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RENÉ

James, Tom, Anton (der Mann, dem dieses Haus gehört) und ich haben uns rund um einen Tisch versammelt.

"Gut, also ist das Mädchen jetzt bei euch", wirft Anton ein. Es wird genickt.

"Wie lange schon?"

"Einen Monat?", schätzt James schulterzuckend. "Ich habe mir die Videos von euch angesehen. Ganz ehrlich: Das war keine gute Idee von euch, es auf so eine offensichtliche Seite zu stellen. Die Bullen werden es dadurch viel leichter haben! Wie ihr ja seht, haben sie schon eine Spur. Ich würde erstens einmal eure Gesichter tarnen, also vielleicht nur verschwommen zeigen und zweitens auf eine etwas versteckte Website stellen, die man nicht so leicht findet", erklärt Anton uns. James und Tom scheinen zu überlegen.

"Ja, da könntest du recht haben. Sollen wir die Videos löschen?", fragt James seinen jüngeren Bruder.

"Ja, es wäre besser. Hast du die Filme auf dem Computer gespeichert?"

"Ja, warum?"

"Ich arbeite als Computerspezialist und kenne mich deswegen gut mit Elektronik aus. Ich würde die Gesichter der Männer - also eure - undeutlich machen und auf eine geheimere Seite stellen. Ist das okay, wenn ich das für euch erledige?", fragt Anton. James, Tom und ich sind einverstanden. Anton schaltet gleich James' Laptop ein und öffnet die Videos. Er schaut beide an und als sie aus sind, pfeift er anerkennend. "Na, hat es Spaß gemacht?" Anton wendet sich mir zu. "Du scheinst ja ein richtiger Gott im Bett zu sein, oder? Zumindest ist das Mädel sehr gut drauf" Er zwinkert mir zu. Ich grinse und erwidere: "Vielleicht, keine Ahnung."

Unser Kollege erledigt das Ganze mit den Pornos und zeigt sie uns dann. "Ja, das ist wirklich besser. Auf welche Seite stellst du es?"

"Auf Deep-Web", antwortet Anton. "Kennst du das?" James schüttelt den Kopf.

"Das ist eine Pornoseite, auf der man sich anmelden muss, bevor man Videos anschauen kann. Außerdem kostet es etwas; das ist praktisch. Wenn man eigene Videos auf diesem Kanal hat, verdient man einiges."

"Und wie viel?"

"Mhhh ... Das kann man nicht so genau sagen. Ein nicht so bekannter Pornodarsteller verdient im Monat vielleicht zwei bis dreitausend Euro, mehr nicht. Schließlich dreht man ja nicht jeden Tag, sondern nur zweimal oder so im Monat. Und für ein Video bekommt man circa tausend Euro. Aber auf diesem Kanal verdient man für ein Video ungefähr zweitausendfünfhundert Euro oder so, weil ja die Zuschauer für den 'Eintritt' zahlen müssen", erklärt Anton.

"Na ja, recht bekannt bin ich noch nicht. Aber diese Seite, die möchte ich gerne einmal kennenlernen", sagt James begeistert. Wieder einmal ist er nur auf das Geld aus.

"Okay, dann müssen wir dich anmelden. Deine Email-Adresse, deine Handynummer, dein Name, dein Geburtstag und deine normale Adresse bitte", fordert Anton und fängt an zu tippen. Ich und Tom sehen uns derweilen im Haus um.

"Wie lange waren wir jetzt schon nicht mehr hier? Oh, mein Gott, ich habe es so vermisst", seufzt Tom und sieht mich von der Seite an.

"Ist was?", fragt er nun.

"Was soll jetzt aus Hannah werden?"

Tom sieht mich verwirrt an. "Na was soll schon mit ihr sein? Sie bleibt da unten in dem Raum und wenn wir sie bei einem neuen Video brauchen, holen wir sie. Ab und zu kriegt sie Essen und Trinken und die Hygiene ... Tja. Duschen darf sie womöglich auch hin und wieder."

"Und was bringt uns das?! Wollen wir mit dieser Methode etwa mehr Geld verdienen? Weißt du, Tom, James geht es doch nur um die Kohle, an die Opfer, die er dabei nimmt, denkt er nicht. Das macht er nicht, und er hat es auch nie getan! Und er wird es auch nie machen, wenn es ihm keiner sagt! Warum müssen wir so unser Geld verdienen? Warum können wir nicht einfach eine normale Familie sein?! Es war immer schon das gleiche. James schnappt sich irgendwelche Frauen, vögelt sie durch und stielt anschließend ihr Geld, dann haut er einfach ab. Tom, willst du, dass aus uns auch sowas wird? Na ja, leider sind wir schon so, aber wir könnten es noch ändern. Wenn ich ganz ehrlich bin: Wir schaden der Menschheit!" Mit diesen Worten lasse ich Tom stehen und laufe weg, aus dem Haus. Ich habe noch nie viel von unserer Geldverdienerei gehalten. "René! Hau jetzt nicht ab, du Feigling!" schreit mir Tom nach. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um. Er kommt näher, bis er schließlich wieder mir gegenüber steht.

In den Händen meines EntführersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt