"Niemals hast du so oft gekontert" meinte er trotzig. "Doch. Ich habe öfter in unseren Diskussionen gewonnen als du" vehement schüttelte er den Kopf "Das glaube ich nicht, zähl es mir doch auf" ich stöhnte "Was ist denn daran jetzt so schlimm? Glaubst du mir nicht?"

"Doch, aber das kann trotzdem nicht sein! Ich bin Rapper, ich muss auf alles kontern können, da kann mich doch meine eigene Freundin nicht schlagen. Also nenn mir eine Situation"

"Bitte, wenn du unbedingt möchtest. Zum Beispiel als du mir nicht glauben wolltest, das dich niemand als Helfer haben möchte und du keinen Pfleger findest, am Ende des Tages kamst du wieder zu mir, weil selbst Tessa dich nicht mehr wollte" niedergeschlagen fuhr er sich durch sein verstrubeltes Haar "Das war aber auch scheiße" knurrte er. Ich lachte und drückte seine Hand fester "Wenn man Monate davor die ganze Station tyrannisiert" er murrte "Ja, das war vielleicht etwas überreagiert, aber man du bist mir so auf die Eier gegangen. Mir hat es nicht gepasst, dass du so...anders warst. Du hast gegen alle Konventionen verstoßen. Niemand Fremdes hat sich bisher in mein Leben eingemischt und wollte mir Anweisungen erteilen. Du hast mir fast schon ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn ich mir ein Mädchen abgeschleppt habe. Dabei ging es mir immer nur um Spaß" ich schürzte die Lippen. Mir war nie klar, dass Christopher das wirklich beschäftigte. Er wirkte immer so...interesselos. Als würde er meinen er wäre der einzige Mensch auf der Welt und was darauf passieren würde, würde ihn nichts angehen. Bevor ich etwas antworten konnte, parkte er den Wagen und strahlte mich jetzt an. Den kleinen Frust von eben hatte er wohl vergessen. Christopher war so sprunghaft, dass ich manchmal glaubte, er hätte eine Persönlichkeitsstörung. "Wir sind da, Candy-Crush" das er wieder meinen Spitznamen verwendete, zeigte mir, dass er natürlich nicht sauer war. Vorsichtig sah ich mich um, während ich ausstieg. Wow, es war wirklich schick. Wir standen auf einem großen Parkplatz, ein kleiner Weg führte zu einer Marmortreppe. Und damit zu dem höher gelegenen fast aus Glas bestehenden Restaurant. Es thronte über uns und verschaffte sicherlich einen atemberaubenden Ausblick. Rings um dem Gebäude rankten sich die buntesten Blumen. "Wow, wo sind wir hier?" flüsterte ich begeistert. Es schrie danach das es teuer war und das bereitete mir Bauchschmerzen. "Im Vier Jahreszeiten" selbst der Name klang so edel, dass ich weiche Knie bekam. Was ist, wenn ich mich blamieren würde? "Hatten wir nicht gesagt, das es nicht teuer werden soll?" hakte ich vorsichtshalber noch einmal nach. Lachend schlang der Rapper einen Arm um meine Hüfte und küsste meinen Scheitel. "Keine Sorge, Baby. Ich werde dich erstens natürlich einladen und zweitens wollte ich dir diesen Ausblick nicht vorenthalten. Es wird dir gefallen. Und es gibt keine Snobs, wirklich" versprach er mir, dann nahm er meine Hand.

Dass es keine Snobs gab beruhigte mich nicht wirklich, denn die waren mir eigentlich egal. Auch normale Menschen starrten und verurteilten. Ich hatte mich nicht wirklich schick gemacht, weil ich davon ausgegangen war, dass wir ins Kino gehen würden. Aus diesem Grund trug ich nur eine schwarze Skinny Jeans und ein Hard Rock T-Shirt mit einer Tarnfarben Bomberjacke. Mit aller Selbstbeherrschung die ich besaß zwang ich mich, die Marmorstufen hinauf zu gehen, anstatt mich in Chris seinem Mercedes zu verbarrikadieren.

Kaum waren wir in dem noblen Restaurant angekommen, verkrampfte sich mein Magen noch mehr. Sodass ich das Gefühl hatte gleich zu kotzen. "Coleman" sprach Chris mit einem Lächeln zu der Concierge. Nickend übergab sie uns an einen Kellner. Auch im inneren des Restaurants sah man das Noble Arrangement. Edle aussehende Tischdecken in Gold oder weiß. Alle Kellner trugen elegante Uniformen. Die Weine wurden mit weißen Handschuhen serviert. Überall hingen Kronleuchter an der Decke, mit Edelsteinen besetzt. Ich würde mich hier innen zum Affen machen, das stand fest. Galant führte uns der schwarzhaarige Kellner zu einem Tisch, gleich neben der riesigen Panoramafront. Es war ein atemberaubender Ausblick. Man thronte über dem Grunewald und konnte über die satte Baumpracht sehen. Von hier aus konnte man die unzähligen Grüntöne sehen. Christopher hatte recht, es war atemberaubend, dennoch wollte ich lieber wieder verschwinden. Uns wurde eine Karte gereicht. "Zum empfehlen ist heute das Rinderfilet, sowie der Hummer" empfahl uns unser Kellner. Wir beide nickten. Selbst die Speisekarte war veredelt. Sie war aus Leder und in filigraner Schrift stand dort Speisekarte Vier Jahreszeiten. Als ich die horrenden Preise entdeckte, hatte ich das Gefühl meine Augen fielen gleich heraus. Da waren eindeutig zu viele Nullen mit gedruckt worden.

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