4.

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"Aufstehen! Du wirst gebraucht!"

Ich setze mich auf. Alle Erinnerungen stürzen auf mich ein. Tom packt mich am Arm und zieht mich zur Tür. Lässt er mich frei? Hoffnung kommt in mir hoch. Der Mann schubst mich die Treppe hinunter in einen anderen Raum. Das Wohnzimmer. Es ist hell beleuchtet und es gibt einen riesigen Fernseher. Alles ist supermodern. Dann sehe ich es. Eine Kamera. Sie ist auf eine weiße Wand und einen roten Teppich gerichtet. Wollen die mich etwa fotografieren?! Mir wird etwas schlecht.

"Zieh dich aus!", befiehlt der Älteste - James. Ich schlucke. Oh, Scheiße!

"Schneller!", treibt er mich an. Ich greife zu meinem Hosenbund und fummle daran herum. James seufzt laut und genervt und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Tom hält mich weiterhin fest.

James öffnet mir die Hose und reißt sie mir vom Leib. Mein T-Shirt zieht er mir über den Kopf. Ich wehre mich, doch ich ernte dafür nur eine schmerzhafte Ohrfeige von Tom, die mich aufschreien lässt. Die Socken werden mir auch ausgezogen. Mein Nagellack, den ich noch von der Party von Julian auf meinen Nägeln habe, kratzt James herunter.

"Wir wollen doch nicht, dass das Foto bunt wird. Außer der Teppich natürlich", erklärt er und grinst. Ich werde vor die Kamera geschubst.

"Die ersten Fotos machen wir mit Unterwäsche. Die restlichen morgen und ohne Kleidung." James zwinkert mir zu. Ich schlucke wieder. Ich bekomme Panik. Ich werde mich doch nicht ausziehen und mich nackt fotografieren lassen! Die spinnen doch!

Tom stellt sich hinter den Fotoapparat und fängt an zu knipsen. Nach wenigen Sekunden gibt er einen genervten Laut von sich. "Könntest du vielleicht eine Pose machen?"

"Wieso sollte ich? Ich mach das hier schließlich nicht freiwillig", fahre ich ihn an. Ich bin stolz auf mich. Tom knurrt.

"René, hilf ihr", befiehlt er und macht sich wieder bereit. Ich schaue mich verwirrt um. Wird er mich jetzt brutal dazu zwingen? René umarmt mich von hinten und legt sein Kinn auf meine rechte Schulter. Ich stehe da wie ein Stock. Ich traue mich nicht zu bewegen. René spreizt meine Beine und stellt seinen linken Fuß darunter. "Lächle, dann bekommst du nachher mehr zu essen", zischt René mir unauffällig ins Ohr. Sein warmer Atem streift mein Ohr. Ich bekomme eine Gänsehaut. Ich tue was er gesagt hat und schmunzle ein wenig. Nach ein paar Minuten werde ich etwas entspannter. Ich posiere, so wie es mir gerade einfällt. Nach fünfzehn Minuten - dazwischen eine kurze Pause - sind wir fertig. Ich werde wieder auf dem Dachboden eingesperrt.

"Hier hast du dein Essen. Für heute ist das alles. Außer du tust mir einen Gefallen", schlägt René grinsend vor. Ich schaue ihn mit großen Augen an. Er kommt auf mich zu und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Ich weiche zurück, doch er hält mich fest.

"Ich hab's dir gesagt, Schätzchen. Erstens: Mach das, was wir dir sagen, sonst hat das Konsequenzen. Zweitens: Tu mir diesen Gefallen und du bekommst heute Abend noch was zu essen", erinnert er mich. Er beugt sich zu mir herunter. Ich schlage ihm auf die linke Wange. Er schreit auf.

"Da will ich lieber verhungern!", sage ich mit kräftiger Stimme. Ich habe auf einmal das Bedürfnis, ihn zu beleidigen. Plötzlich packt René mich am Kragen und zerrt mich zur Wand neben dem Bett. Er drückt mich dagegen und bohrt seine Fingernägel in meine Haut. Ich beiße die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.

"Wie oft muss ich dir das jetzt noch sagen?! Du tust gefälligst das, was wir dir sagen, kapiert!? Für heute gibt's kein Essen mehr. Ich nehme dir die Wurst und den Käse wieder weg. Das hast du dir nicht verdient!", brüllt er. Er gibt mir eine Ohrfeige. Ich schluchze. René drückt mich ein weiteres Mal gegen die Wand, sodass mein Rücken schmerzt. Ruckartig lässt er mich los und geht mit schnellen Schritten zur Tür. Dabei nimmt er die Wurst und den Käse mit. Die Tür knallt zu und wird versperrt. Ich sinke weinend zu Boden. Was habe ich da nur gemacht? Ich bereue alles. Ich rapple mich hoch und lege mich aufs Bett. Mein Magen knurrt. Vielleicht sollte ich etwas essen, so lange ich noch was bekomme. Ich gehe zum Tisch und nehme das Teller. Eine Scheibe Brot mit Butter. Ich knabbere daran herum. Meine Wange brennt. Ich greife mit meinen Fingern darauf und fühle etwas Nasses. Ich schaue auf meine Fingerspitzen. Blut. Ich lasse die Hand sinken. Er hat mich verletzt. An meinen Unterarmen sind einige Kratzer, die ein wenig bluten. Das hat er mit seinen Fingernägeln geschafft, vermute ich. Ich esse das Brot auf und lege mich dann wieder hin. Ich beschließe etwas. Ich werde ab jetzt alles tun, was James, Tom und René von mir verlangen.

In den Händen meines EntführersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt