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"Hey Baby, hast du gut geschlafen?" Hörte Donna Raphaels kratzige Morgenstimme, als sie die Küche betrat. Raphael, nur mit Boxershorts bekleidet, reichte ihr eine Tasse Kaffee. Der Tisch war reichlich gedeckt.
"Welch ein schöner Anblick am Morgen..." nuschelte Donna, strich ihm über sein Sixpack und küsste ihn.
Raphael grinste in den Kuss hinein.
Donna selbst hatte nur ein T-Shirt von Raphael an, was ihr gerade so über den Hintern reichte, als sie sich wegdrehte um sich zusetzen, pfiff Raphael.
"Du hast recht, ein grandioser Anblick." Grinste er.
Er setzte sich zu ihr.
"Was macht eigentlich die Wohnungssuche?" Fragte Donna.
Raphael und Joshi hatten sich dazu entschlossen ihre Wg aufzulösen. Raphaels Label hatte sich gut entwickelt und auch bei Joshi waren bereits einige Euro mehr auf den Konto. Die Wg war ihnen langsam zu klein geworden. Vielleicht war es nun Zeit endgültig erwachsen zu werden und dazu brauchte es Platz.
"Joshi hat schon was gefunden, höchstens fünf Minuten von hier entfernt. Es ist im Dachgeschoss, aber trotzdem groß und mit Fahrstuhl. Die Wohnung über meinen Studio ist frei geworden, das wäre natürlich die optimale Lage, aber die ist leider erst einen Monat zu spät einzugsbereit." Erzählte Raphael.
"Und wie optimal das wäre! Ruf da an und frag nach einem Besichtigungstermin, wenn du willst begleite ich dich auch. Und den einen Monat ziehst du einfach zu uns, Problem gelöst." Donna klatschte sich in die Hände und sah Raphael erwartungsvoll an.
"Ben und Milan, wären von der Idee bestimmt nicht ganz so angetan." Warf Raphael ein.
Donna verdrehte die Augen.
"Mein Bruder liebt dich und Ben wäre der letzte, der irgendwas dagegen hätte, dich bei uns aufzunehmen, der würde dich eher sofort in den Mietvertrag aufnehmen. Mach es doch nicht so kompliziert, Chèrie." Sie biss sich leicht auf die Lippe.
"Chèrie, schau mich nicht so an, du weisst wie sehr mich das anmacht." Er lehnte sich zurück und raufte sich die Haare. Er ließ seine Schultern routieren, was ein leichtes Knacken in seinen Gelenken auslöste.
Er nahm sein Handy und wählte eine Nummer.
"Guten Tag, Ragucci hier,ich rufe an wegen der Wohnung ..."
Raphael ging aus dem Raum und kam nach einem fünfminütigen Gespräch wieder.
"Zwing mich jetzt nicht dazu zu sagen, dass du recht hattest" grinste Raphael.
"Das musst du nicht sagen, ich weiß das." Antwortete Donna lächelnd.
Er goss sich noch einen dampfend heißen Kaffee ein.
Auf einmal, wie ein plötzlicher Windstoß, durchfuhr ihn ein Gedanke.
Donna atmete schwer, sie keuchte regelrecht. Raphael drehte sich zu ihr und nahm ihre Hand, sie war ganz heiß und schwitzig. Sie drehte ihren Kopf hin und her, ihr Gesichtsausdruck war gequält und sie nuschelte etwas, was Raphael nicht verstand. Ihre Augen kniff sie zu.
Es war eine Erinnerung an letzte Nacht und die vielen Nächte davor. Raphael konnte sich an keine gemeinsame Nacht erinnern, in der er Donna nicht dabei zu sehen musste, von einem Albtraum gequält zu werden. Sie erschien ihm dann immer so zerbrechlich, komplett gegenwertig zu ihrem wachen Zustand.
Donna riss ihn aus den Gedanken.
"Hey, an was denkst du?"
Raphael sammelte sich.
"Nichts, mir fällt nur gerade etwas ein.." Er stand auf und holte sein Laptop und machte einen Song an, Sierra kidd war der Name des Künstlers.
"Wie findest es? Ich bin am überlegen ihn unter Vertrag zunehmen." Erklärte er.
"Hört sich auf jeden Fall nicht schlecht an, aber ich vertraue da eh vollkommen dir. Du bist das Musik Genie." Sagte Donna.
Und so meinte sie es auch, sie war wirklich von Raphaels Sinn für Musik beeindruckt. Wenn er einen Song hörte, hörte er alle Instrumente und Feinheiten heraus.
Raphael strahlte sie an, solche Worte waren sein Antrieb.

"Na ihr beiden hübschen, was habt ihr schönes gemacht?"trällerte Ben, als Donna und Raphael das Wohnzimmer betraten.
"Wohnungsbesichtigung." Sagte Donna und streckte sich.
"Wohnungsbesichtigung? Du willst mich doch nicht verlassen?" Ben schaute traurig.
"Och Benni!" Gerührt von Bens niedlicher Reaktion stand sie auf und umarmte ihn.
Ben schmollte.
"Raphael will umziehen. Ich würde  dich doch nie verlassen, Häschen." Donna machte Bens Schmollmund nach.
"Bruder, wie machst du das nur? Bei mir ist sie nie so handzahm." Mischte Raphael sich ein.
"Ich kopiere dir die Gebrauchsanweisung" antwortete Ben, worauf hin er einen kleinen klaps von Donna kasierte.
"Auf jeden Fall ist die Wohnung sehr schön, groß, hell und modern. Und wenn alles gut verläuft und Raf die Wohnung bekommt, wird er für einen Monat in unserer Chaos Wg leben." Erzählte sie.
Raphael wurde etwas verlegen. Sie hatten Ben noch nicht gefragt,ob es für ihn in Ordnung sein würde, wenn Raphael für einen Monat zu ihnen ziehen würde. Auch wenn er wusste, dass Ben der entspannteste Typ war und sicherlich nichts dagegen haben würde, war es ihm unangenehm darum zu bitten.
"Also, das Problem ist das Wohnung erst einen Monat zu spät bezugsbreit ist und ich dann somit keine Bleibe hätte..."
"Achso, natürlich kannst du hier pennen, kannst auch meinetwegen gleich komplett einziehen." Sagte Ben sofort.
Gorbatschow legte seinen Kopf auf Raphaels Knie.
"Na Chef, musst du nochmal raus?" Sagte Raphael und kraulte ihn.
Donna nickte ihm zu. Sie standen auf uns gingen in den Flur um sich anzuziehen.

Im selben Moment kam Milan nachhause. Er begrüsste die beiden und zog seine Jacke aus, dabei fiel ein kleines durchsichtiges Tütchen mit einem weißen Pullver auf den Boden.
Donna Pupillen erweiterten sich und wie ferngesteuert holte sie aus, ihre Hand landete wenige Millisekunden später auf Milans Wange.
Raphael starrte seine Freundin erschrocken an.
Milans Wange errötete deutlich und sein Gesicht war schmerzverzerrt.
"jsi hanba" Donnas Stimme war energisch.
"Ich bin eine Schande? Merkst du eigentlich noch wie krank du bist? Wer ist denn von uns diejenige, die nicht mehr ohne Knarre neben dem Bett schlafen kann, seitdem Viktor nicht mehr da ist? Ich muss das Zeug ja nehmen um hier mit dir klarkommen!" Brüllte Milan Donna entgegen, seine Augen waren gläsern.
Er drehte ihnen den Rücken zu und lief schnurstracks in sein Zimmer.
Die Tür warf er mit einem lautem Knall zu.
Donna und Raphael sahen sich fassungslos an.
Donna starrte auf ihre Hand, die gerade noch starke Schmerzen auf Milans Wange verursacht hatte.
Sie wollte etwas sagen, ließ es jedoch sein.
Was war gerade passiert? Warum hatte sie ihren Bruder geschlagen? Woher hatte Milan die Drogen?
War sie wirklich so widerlich?
Raphael bemerkte Donnas inneren Kampf mit sich selbst.
Ihre Augen waren so voller Angst, dass sie etwas an ihrem sonst so kühlen Erscheinungsbild verloren und plötzlich so viel verletzlicher wirkten. Sie tanzten hilflos hin und her, als würden sie einen Fluchtweg suchen, um dieser Situation zu entkommen.
"Ich rede mit ihm." Sagte Raphaels Mund schneller als sein Kopf denken konnte und er steuerte Milans Zimmer Tür an.
Donna nickte und schaute wie ein kleines Kind, welches sich verletzt hatte und nun zum Trost ein Eis bekommen würde.
Seine Faust schlug gegen das Holz der weißen, massiven Altbautür.

Rabenschwarz Where stories live. Discover now