Kapitel 1: Emma

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Emmas Sicht:
Seit etwa 6 Monaten bin ich schon in dieser Familie. Anfangs waren mir meine beiden Pflegeeltern sehr sympathisch als sie mich aus dem Heim geholt haben. Die Hoffnung, endlich meine Familie gefunden zu haben, war auf jeden Fall vorhanden gewesen. Doch nach ein paar Tagen fing die Fassade der lieben Eltern zu bröckeln. Sie sperrten mich in einen kleinen, dunklen Raum ohne Fenster, dass sie als "mein Zimmer" bezeichneten.
Als ich das erste Mal dort eingesperrt hatten, hatte ich Angst und weinte. Die kleine Deckenlampe bot wenigstens etwas Licht, wodurch ich mir den Raum genauer ansehen konnte. Er war komplett grau und an einigen Stellen waren Risse in der Fassade. Welch Ironie, dachte ich. Ein Bett stand in einer Ecke, was eigentlich nur aus einer Palette und einer Matratze bestand.
Die ersten Tage hockte ich in einer Ecke, die Beine an meinen Körper gezogen und mit meinem Armen umklammert.
Meine "Eltern" ließen mich die ganze Zeit im Zimmer eingesperrt und kamen nur ab und zu, um mir ein Stück Brot und Wasser zu bringen. Es gab jedoch Ausnahmen. Wenn die Frau mir das Essen alleine brachte, legte sie mir immer eine kleine Süßigkeit neben das Brot. Es war der einzige Moment, in dem ich mich traute, sie direkt anzusehen. Sie lächelte zaghaft und ich konnte einen Funken Mitleid in ihren Augen sehen. Es schien, als würde all dies nur von dem Mann ausgehen. Leider waren diese Besuche sehr selten, jedoch durch diese kleine Geste, wurde nicht jede Hoffnung in mir vernichtet.

Der Mann war der Schlimmste. Oft kam er in den Raum, nachdem er entweder von Arbeit kam oder Streit mit seiner Frau hatte.
Er schnief grimmig und kam dann gefährlich nah. Er ließ seine Wut auf verschiedene Weisen an mir aus.
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Eines Tages als mir die Frau wieder alleine das Essen brachte, lag neben dem Brot keine Süßigkeit. Nein, daneben lag ein Schlüssel. Ich starrte ihn an und hab dann fragend den Blick, um die Frau anzusehen.

Frau: ich kann das nicht mehr, Kleine.. Es tut mir so leid, was er mit dir macht. Du musst fliehen!

Sie flüsterte und schaute mich voller Angst und Mitleid an. Ich nahm vorsichtig den Schlüssel in meine dünnen Finger. Ich konnte nicht glauben, was hier gerade passiert.

Frau: es wird Zeit. Warte einen Moment, bis ich weg bin. Wenn du laute Musik hörst, dann befreie dich und renn. Renn, solange dich deine Beine tragen können.

Ich nickte zaghaft und die Frau stellte ein Rucksack neben mich ab. Dann kam sie mir ziemlich nah und ich erstarrte. Sie gab mir ein Kuss auf die Stirn und ging zur Tür, noch einmal sah sie zu mir.

Frau: bitte, verzeih' mir, Emma.

Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Raum und schloss den Raum ab, da sie wusste, dass ihr Mann es überprüfen würde, ob die Tür zu geschlossen war.

Alles blieb still und ich saß wie eine Statue in der Ecke und konnte die Situation noch nicht recht verarbeiten. Doch als plötzlich Musik laut aufgedreht wurde, erwachte ich aus meiner Starre. Ich griff den Rucksack und meine rote Lederjacke, die mir eine Freundin im Waisenhaus geschenkt hatte, nachdem sie adoptiert wurde.
Ich zog sie an, setzte den Rucksack auf meine Schultern und ging leise zur Tür. Ich steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn. Ein kleines Klickgeräusch konnte man vernehmen und die Tür öffnete sich. Ich sah vorsichtig hinaus und konnte mich zuerst nicht an die hellen Lichter im Flur gewöhnen. Ich war wie vernebelt, ich bin frei. Die laute Musik holte mich zurück in die Realität und ich rannte los. Der Flur war lang und am Ende war die Tür zur vollkommenen Freiheit. An der Tür angekommen, drehte ich mich noch kurz um und sah die Frau am anderen Ende, die mich anlächelte. Doch plötzlich hörte ich ein lautes Brüllen und ich wusste genau, wer das war.
Die Frau winkte mir freundlich zur Verabschiedung, als plötzlich eine männliche Faust hinter einer Ecke hervor kam und die Frau traf. Sie lag am Boden.
Ich wollte nach ihr rufen, doch ich bekam kein Ton hinaus.
Ich öffnete die Tür und rannte hinaus. Die frische Luft schlug mir ins Gesicht. Hinter mir kam ein erneutes Brüllen. WO IST SIE?!, hörte ich nur noch als ich, so schnell wie ich konnte, in den Wald gegenüber des Hauses rannte.

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Das ist eine neue Storyidee von mir. Ich hoffe, sie gefällt euch✨
Und ich wäre echt dankbar über Feedback :)
-Lilly

forever together - swanqueenWhere stories live. Discover now