Prolog

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Zusammengekauert und einsam saß ich in der Ecke meiner kleinen und dunklen Zelle. Meine dunklen Haare fielen mir ins Gesicht. Mir fiel das Atmen schwer. Seit ich denken kann war ich hier in diesem Labor. Genau wusste ich es nicht aber ich wollte es erst gar nicht wissen. Es war ja auch egal. Ich war eine der „alten Hasen" hier, eine der ersten die in diese Hölle gekommen sind. Was sollte man groß dazu sagen. Ich wusste nicht wie ich hieß, woher ich kam oder wie alt ich bin. Das einzige was ich weiß ist, dass ich Nummer 03 bin.Und das war das einzige was die Leute hier interessierte. Das Band um mein rechtes Handgelenk. Es war noch rot. Noch aber selbst in diesem schalen Licht konnte ich die leichte Farbveränderung sehen. Ich knurrte leise, als Schritte sich in Richtung meine Zelle bewegten. Ich wusste nicht, ob die Wächter nun zu mir wollten oder zu dem neben mir, Nummer 02, aber ich knurrte einfach pauschal. Es war fast schon automatisch. Doch die Wächter gingen an meiner Zellentür vorbei zu Nummer 02. Dieser war schon immer recht gefügig gewesen, nicht so wie ich. Deshalb ging er ruhig vor ihnen aus der Zelle. Ich kniff die Augen leicht zusammen und fletschte leicht die Zähne. Er drehte leicht den Kopf zu mir. Mich trafen zwei blaue Augen und ich war kurz wie benebelt. Ich hatte noch nie so blaue Augen gesehen. Er wurde weiter geschoben und ich schlich vor zu den Gittern meines Lebens. Vorsichtig schielte ich auf den engen und schmutzigen Gang. Fahles Licht fiel aus einer geöffneten Türe. Es war ein Behandlungsraum der für den Jungen neben mir geöffnet worden war. Er trat ein und die Tür schloss sich wieder. Langsam, um so wenig Luft wie möglich zu verschwenden, ging ich wieder zurück in die Ecke. Ich zog meine nackten Beine an die Brust und legte meine Arme auf die Knie Und starrte vor mir auf den Boden. Nach einer Weile hörte ich das schreien eines kleinen Mädchens. Sie schrie und weinte, schrie um Hilfe. Sie wirkte so verzweifelt. Und doch ließ es mich kalt. Ich sah nur einen Moment auf und ließ dann wieder den Kopf sinken. Das schreien wurde langsam leiser, kläglicher aber gleichzeitig schmerzvoller. Und nun wusste ich auch warum. Ich schluckte und versuchte es auszublenden. Dieses Wissen warum. Aber ich war einfach schon zu lange hier. Auf einmal merkte ich wie etwas warmes meine Wangen runter lief. Vorsichtig wischte ich mit der Hand durch mein Gesicht. Ich weinte. Ich wusste nicht wie lange ich schon nicht mehr geweint habe. Ich hatte eigentlich schon lange damit aufgehört, mein Herz wurde zu Stein und ich wurde kaltherzig und abweisend. Doch nun weinte ich zum ersten Mal. Meine Nase verstopfte immer mehr, das Atmen viel mir noch schwerer als zuvor. Ich versuchte aufzuhören, mich irgendwie zu beruhigen. Aber die Tränen fielen immer weiter auf den Boden unter mir, sie wollten gar nicht mehr aufhören. Nach einiger Zeit hörte ich auf zu versuchen sie zu stoppen und vergrub mein Gesicht in meinen Armen. Zitternd weinte ich hemmungslos. Die Angst zu sterben, die Angst nie mehr hier heraus zu kommen überwältigte mich. Immer weniger Luft konnte in meine Lungen, langsam wurde meine Sicht immer dunkler und ich versuchte keuchend wieder Luft zu bekommen. Das letzte was ich sah, bevor ich Ohnmächtig wurde, war ein großgewachsener Wächter der mich aus dem Behandlungsraum zog und irgendwohin brachte. *War ich tot?* fragte ich mich selbst noch kurz.

 Meine Tests waren nun endlich fertig und ich wurde aus dem hellen Raum raus geführt. Entgegen kam mir schon Wärter, der das Mädchen neben mir über den Schultern hängen hatte. Sie schien Ohnmächtig. Ihr Gesicht glänzte leicht, sie schien geweint zu haben. Unsanft wurde ich weiter geschoben. Ich hatte wieder mal Kopfschmerzen und die Schnitt- und Stichstellen brannten und bluteten. Wieder schloss man mich in meinen Kerker ein und ich legte mich auf die alte und kaputte Matratze in einer der Ecken. Ein anderer Wächter trug gerade die Leiche eines Mädchen raus und für einen kurzen Moment wurde mir bei ihrem Anblick übel. Ich drehte mich schnell in Richtung Wand und schloss die Augen. Doch schlafen konnte ich mich diesen Kopfschmerzen einfach nicht. Ich schlug meine Augen wieder auf und blickte auf mein rechtes Handgelenk. Das Rot wich immer mehr einem grün und die Zahlen 02 blichen immer mehr aus und wurden von Dreck und Blut überdeckt. Ich seufzte einmal tief und starrte wieder an die Decke. Da schrie jemand plötzlich auf. Ich setzte mich sofort aufrecht hin und starrte erschrocken auf den Gang. „GRÜN!" schrie jemand wieder. Ich erstarrte. Es wirkte wie als wäre die Zeit einen Moment angehalten worden. Keiner der Kinder gab einen Ton mehr von sich, alles war ruhig. Man hätte eine Nadel fallen hören können. Das begeisterte und verrückte Lachen des obersten Laboranten, dem Chef dieser ganzen verrückten hier, konnte selbst ich in der hintersten Zelle noch hören. Ich schluckte. *Wer hat ein grünes Band bekommen?* überlegte ich, noch immer in der Schockstarre. Da hörte ich die schweren Schritte eines Wärters und die Zellentüre neben mir wurde geöffnet. „Die erste also..." hörte ich ihn leise murmeln. Wieder einmal wünschte ich mir keine Steinmauern sondern Gitterstäbe würden sich zwischen den Kammern befinden. *Nummer 03 ist die erste mit dem Grünen Band?!* fragte ich mich überrascht und geschockt gleichzeitig. Mein Herz schlug mir einen Moment bis zum Hals und ich fragte mich was dann passiert. Wieder sah ich auf mein eigenes Band. Rot wich immer noch der grünen Farbe. Tief im Innern hoffte ich das es sich doch schwarz färben sollte. Oder abfallen sollte. Aber ich wusste das dies nicht passieren würde. Eine weitere Welle heftiger Kopfschmerzen zwang mich dazu mich hin zu legen und wieder zu versuchen zu schlafen. Diesmal sogar mit Erfolg.

Kochendes Blut [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt