Ein Röcheln. Und meine Füße trugen mich einfach von ganz alleine, ohne, dass ich sie steuerte, ohne, dass ich überhaupt irgendetwas befahl.

Hinten.

Ein Gedanke, der mir einfach so durch den Kopf schoss, ein Gedanke, als hätte ihn jemand anderes geschickt.

Hinten Aruna...

Ich taumelte vorrwärts, mein Herz tanzte und sprang und lief und rannte und fiel und tauchte und schwebte. Und es lebte. Es war, als würde es zum ersten Mal wieder leben.

Meine Füße wurden schneller, ich hörte, wie er etwas murmelte, hörte seine brüchige, kratzige Stimme, die mich geradezu zu beflügeln schien, meine Spiegelung rannte neben mir her, es war, als würde der Korridor immer länger werden, obwohl er auf den ersten Blick so klein gewirkt hatte, ich bekam kaum mehr Luft, die Aufregung stieg immer weiter und weiter und dann...

Dann war da dieser eine, dieser bekannte Geruch.

Kiefern. Alec.

Ich blinzelte heftig, meine Augen erfasste die Tür, die Zellen hier hinten waren anders, die dicke, robuste Wand war durch lange, glänzende Gitterstäbe ersetzt worden, die einen Blick auf die kargen, kleinen Zellen ließen, während die Tür aus reinstem Obsidian immer noch glänzte und da... da sah ich ihn.

Ich keuchte auf, stammelte irgendetwas, an das ich mich im Nachhinein selbst nicht mehr erinnern konnte und dann gaben meine Knie einfach nach.

»Alec«, keuchte ich vollkommen neben mir, die große Gestalt lehnte bebend mit ihrem Kopf gegen die Gitterstäbe, völlig zusammengesunken, das lange, strähnige Haar verbarg sein Gesicht.

Und dann schlug mir der Geruch von verbranntem Fleisch in die Nase, der mir meinen Mageninhalt hochtrieb.

Vollkommen entsetzt zog ich mich an die Gitterstäbe heran, es kribbelte, als ich sie berührte, doch das war jetzt nicht wichtig.

»Was tust du denn da?!«, kreischte ich entsetzt, er reagierte gar nicht, aber das war auch egal.

Ohne zu zögern streckte ich meine Hände durch das Gitter, griff an seine Schultern und drückte ihn zurück, sodass das verdammte Obsidian seine Haut nicht mehr verbrennen konnte.

»Alec!«, keuchte ich, während ich mich gegen das Obsidian drückte, um ihn aufrecht zu halten und meine Knie in meiner hockenden Position unangenehm gegen die Stäbe scheuerten.

Keine Reaktion.

Es stank bestialisch, seine nackte Haut brannte sich kalt in meine Hände und ich war mir sicher, würde ich ihn nicht irgendwie halten, würde er umkippen.

Sein Kopf ruhte vollkommen erschöpft auf seiner Brust, das Haar hing in Strähnen vor seinem Gesicht, seinen Körper zierten verkrustete Wunden und seine Seite sah übel entzündet aus. Er zitterte wie verrückt, kniete da, ohne ein Wort zu sagen.

»Alec?«, hauchte ich wieder, beinahe zaghaft, musste mir erneut die dummen, dummen Tränen verkneifen, die einfach kamen. Ich wusste nicht warum. Ich wusste es ehrlich nicht.

Er sagte nichts. Warum sagte er nichts?

Verdammt sag doch etwas! Sag etwas! Du bist Alec! Du kannst nicht einfach schweigen! Rede mit mir!

»I-Ich...«

Beinahe zuckte ich zusammen, als seine kratzige, raue Stimme ertönte, die seinen gesamten Körper zum erbeben brachte, mich erschaudern ließ, während sich meine Hände immer noch warm auf seine Schultern legte.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt