Boden seines Zimmers saßen und Kartons, mit Gastons Sachen, aussortierten.

"Es wird Zeit, wir können nicht noch länger warten. Sonst schaffe ich das nie.." murmelte seine Mutter, Maria, die gerade ein paar seiner Bücher in eine Kiste, mit der Aufschrift 'Spenden' steckte.

Ich nickte still und begann den beiden zu helfen, wobei ich die Schublade seines Schreibtischs öffnete und sofort seine Kamera und ein paar ausgedruckte Bilder von ihm und mir entdeckte.

"Ist es okay, wenn ich die behalte?" fragte ich seine Eltern und hob Kamera und Bilder in die Luft.

"Natürlich, wenn es dich glücklich macht" lächelte seine Mutter.

Sie war verdammt stark, dass sie es schaffte so gut mit dem Tod ihres einzigen Kindes umzugehen. Sie würde warscheinlich am liebsten in Tränen ausbrechen, doch das tat sie nicht. Sie ging erwachsen damit um, anders als ich.

Seit seinem Tod hätte ich durchgehend heulen können, doch dies war körperlich nicht möglich. Irgendwann waren keine Tränen mehr da, die du ausweinen konntest, auch wenn du es so gerne würdest.

"Das war Gastons Lieblingsjacke" kam es plötzlich von seinem Vater, der aus seinem Kleiderschrank Gastons College Jacke rauszog.

"Ich erinnere mich noch, wie ich ihn damit das erste Mal im Roller gesehen habe" seufzte ich leise auf und betrachtete die knallrote Jacke.

"Du solltest sie haben" meinte Nicolas und gab mir die Jacke.

"Sicher?" fragte ich nochmal nach und fuhr über den Stoff des Kleidungsstückes.

"Sicher! Du wirst noch nutzen dafür finden, anders als wir" versicherte er mir.

"Danke" bedankte ich mich und zog sie sofort an und sog seinen Duft ein.

Eine Weile räumten wir weiter still Sachen in die verschiedenen Kisten, bis Gastons Mutter aufseufzte und mit zitternder Stimme begann zu reden.

"Immer wenn ich in den Nachrichten davon mitbekommen habe, dass Eltern durch einen Unfall oder ähnliches ihr Kind verloren haben, dachte ich immer es wäre ein grauenhaftes Gefühl. Doch jetzt wo ich es selber fühlen muss, ist es noch viel schlimmer als gedacht" sprach sie leise und holte dann tief Luft und legte ein paar Sachen in eine Kiste.

"Doch du musst weiter eine Mutter sein, obwohl du gar kein Kind mehr hast..."

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Life After You ↠ Gastina Kde žijí příběhy. Začni objevovat